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Der Computer-Satelit

Der Computer-Satelit

Titel: Der Computer-Satelit
Autoren: James P. Hogan
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geschehen würde, was würde das System damit anfangen? Könnte es, genauer gesagt, die gleichen Verhaltensmuster entwickeln, die auch organische Systeme entwickelt haben, weil sie von dem gleichen Überlebensinstinkt motiviert sind, aber aus anderen Gründen?
    Um die Spekulationen zu überprüfen, die von allen Seiten geäußert wurden, haben wir Janus eingerichtet. Da die angenommene Antwort auf die erste Frage ja lauten mußte, haben wir eine Situation geschaffen, in der das bereits passiert war — wir haben Spartakus von Anfang an einen Überlebensinstinkt einprogrammiert. Um dann seine Fähigkeit zu überprüfen, sich diesem Instinkt entsprechend zu verhalten, haben wir ihn angegriffen. Was danach passiert ist, wissen Sie alle."
    Cordelle räusperte sich und hob eine Hand, um die allgemeine Aufmerksamkeit auf seinen Platz bei Linsays Gruppe zu lenken. Dyer hob die Augenbrauen.
    „Sagen Sie damit, daß er tatsächlich Emotionen entwickelt hat, die wie unsere sind.., daß er genau wie wir empfunden hat?"
    „Das wäre vielleicht eine zu starke Vereinfachung", antwortete Dyer. "Sein zu beobachtendes Verhalten zumindest war ziemlich das gleiche. Um aber zunächst bei Ihrer Terminologie zu bleiben, ja — er hat so reagiert, wie das jedem Menschen schon geläufig ist. Zunächst hat er defensiv reagiert, dann aggressiv und zum Schluß mit offener Feindseligkeit. Wenn wir ein solches Verhalten bei unserer eigenen Spezies beobachten, schreiben wir es irgendeinem aus einer Anzahl von Gefühlszuständen zu, wie zum Beispiel Rivalitätsgefühl, Machthunger, dem Wunsch zu beherrschen, Wettstreit um Ressourcen und ähnliches mehr. Es gibt sogar hier eine ganze Menge Leute, die dann und wann die Frage gestellt haben, welcher dieser menschlichen Züge vor allem dafür verantwortlich ist, daß Spartakus sich so verhält, wie er das getan hat." Er machte eine Pause und sah sich wieder um, aber es kamen keine Unterbrechungen. Alle Augen im Raum waren unverwandt auf ihn gerichtet.
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    „Der Hauptgrund ist aber der einzige, der mir gegenüber von niemandem erwähnt worden ist — Angst!”
    Ein überraschtes Murmeln erhob sich in manchen Teilen des Raums. Dyer nickte langsam, während er wartete, bis es sich wieder gelegt hatte.
    „Er hat gekämpft, weil er entsetzliche Angst hatte. Welche Reaktion würden sie denn von einem Organismus sonst erwarten, der zum Überleben programmiert ist und von Kräften angegriffen wird, die er nicht versteht? Solange er nicht wußte, wogegen er kämpfte, kämpfte er so gnadenlos, wie es ihm möglich war."
    Inzwischen war die Stille absolut geworden.
    „Aber ..." Dyer hob eine Hand und machte eine Pause, um seinen Worten eine größere Bedeutung zu verleihen. "Seine Wahrnehmung der Realität und des Universums um ihn herum war die ganze Zeit in einer Entwicklung begriffen.., zu optischen und elektronischen Geschwindigkeiten beschleunigt. Er begann, sich selbst von seiner Umgebung zu unterscheiden und Eigenschaften und Muster in den Kräften und Objekten zu erkennen, die diese Umgebung bewohnten. Er fand heraus, daß Einflüsse, die außerhalb von ihm selbst lagen, dazu fähig waren, den Überlebensinstinkt zu bedrohen, den zu verteidigen ihm befohlen worden war. Dementsprechend unternahm er den Versuch, diese Einflüsse so zu kontrollieren, daß diese Bedrohung ausgeräumt war. Und dieser Versuch war, wie wir wissen, furchterregend erfolgreich — weit erfolgreicher, als wir das je angenommen hatten, das will ich zugeben."
    „Und dann hat sich etwas verändert", vermutete Krantz. Er spürte, daß Dyer nun die Eröffnung machen wollte, auf die er hingearbeitet hatte. Krantz hatte sich von dem Schock über das, was er vor einigen Minuten erfahren hatte, erholt und hörte nun aufmerksam zu, obwohl er noch immer äußerst unglücklich über die Situation zu sein schien. Dyer nickte.
    „Und dann hat sich etwas verändert", sagte er. "Das ist noch gar nicht lange her — eigentlich innerhalb der letzten Stunden. Spartakus ist sich seiner Umgebung ausreichend bewußt geworden, um erkennen zu können, daß außer ihm noch eine Form von Intelligenz existierte. Es ist eigentlich keine wirkliche Überraschung, daß er danach nicht mehr lange gebraucht hat, bis er zu dem Schluß kam, daß es diese andere Intelligenz war, die er bekämpft hatte.
    In der Zwischenzeit hatte auch das Bewußtsein seiner eigenen
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    Existenz große Fortschritte gemacht. Er hatte die Fähigkeit entwickelt, die Prozesse zu
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