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Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)

Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)

Titel: Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)
Autoren: Kathryn Lasky
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verschlungen und folgten einem strengen Regelsystem. Faolan hatte oft versucht, sein eigenes Rudel dabei zu beobachten und die Feinheiten der Züge zu durchschauen. Die Spieler redeten kein Wort während des Spiels und die Steine glitten wie von selbst durch die Muster, als würden die Wölfe sie kaum mit den Schnauzen oder Pfoten berühren.
    Faolan hatte den Befehl erhalten, vor einem rot gefleckten Felsen zu warten, bis er in die Höhle zum Raghnaid gerufen wurde. Sehnsüchtig blickte er zum flimmernden Nachthimmel auf und suchte nach den ersten Anzeichen der neuen Sternbilder, die im Rentiermond erschienen. Er tröstete sich mit dem Gedanken an die vertrauten alten Sternbilder, die in seiner Zeit mit Donnerherz die Nächte erhellt hatten.
    Das Wetter erschien ihm in diesem Mond kälter als üblich. Vielleicht würde der Bach, in dem die Welpen spielten, am nächsten Morgen gefroren sein. Doch von den ersten Sternen der Schneemonde war noch nichts zu sehen. Merkwürdig , dachte er und hielt nach den anderen Sternbildern Ausschau. Eines davon, das Donnerherz als „Große Klauen“ bezeichnet hatte, liebte er ganz besonders. Die Eulen nannten es „Große Krallen“, hatte sie ihm erklärt, und die Wölfe „Große Reißzähne“. Zu dieser Zeit des Jahres war es jedoch fast verschwunden und würde erst im Frühwinter wiederkehren. Andere Konstellationen stiegen allmählich auf. Das Sternbild des Rentiers würde jetzt immer höher steigen und den Geweihspitzen des Rentiermondes während der frostigen Herbstabende folgen. Bald würden die Gefährtin und das Kalb des Rentiers durch die Nacht hinter ihm herwandern. Faolan vermisste die Großen Klauen. Ihm gefiel der Wolfsname für das Sternbild nicht. Große Reißzähne – also wirklich! Er dachte dabei an ein geiferndes Maul, an lange Speichelfäden, die am Nachthimmel baumelten wie an Mairies Maul, als sie im Byrrgis mitgelaufen war.
    Wie zornig diese Wölfin werden konnte! So war er noch nie zusammengestaucht worden. Und es war ganz anders als die üblichen Demütigungen gewesen. Ihr Sabbermaul hatte einfach keine Ruhe gegeben. Obwohl Mairie gar nicht gesabbert hatte, als sie über ihm stand und ihn anbrüllte, das musste er zugeben.
    Er wandte den Blick von den Sternen ab und bemerkte eine magere weiße Wölfin. Unverwandt schaute sie ihn an, als sie an dem Felsen vorüberlief, vor dem er wartete. Faolan erstarrte. Er wusste sofort, wer diese Wölfin war – Lael, die neue Obea des Clans. Als Obea war es ihre Aufgabe, missgebildete Welpen in ihrem Geburtsbau aufzuspüren, sie ihren Milchmüttern zu entreißen und zu einem Tummfraw zu bringen. Das war der Ort, an dem die Malcadh ausgesetzt und ihrem Schicksal – dem fast sicheren Tod – überlassen wurden. Wenn die trächtige Wölfin, die er mit Lord Breac und Lord Claren gesehen hatte, tatsächlich ein Malcadh zur Welt brachte, würde Lael es forttragen. Es sei denn, die Mutter stahl sich heimlich davon und versteckte sich mit ihrem Welpen weit weg vom Rudel. Faolan spürte, wie die grünen Augen der weißen Wölfin ihn musterten.
    Jetzt kam einer der Welpen zu dem Felsen gelaufen, vor dem Faolan wartete.
    „Du bist groß für einen Knochennager“, sagte der Kleine. „Ich meine, du bist überhaupt sehr groß für einen Wolf.“
    „Ja“, stimmte ein anderer Welpe zu.
    „Er ist größer als mein Papa.“
    „Größer als mein Papa und meine Mama zusammen“, warf ein dritter ein.
    „He, warum wälzt er sich nicht vor uns?“
    „Aber er ist doch so groß“, wisperte ein kleiner rostroter Wolf.
    „Na und? Er ist trotzdem ein Knochennager.“ Der zweite Welpe, eine kleine Wölfin, trat vor. Auch sie war rostrot, vermutlich die Schwester des Kleinen.
    „Du musst dich ducken, verstehst du? Sonst kriegst du noch mehr Ärger.“
    „Ja, ich weiß. Tut mir leid.“ Faolan sank in die Knie.
    „Du redest aber ulkig“, sagte die vorwitzige kleine Rostrote.
    „Meine Mama sagt, er redet wie ein Bär.“ Ein neuer Welpe war hinzugekommen, um das Schauspiel nicht zu verpassen.
    „Meine zweite Milchmutter war eine Grizzlybärin“, erklärte Faolan und verdrehte den Hals, um das Gesicht in den Boden zu pressen. In Lupus’ Namen, warum mache ich das? Ich bin fünfmal so groß wie diese Winzlinge!
    „Eine Bärin! So was Komisches! Wie war das denn?“, fragte der erste Welpe. Der kleine Kerl war einfach neugierig. Er kauerte sich ein wenig nieder, um auf Augenhöhe mit Faolan zu sein.
    „Hast du Angst davor,
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