Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
Vom Netzwerk:
Kätzchen.
    Beraal blinzelte. Die Kleine sollte eigentlich um ihr Leben rennen. So lief es doch normalerweise ab.
    » Du bist ja wirklich eine Katze«, redete das Kätzchen weiter. » O Mann, dein Fell ist so wunderschön! Hat man nicht Angst auf einem Baum? Also, ich hätte Angst, so hoch in einem Baum! Meine Mutter ist nicht hier– sie war natürlich mit mir im Regenrohr, aber dann kamen die Hunde und dann kamen die Großfüße. Aber lassen wir das. Ich bin zum ersten Mal draußen, ich nehme an, du bist daran gewöhnt. Aber ich nicht, mir ist ganz schwindelig, und ich wollte gerade wieder reingehen. Ich heiße Mara, und du? Willst nicht raufkommen und ein bisschen reden? Bitte, hier auf der Treppe ist Platz für uns beide.«
    Von dem Redeschwall wurde auch Beraal schwindelig. Aber es waren keine Großfüße auf der Treppe, und ihr Instinkt sagte ihr, dass es kaum eine bessere Gelegenheit geben würde, das Kätzchen zu töten. Sie schlich die Stufen hoch.
    » Du bist die schönste Katze, die ich je gesehen habe!«, sagte Mara. » Na ja, ehrlich gesagt, habe ich auch noch nicht so viele gesehen. Ich wurde unter der Brücke drüben am Kanal geboren, und dann habe ich in einem Regenrohr gesteckt, weißt du. Aber du hast wirklich tolles Fell, das sieht so weich aus!«
    Beraal reichte es. Dieses Kätzchen schaffte es, dass sie ganz wackelig auf den Beinen war… Sie legte die Ohren flach an, fauchte einmal warnend, fuhr die Krallen aus und machte sich zum Sprung bereit.
    » Warum machst du denn so ein Gesicht? Das ist wirklich zum Fürchten! Du machst mir Angst! Du bist eine hässliche alte Katze, dabei solltest du meine Freundin sein. Ich will zu meiner Mutter! SOFORT !!!«
    Beraal blinzelte und schüttelte den Kopf, um den Lärm aus ihrem Kopf zu vertreiben. Aus der Nähe war die Lautstärke, mit der Mara sendete, einfach unglaublich; es war, als würde jemand ein Feuerwerk in ihrem Kopf abbrennen, und es tat so weh, dass sie mitten im Sprung innehielt.
    Dann bemerkte Beraal, dass Mara, die sich in die Nähe der Küchentür zurückgezogen hatte, sie beobachtete. Falls sich Beraal zu hastig bewegte, würde sich Mara ohne Zweifel sofort in die Sicherheit des Hauses zurückziehen. Blieb nur die Frage, warum sie das nicht längst getan hatte. Die Jägerin warf dem Kätzchen einen verwirrten Blick zu und blieb an Maras vorwurfsvollen Augen hängen.
    » Ich wollte deine Freundin sein«, sagte diese. » Hier ist es so einsam. Meine Großfüße sind ja nett, aber ich kenne überhaupt keine anderen Katzen. Ich habe gedacht, du wärst gekommen, um dich mit mir zu unterhalten, und dann hast du angefangen… DU GEMEINE ALTE KATZE ! ICH HASSE DICH ! ICH WILL ZU MEINER MUTTER ! SOFORT !!«
    Beraal wartete, bis ihr Kopf wieder einigermaßen klar geworden war. » Bitte«, sagte sie dann, » kannst du bitte damit aufhören?«
    » NEI N ! DU HAST MIR SOLCH EINE ANGST GE MACH T ! UND ICH WOLLTE NUR EINE FREUNDI N ! MARA IST SO TRAURIG !«
    Beraal seufzte, während das Katzennetz von Nizamuddin wieder erwachte. Vom Mausoleum bis zum Schrein knisterten die Schnurrhaare mit Aufschreien und Protesten. Irgendwo in ihrem Kopf wollte Katar wissen, warum sie das Kätzchen nicht schon längst umgebracht hatte. Hulo sagte, er komme jederzeit vorbei, wenn sie Verstärkung brauchte. Draußen auf dem Dach steckte ein Großfuß den Kopf nach draußen, und Beraal wusste, dass sie bald verschwinden musste, vor allem weil Mara weiterhin aus Leibeskräften jaulte.
    Sie ignorierte das Gefühl, als würde eine dieser entsetzlichen Marschkapellen der Großfüße durch ihren Kopf traben, und entschied sich dazu, einen Angriff zu starten. Sie spannte die Hinterläufe an, brachte den Schwanz in Stellung, fuhr die Krallen aus und machte einen mächtigen Satz auf Mara zu.
    Das Kätzchen saß im Eingang und miaute sich die Lunge aus dem Hals. Es sah Beraal gar nicht an und unternahm nichts, um sich zu schützen. Beraal hatte gerade die höchste Stelle ihres Sprungs erreicht, als Mara schniefte und sich nach links drehte, um sich die Schnurrhaare zu putzen.
    Beraal flog am Ziel vorbei, landete in einer kleinen Wasserlache und rutschte auf äußerst würdelose Weise ins Haus. Dort blieb sie am Holzbein eines Tisches hängen und schloss, erschöpft und außer Atem, die Augen.
    Über ihrem Kopf hörte sie Stimmen. Stimmen von Großfüßen. Sie kamen näher, während Beraal zu zittern begann und versuchte, die Pfoten zu bewegen, jedoch brachte sie nur ein Zucken
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher