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Der Club der Gerechten

Der Club der Gerechten

Titel: Der Club der Gerechten
Autoren: John Saul
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Gestank stieg ihm in die Nase.
    Wieder ein rotes Glimmen, diesmal aus der anderen Richtung.
    Jetzt konnte er zwei rote Punkte ausmachen, die wie glühende Insekten über den Boden krochen. Sie näherten sich einander und schienen einen Augenblick verwirrt. Dann bewegten sich beide glühenden Punkte auf ihn zu.
    Er versuchte sich auf dem Vorsprung noch mehr zusammenzukauern, aber der feuchte, kalte, harte Beton ließ es nicht zu.
    Einen Augenblick verlor er die glühenden Punkte aus den Augen, dann schaute er hinunter.
    Sie saßen beide auf seiner Brust, dicht beieinander.
    Die Schüsse hörte er nicht mehr. Lange bevor das Krachen der Schüsse seine Ohren erreichte, drang ihm eine Kugel ins Herz, und die andere zerfetzte ihm die Wirbelsäule.
    Sogar noch im letzten Sekundenbruchteil vor seinem Tod wusste er nicht, warum es passierte.
    Er wusste nur, dass es niemand verhindern konnte.

1. Kapitel
    TÖTET IHN, BETETE CINDY ALLEN LAUTLOS. TÖTET IHN UND LASST MICH WISSEN, DASS ES VORBEI IST.
    Bill spürte ihre Spannung und nahm ihre Hand. »Sie werden ihn für immer einsperren«, sagte er leise. »Sie werden ihn einsperren, und du wirst nie wieder Angst haben müssen.«
    Obwohl sie Bill die Hand drückte, als hätten seine Worte sie getröstet, wusste Cindy, dass sie nicht zutrafen. Sie würde ihr Leben lang Angst haben.
    Angst, allein auf die Straße zu gehen – wenn sie jemals wieder gehen konnte.
    Angst, Fremden ins Gesicht zu schauen; Angst vor dem, was sie in diesen Gesichtern sehen würde: Mitleid und Abscheu und Verlegenheit.
    Sie fürchtete sich sogar davor, Bill anzusehen, Schatten dieser Empfindungen in seinen Augen zu entdecken.
    All das wegen des Mannes, dessen Gesicht jetzt den Bildschirm des Femsehers am Fußende ihres Bettes ausfüllte.
    Sie versuchte ihren Zorn und ihre Angst einen Moment zu verdrängen, versuchte das Gesicht von Jeff Converse leidenschaftslos zu betrachten. Es war ein gut aussehendes Gesicht – sie musste es zugeben. Klar geschnittene, regelmäßige Züge.
    Nicht das Gesicht eines Monsters. Nichts, aber auch gar nichts an Jeff Converses Äußeren ließ darauf schließen, wie unvorstellbar brutal er war. Nicht das dunkle wellige Haar, nicht die warmen braunen Augen, nicht sein Gesichtsausdruck. Das Bild auf dem Fernsehschirm, das Bild des Mannes, gegen den sie vor Gericht ausgesagt hatte. Jeff Converse sah genauso verängstigt aus wie Cindy Allen es war. Aber ihre Angst war echt.
    Die seine nur eine Lüge mehr, wie alle Lügen, die er vor Gericht erzählt hatte.
    »Und wenn der Richter ihm glaubt?«, flüsterte sie und merkte nicht, dass sie laut gesprochen hatte.
    »Er wird ihm nicht glauben«, beschwichtigte Bill. »Die Geschworenen haben ihm nicht geglaubt, und der Richter wird es auch nicht tun. Er wird Converse geben, was er verdient.«
    Wird er nicht, dachte Cindy. Er mag Jeff Converse ins Gefängnis schicken, aber er wird ihm nicht antun, was Converse mir angetan hat.
    Jeff Converses Gesicht verschwand vom Bildschirm, wich dem der hübschen Blondine, die die Frühnachrichten moderierte. Cindy schaute weg, ihr Blick schweifte zu dem Spiegel über dem Toilettentisch; sie hatte Bill gezwungen, ihn so niedrig an die Wand zu hängen, damit sie sich sehen konnte wie andere sie sahen.
    »Es wird alles gut«, hatte Bill ihr versichert, bemüht, sie zu beruhigen, als sie das erste Mal in den Spiegel geschaut hatte, nachdem die Verbände entfernt worden waren. »Ich habe mit dem Doktor gesprochen, und er hat mir gesagt, er könne fast alle Schäden beseitigen. Aber es wird seine Zeit brauchen.«
    Zeit und fünf Operationen und mehr Geld als sie und Bill in einem Jahr verdienten.
    Doch selbst dann, selbst wenn sie das Geld aufbrachten und sie alle Prozeduren über sich ergehen ließ, die der Arzt für plastische Chirurgie ihr aufgezählt hatte, würde sie nicht gesund sein. Ihre Züge mochten dann vielleicht wieder Ähnlichkeit mit dem Gesicht aufweisen, das bis zu jenem furchtbaren Abend vor sechs Monaten das ihre gewesen war. Aber auch wenn sie die äußeren Narben reparieren konnten – es fertigbrachten, den zerschmetterten Backenknochen und das zermalmte Kinn wieder aufzubauen, die Unterlippe wiederherzustellen, die fast abgerissen war, als er ihr Gesicht in den Beton gehämmert und ihr fünf Zähne im Unter-und vier im Oberkiefer ausgeschlagen hatte –, die Narben in ihrem Innern würden sie nie ausmerzen können. Selbst wenn sie eine Möglichkeit fänden, den Schaden an ihrer
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