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Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)

Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)

Titel: Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)
Autoren: Kathryn Lasky
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Bau in Gedanken. Hier oben fühlte er sich dem Himmel ganz nah, als müsse er nur die Pfoten ausstrecken, um an die Sterne zu reichen. Die Geweihspitze des aufsteigenden Rentiersternbilds war ein Zeichen. Der Große Sternenwolf würde bald zurückkehren, um den Geistnebel des ermordeten Malcadh in die Höhle der Seelen zu führen.
    Faolan drehte sich um und hielt die gespreizte Pfote in das Mondlicht direkt über ihm. Da war es, das Malcadh -Zeichen – jenes schwache Spiralmuster, das wie ein kreisender Stern aussah. In seinen Gedanken verschmolz die Zeichnung an der Pfote mit einem Sternenwirbel am Himmel. Erneut überkam ihn das Gefühl, dass er Teil von etwas Größerem war – Teil eines größeren Musters. Doch dieses Muster war selbst nur ein winziger Bruchteil eines großen Ganzen, einer endlos kreisenden Harmonie. Er dachte an jene schreckliche Nacht, als er Donnerherz’ Schädel gefunden und seinen Schmerz in die Dunkelheit geheult hatte. Damals hatte ihn der Gedanke getröstet, dass es in dieser ganzen kreisenden Unendlichkeit einen Moment gegeben hatte, der Donnerherz und ihn zusammenführte. Sein Glaffling , wie die Wölfe das Trauerheulen nannten, war nicht nur ein Klagegesang, sondern zugleich auch ein Dankgebet. Jetzt kehrten die Worte seines Trauerheulens in sein Gedächtnis zurück:
    Kreisend, für immer kreisend,
    Bär, Wolf, Rentier.
    Wer kann sagen, wann alles begann
    und wann es enden wird?
    Wir alle sind Teil eines Ganzen,
    von einfachsten Anfängen nur.
    Jeder ist anders
    und doch sind wir eins.
    Eins und immerdar,
    Donnerherz währt ewig,
    jetzt und für alle Zeit.
    Als Faolan die Grenze zum Schlaf überschritt, verhallte das Lied. Er trat in eine Traumwelt ein, wanderte durch eine sternfunkelnde Nacht und hielt nach dem kleinen Malcadh Ausschau. Er wollte sichergehen, dass es heil die Sternenleiter zur Höhle der Seelen hinaufgeklettert war.
    Ich bin ein Sterngeher! , dachte er im Traum, während er durch die Sternbilder glitt und nach dem Malcadh suchte. Er wusste, dass er träumte. Aber dieser Traum war viel wirklicher, viel greifbarer als alle Träume, die er je gehabt hatte. Die Nachtluft blies um seine Pfoten und sein silbernes Fell fing das Flackern der Sterne ein, bis er in einen strahlenden Lichtnebel eingehüllt war.
    Alles ist so wirklich. So wirklich und vertraut. War ich etwa früher schon mal hier? Aber das konnte nicht sein. Welcher sterbliche Wolf wäre je auf den Sternen gewandelt? Faolan war ja nicht tot. Ein langer Schatten fiel jetzt über die nächtliche Landschaft seines Traums und ließ ihn erschauern. Ihm war, als zöge sich das Mark in seinen Knochen zusammen. Und dann hörte er es – Klick-klick-klick  … Nein, nicht hier! Alles, nur das nicht!
    Er schreckte so heftig hoch, dass er fast von der Astgabel fiel. Mit gespitzten Ohren lauschte er in die Nacht. Aber da war nur Stille, kein nervtötendes Zahnklicken weit und breit. „Ich habe ihn nur im Traum gehört“, wisperte Faolan beschwörend vor sich hin. Nur im Traum!
    Er spähte durch das Astgeflecht in die sternenübersäte Nacht, die er im Traum gerade durchwandert hatte. Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete er die Sternbilder. Plötzlich entstand eine Vision in ihm, ein Bild von den winzigen Knöchelchen mit den nadelspitzen Bissspuren. Wäre er doch nur fähig, diese Spuren sinnloser Gewalt zu durchschauen! Er spürte, dass viel mehr dahintersteckte, als er bisher erkannt hatte.
    Faolan sah die kleine Wölfin vor sich, wie sie von der Sternenleiter sprang und ihrem Mörder knurrend blutige Rache schwor. Erst wenn der Mörder entlarvt war, würde sie ihren Frieden finden. Plötzlich wusste Faolan, was er zu tun hatte. Er würde zum Welpenkamm gehen und die Knochen holen, die er bei Donnerherz vergraben hatte.
    Lautlos stieg er vom Baum herunter und blickte noch einmal zum Himmel empor. Der Mond leuchtete hell. Hoffentlich bemerkte ihn niemand, wenn er das Lager verließ. Aber dann entdeckte er eine riesige Wolke, die von Osten heranzog. Er wartete ab und nachdem die Wolke sich über den Mond geschoben und das Land verfinstert hatte, brach er im Laufschritt auf.

Heep hatte schon im letzten Mond, dem Eisbruchmond, Verdacht geschöpft, dass Faolan etwas Böses im Schilde führte. Je näher das Ende des Gaddernag rückte, desto finsterer wurde es in seinem Herzen. Heep wusste im tiefsten Mark seiner Knochen, dass es ihm bestimmt war, zum Gardewolf auserwählt zu werden. Wenn der jetzige König von
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