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Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Kätzchen schlug triumphierend auf seinen Schwanz ein, stolperte vorwärts, konnte gerade noch verhindern, auf die Nase zu fallen, und taumelte drei Stufen nach unten, ehe es mit dem Hintern bremste. Beraal verzog die Schnurrhaare zu einem Lächeln, als sie sah, wie das Kätzchen sorgfältig alle Pfoten überprüfte, ob sie heil geblieben waren. Dann kletterte es wieder nach oben und ließ sich dort nieder.
    » War das schrecklich!«, sagte eine Stimme in Beraals Kopf. » Mara hätte ganz nach unten fallen können! Und jetzt tut mir der Po weh!«
    Die Stimme war sehr laut und Beraals Schnurrhaare zitterten wie Laub im Sturm. Sie starrte auf das Kätzchen hinunter, und plötzlich spannten sich die Schnurrhaare in unglaublicher Wut an, als die Jägerin langsam begriff. Ein Sender, der nicht wusste, dass er sendete, der zu seiner Mutter wollte, der keine Signale empfangen konnte und das Katzennetz nicht verstand– weil dieser Sender ein Kätzchen war, noch feucht hinter den Schnurrhaaren. Und dieses Kätzchen hatte die gesamte Kolonie in Aufruhr versetzt!
    Erst als die Eichhörnchen aufgeregt kreischten und eilig in den Baumwipfel flohen, bemerkte Beraal, dass sie die Krallen ausgefahren hatte und in Vorbereitung auf den tödlichen Biss die Zähne aufeinanderfallen ließ. Die Kätzin leckte sich über die Lippen und versuchte, sich wieder ein wenig zu entspannen.
    » Da geht es wirklich sehr, sehr weit nach unten«, fuhr die Stimme fort. » Oh, ein Schmetterling! Zwei Schmetterlinge! Vielleicht kann ich sie beide fangen, wenn ich mit allen Pfoten in die Höhe springe – oh, ah! Keine gute Idee!«
    Beraals Schnurrhaare knisterten erneut, als das Nizamuddin-Netz zum Leben erwachte. » Unser Sender ist ein Kätzchen?«, fauchte Katar. » Nur ein schäbiges Kätzchen?« Obwohl er meilenweit entfernt auf der staubigen Straße am anderen Ende des Kanals war, zitterten seine Schnurrhaare vor Empörung, und andere Katzen stimmten zu.
    Das Kätzchen hüpfte auf der Treppe herum, zögerte plötzlich und erstarrte. Es riss die Augen, die so grün waren wie die frischen Blätter im Monsun, weit auf und starrte geradewegs zu Beraal hinauf. » Ruhe!«, sagte Beraal leise. » Möglicherweise kann sie uns hören– Katar, ich klinke mich später wieder ein. Haltet den Äther frei!«
    Das Kätzchen legte den Kopf schief und warf Beraal einen prüfenden Blick zu. Überraschend für eine so kleine Katze , dachte die Jägerin. Aber es gab keinen Zweifel. Beraal fand das Risiko von Vergeltungsmaßnahmen durch die Großfüße nicht gerade berauschend, doch hier hatte sie ohne Zweifel ihren Sender vor sich.
    Sie starrte auf die Treppe und überlegte, wie sie die Kleine am saubersten erledigen könnte. Es würde nicht leicht werden. Sie müsste auf die Mauer da unten klettern und auf die Stufen springen, ohne von den Großfüßen oder dem Kätzchen bemerkt zu werden. Wenn das klappte, musste sie immer noch zum eigentlichen Tötungsakt kommen. Die Treppe wurde allerdings häufig von den Großfüßen benutzt.
    Beraal sah sich nach möglichen Fluchtrouten um. Vielleicht wäre es das Beste, das Kätzchen zunächst mit einem Biss in den Nacken zu lähmen, um es dann aufs Dach zu tragen und es dort zu töten. Wenn sie es richtig anstellte, würde sie das Kätzchen gleich mit dem ersten Biss erledigen; das war ihr schon oft genug gelungen. Und selbst wenn nicht, war es besser, die Leiche zu beseitigen, denn dann ständen die Chancen besser, dass die Großfüße sich nicht einmischten und Beraal ohne Schwierigkeiten verschwinden konnte. Die gesprenkelten Zweige eines Niembaums und die fröhlichen flammendgelben Äste eines Goldregens ragten einladend über das Dach. Perfekte Voraussetzungen. Und das Kätzchen hatte seine Aufmerksamkeit längst etwas anderem zugewandt. Sein Köpfchen ging auf und ab, während es den Flug eines der Schmetterlinge verfolgte.
    Vorsichtig, denn sie war ja nur drei Sprünge von der Treppe entfernt, schlich Beraal so leise wie möglich den Ast entlang. Sie wollte nicht riskieren, dass das Kätzchen sie– die fremde und so viel größere Katze, die sich ihm mit feindlichen Absichten näherte– bemerkte und dann um sein Leben lief. Behutsam betrat sie die Treppe.
    Das Kätzchen erstarrte, fuhr herum und sah sie an. Das war’s dann wohl , dachte Beraal, jetzt verschwindet sie im Haus, und es dauert Tage, bis ich eine zweite Chance bekomme .
    » Ratten!«, schimpfte sie verärgert.
    » Hallöchen!«, sagte das
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