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Der Club der Gerechten

Der Club der Gerechten

Titel: Der Club der Gerechten
Autoren: John Saul
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wenn sie Jeff gehen lassen.«
    »›Sie‹, wie du es ausdrückst, werden ihn nicht gehen lassen, solange seine Schuldlosigkeit nicht bewiesen ist«, sagte Perry Randall in dem beschwichtigenden Ton, den er, wie Heather wusste, gewöhnlich bei beschränkten Zeugen anwandte, die keine Ahnung von den Fakten hatten. »Und da er nicht unschuldig ist, wird das meiner Ansicht nach nie geschehen.«
    »Du weißt nicht ...«, begann Heather, doch ihr Vater unterbrach sie, bevor sie den Satz beenden konnte.
    »Ich kenne die Fakten des Falles«, erinnerte er sie. »Ich habe den Polizeibericht von Converses Festnahme gelesen, und obwohl ich mich aus naheliegenden Gründen als befangen von dem Fall zurückgezogen habe, heißt das nicht, dass ich ihn nicht sorgfältig untersucht hätte.« An der Art, wie seine Tochter die Zähne zusammenbiss, erkannte er, dass seine Argumente auch an diesem Morgen nicht auf fruchtbareren Boden fallen würden als an anderen Tagen, seit man Jeff Converse wegen des Überfalls auf Cynthia Allen noch am Tatort festgenommen hatte. Es war sein eigener Eigensinn, der sich in ihr offenbarte. »Ich weiß, was du empfindest, Heather, doch wenn man sich bei Gericht von Gefühlen überwältigen ließe, wären unsere Gefängnisse leer. Es gibt auf Rikers Island – oder auch sonstwo, vermute ich – keinen einzigen Mann, der nicht eine Freundin hat, die beschwört, dass er unschuldig ist.«
    »Aber Jeff ist unschuldig!« ereiferte sich Heather. »Du musst mir glauben, Daddy, dass er nicht fähig ist zu tun, was man ihm vorwirft.«
    Perry Randall zog die linke Braue hoch. »Das kann ich nicht, Heather, ich kenne ihn doch gar nicht richtig.«
    Heather hatte das Gefühl, an der Flut wütender Worte ersticken zu müssen, die sich in ihrer Kehle zusammenballten. Sie unterdrückte sie jedoch. Was hatte es für einen Sinn, jetzt mit ihrem Vater zu streiten? Seine Meinung war nicht zu erschüttern – sie stand fest, seit sie mit ihm telefoniert hatte, nachdem Jeff festgenommen worden war.
    Sie hatte ihn in der Hoffnung – nein, in der Gewissheit angerufen, dass er mit jemand sprechen und alles in Ordnung bringen könnte. Sie hätte es besser wissen müssen, das war ihr jetzt klar. Waren es nicht die kühlen, analytischen Antworten ihres Vaters zu jedem emotionalen Thema gewesen, die ihre Mutter aus dem Haus getrieben hatten? Dennoch war sie, als sie ihn um Hilfe bat, auf seine Reaktion nicht gefasst gewesen.
    »Ich möchte, dass du sofort nach Hause kommst«, hatte er gesagt. »Das Letzte, was ich jetzt brauche ...«
    »Was du brauchst?«, hatte sie erwidert. »Daddy, Jeff ist im Gefängnis!«
    »Was meiner Erfahrung nach bedeutet, dass er etwas angestellt haben muss, um hineinzukommen«, antwortete der Vater. Dann fuhr er, weil er ihren Schmerz spürte, etwas sanfter fort: »Ich kümmere mich morgen früh darum. Die Polizei wird einige Zeit brauchen, um ihre Protokolle zu schreiben, aber morgen früh müsste das Material im Büro vorliegen. Ich schaue es mir an – will sehen, was die Leute denken. Dann werde ich überlegen, was ich tun kann.«
    Also war Heather nach Hause gekommen.
    Nur hatte sie in dem großen Apartment mit Blick auf den Central Park nicht mehr das Gefühl, zu Hause zu sein. Es war kein Zuhause mehr, seit ihre Mutter vor einem Dutzend Jahre fortgegangen war; sie selbst war damals elf gewesen.
    »Fortgegangen.« Was für eine hübsche, beschönigende Umschreibung. Nun, da sie dreiundzwanzig war, wusste sie, dass »fortgebracht« besser das beschrieben hätte, was tatsächlich geschehen war. Sie hatte es nicht selbst gesehen, hatte jedoch im Lauf der Jahre eine ziemlich genaue Vorstellung von dem bekommen, was vorgefallen war. Damals hatte sie nur gewusst, dass sie an einem ganz gewöhnlichen Tag aus der Schule gekommen und die Mutter nicht mehr da gewesen war. »Sie muss sich nur einmal richtig ausruhen«, hatte man ihr gesagt.
    Es stellte sich heraus, dass die Mutter sich in einem Krankenhaus »ausruhte«.
    In keinem normalen Krankenhaus wie Lenox Hill drüben in der Nähe der Lexington, oder der Manhattan Augen-, Ohren-und Hals-Klinik unten an der Sixty-fourth.
    Das Krankenhaus, in dem sich die Mutter aufhielt, sah eher nach einem Kurheim als nach einem Krankenhaus aus und lag draußen auf dem Land. Aber es war kein Kurheim. Der Vater hatte seine Frau wegen ihrer Trunk-und Tablettensucht hingeschickt.
    Anfangs hatte Charlotte Randall ihrem Kind versprochen, bald wieder nach Hause zu kommen. »Es
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