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Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)

Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)

Titel: Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)
Autoren: Kathryn Lasky
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Donnerherz. Tatsächlich kam es ihm vor, als liefe ein Donnergrollen durch seinen Körper. Angstvoll scharrte er mit der gespreizten Pfote in der Erde. Heeps heißer Atem drang ihm in die Nüstern, doch Faolan war entschlossen, weder zurückzuzucken noch wegzulaufen. Diesen Triumph gönnte er Heep nicht. Er biss die Zähne zusammen und wappnete sich gegen das erste Reißen von Fleisch. Ich muss standhalten. Für Donnerherz. Ich tu’s für Donnerherz. Kaum hatte er diesen Gedanken gefasst, war es, als ergriffe das Herz der Grizzlybärin von ihm Besitz. Er spürte nicht mehr nur das gewaltige Dröhnen, nein, ihr Lebensblut strömte in ihm. Er verlagerte leicht seine Stellung und stemmte die Füße in den Boden, um sich gegen den Schmerz zu wappnen.
    Eine Ewigkeit stand er so da, bis ihm plötzlich die Stille ins Bewusstsein drang, die sich über die versammelten Wölfe gesenkt hatte. Was ging hier vor? Da stimmte etwas nicht. Er spürte, wie die Wölfe enttäuscht zurückwichen, als verliefe das blutige Spektakel, das sie sich erhofft hatten, im Sande. Als er aufblickte, sah er, dass Heep vor Angst zitterte. Voll Entsetzen starrten seine gelben Augen auf den Abdruck, den Faolan mit der gespreizten Pfote im Schlamm hinterlassen hatte. Eine vollendete Spirale zeichnete sich darin ab – wie von einem kreisenden Stern. Faolan blinzelte. Noch nie hatte er einen so deutlichen Abdruck hinterlassen, denn das Spiralmuster war nicht ausgeprägt genug. Hatte er die Pfote so fest in den Boden gestemmt? Aber warum zitterte Heep? Warum hatte sich plötzlich alles ins Gegenteil verkehrt? Er, Faolan, müsste doch vor Angst zittern, nicht Heep.
    „Nun mach schon!“, knurrte Lord Claren und knuffte Heep.
    „Oh, Lord Claren“, winselte Heep. Er ging in die Knie und wühlte das Gesicht in die Erde, wobei er ängstlich dem Pfotenabdruck auswich. „Ich bin einer solchen Ehre nicht würdig. Habt Dank für Eure Freundlichkeit, aber es gibt genügend Wölfe, die über mir stehen. Ehrwürdige, edle Wölfe, die auf mir, dem Niedrigsten unter ihnen, herumtreten. Dass ich diesem Wolf den Knochenbiss erteilen soll, ohne die Gefühle der anderen Wölfe zu verletzen, das ist … das ist …“
    „Beim Lupus, was soll das?“ Der Rudellord sprang auf Heeps bibbernden Kopf und drückte ihn noch tiefer in den Schlamm. Knurrend schnappte er nach dem Gesicht des gelben Wolfs und schüttelte ihm heftig die Schnauze, bevor er ihn von sich schleuderte.
    Faolan schaute fassungslos zu. Er sollte doch gebissen werden. Stattdessen zischte Heeps Blut durch die Luft wie die Leuchtspur eines roten Blitzes, während er selbst unblutig und ungebeugt dastand. Als Lord Claren mit Lord Breac näher kam, änderte Faolan schnell seine aufrechte Haltung. Er krümmte den Rücken und sank in die Knie. Doch bevor er sich herumwälzen und den Bauch zeigen konnte, warfen sich beide Lords auf ihn und nagelten ihn mit ihren Vorderpfoten am Boden fest.
    Das Gewicht der beiden Wölfe war erdrückend. Erneut wappnete sich Faolan gegen die bevorstehende Misshandlung. Er konnte kaum atmen.
    Die beiden Lords verständigten sich im Flüsterton.
    „Das ist unmöglich“, knurrte Lord Claren.
    „Aber genau das ist der Punkt. Er muss sofort zum Carreg-Gaer-Rudel gebracht werden, damit das Oberhaupt mit ihm sprechen kann.“
    „Aber das Oberhaupt liegt im Sterben! Der Raghnaid kann sich später mit diesem Knochenwolf befassen. Es besteht keine Eile.“
    „Er muss hingehen, solange das Oberhaupt noch am Leben ist.“
    In Faolan erlosch etwas. Obwohl er von dem Gewicht der beiden Lords wie gelähmt war, brannte die Scham in ihm. Duncan MacDuncan hatte ihn mit Geduld und Respekt behandelt. Dass er jetzt mit Schande bedeckt vor das Oberhaupt treten sollte, traf ihn schlimmer als jeder Knochenbiss.

Das Lager des Carreg-Gaer-Rudels war kleiner, als Faolan erwartet hatte. Es lag zwischen wilden Felsklippen verstreut und ein Bach floss mitten durch. Ein paar übermütige junge Welpen jagten einander durch die Fluten und ihre Hinterpfoten wirbelten Wasser und Schlamm auf.
    An den Ufern spielten ältere Wölfe Bilibu mit Bachkieseln und Würfelknochen. Es war ein strategisches Spiel, das große geistige Konzentration erforderte. Es wurde von vier Wölfen in Zweier-Teams gespielt. Die Steine mussten zwischen zwei Spielfeldern hin und her bewegt werden, die aus komplizierten, in die Erde geritzten Mustern bestanden. Die Pfade, auf denen die Steine bewegt wurden, waren kunstvoll
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