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Der Club der Gerechten

Der Club der Gerechten

Titel: Der Club der Gerechten
Autoren: John Saul
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sich ereignet hatte, felsenfest überzeugt schien.
    Auch wenn das Opfer im Gerichtssaal auf Jeff zeigte und sagte: »Das ist der Mann, der mich überfallen hat. Ich werde das Gesicht nicht vergessen, solange ich lebe.«
    Als die Jury Jeff für schuldig befand, war Keith noch immer überzeugt, dass es ein Irrtum war. Er war sicher, dass alles wieder in Ordnung kommen würde – man musste Berufung einlegen, Jeff würde freikommen, und sie könnten weiterleben wie bisher.
    Aber Jeff war nicht freigekommen.
    Und Keith begann, ganz gegen seinen Willen, Mary die Schuld an dem zu geben, was geschehen war.
    Als jetzt der Verkehr auf dem New Island Expressway völlig zum Erliegen kam, sah er sie an.
    »Wir kommen zu spät.«
    Mary seufzte. »Ich nehme an, auch das ist meine Schuld.«
    Keiths Finger umklammerten das Lenkrad fester. »Ich habe nicht gesagt, dass du schuld bist. Warum musst du nur alles so auf deine Person nehmen?«
    »Persönlich nehmen«, korrigierte sie ihn.
    Sei bloß still, sagte sich Keith. Es ist ohnehin egal, ob wir zu spät kommen. Es ändert nichts. Aber Jeff würde es nicht egal sein. »Ich hätte schon gestern Abend kommen sollen«, sagte er leise vor sich hin. »Ich hätte schon längst dort sein müssen.«
    Mary Converse hielt es für sinnlos, ihrem Mann zu antworten. Tatsächlich war sie es müde, überhaupt mit Keith zu reden. Wenn er nur so stark gewesen wäre wie sie ...
    Sie hielt in ihren Gedanken inne, denn sie wusste, dass Keith ihren Glauben nicht teilte, nie teilen würde. Anfangs war sie, wie Keith, überzeugt gewesen, dass ihr Sohn unschuldig war. Dann hatte sie sich mit dem auseinandergesetzt, was Jeff widerfahren war. Eine Zeit lang hatte sie sich selbst die Schuld gegeben, geglaubt, dass es sich nicht ereignet hätte, wären sie und Keith vor so vielen Jahren nicht der Sünde verfallen.
    Denn dann hätte Jeff sich nicht in Schwierigkeiten gebracht.
    Nachdem er schuldig gesprochen worden war, fühlte sie selbst sich so schuldig, dass sie sich fast wünschte, einfach sterben zu können. Aber dann hatte sie mit Pfarrer Noonan darüber geredet, der ihr erklärt hatte, sie sei für nichts verantwortlich, was Jeff getan hatte. Ihre Aufgabe sei es nun, Jeff wissen zu lassen, dass sie ihm vergab.
    Ihm vergab und ihn liebte, wie Gott ihm vergab und ihn liebte.
    In ihrem Glauben hatte sie Frieden gefunden, hatte hingenommen, was ihr auferlegt war.
    Keith hingegen versuchte noch immer, Jeffs Schuld zu leugnen, bestand darauf, dass es ein Irrtum sein müsse, weigerte sich zu akzeptieren, dass alles, was geschah, Gottes Wille war. Im tiefsten Herzen wusste Mary es besser: Jeff war in Sünde gezeugt und empfangen worden, seine Seele von dem Augenblick an verderbt, in dem sie schwach genug gewesen war, Keith Converses niedrigsten Instinkten nachzugeben. Die Sünden des Vaters wurden jetzt auf den Sohn übertragen, und sie konnte es nur annehmen und beten – nicht nur für ihre Seele, sondern auch für die von Jeff.
    Der Verkehrsstau löste sich so schnell auf wie er sich gebildet hatte, und während sie auf dem Brooklyn-Queens-Expressway nach Süden fuhren, glitten Marys Finger über die Perlen ihres Rosenkranzes, und sie begann wieder zu beten.
    Gottes Wille wird geschehen, betete sie lautlos. Gottes Wille wird geschehen ...

2. Kapitel
    Für Jeff Converse hatte jeder Morgen das gleiche furchtbare Gesicht. Jede Morgendämmerung, die während der letzten fünf Monate angebrochen war, hatte die flüchtige Hoffnung mitgebracht, dass er endlich aus dem schrecklichen Albtraum erwachen werde, zu dem sein Leben geworden war. Aber wenn der tröstliche Schlaf ihn in den Tag entließ, entglitt ihm die Hoffnung, dass er aus einem bösen Traum erwachte.
    Der Knoten aus Angst, der sich bei seiner Festnahme in seinem Magen gebildet hatte, zog sich immer fester zusammen, während er überlegte, welche Schrecken der neue Tag wohl mit sich bringen konnte.
    Anfangs hatte er angenommen, es würde in ein paar Minuten vorbei sein – würde eine oder zwei Stunden dauern, im äußersten Fall. Als sie ihn in der Polizeistation auf der West 100 th Street in die Zelle der Schwerkriminellen sperrten, hatte er sich mehr neugierig als ängstlich umgesehen. Schließlich war, was ihm passiert war, ganz offensichtlich ein Irrtum.
    Er hatte der Frau in der U-Bahnstation nur helfen wollen.
    Zuerst hatte er sie kaum gesehen – wollte eben, vom Bahnsteig kommend, die Treppe hinaufsteigen, als er etwas hörte. Und er war stehen
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