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Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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verschwommen. Ihre Augen waren noch geschlossen gewesen, als sie am Kanal lebten. Sie erinnerte sich an das weiche warme Fell ihrer Mutter, daran, wie sie geputzt wurde, bis sie einschlief, und an den Milchduft von Mamas Haut. Dann war eine schreckliche Zeit gekommen, an die sie nur blasse Erinnerungen hatte: ein scharfes Zerren an der Haut über dem Hals, wo ihre Mutter sie zum Tragen gepackt hatte, die Enge und der Gestank im Regenrohr, die Stunden, die sie darin gekauert hatte, das zitternde Fell, als die Hunde draußen geknurrt hatten und um sie herumgeschlichen waren. Als Letztes hatte sie das trotzige tiefe Fauchen ihrer Mutter gehört. Danach hatte sie stundenlang in der Dunkelheit gewartet, aber ihre Mama war nicht zurückgekommen.
    Jetzt, da Mara die Welt sehen und riechen konnte, gefiel sie ihr, doch sie wusste nicht, ob sie ihr trauen konnte. Von ihrer enormen Größe schwirrte Mara der Kopf. Aber wenn sie nun einfach auf die Treppe trat? Die gehörte noch zum Haus, also wäre sie dort genau genommen noch drinnen, nicht draußen. Wenn sie so tat, als glaube sie daran– so stellte sie fest–, ging der Schwindel vorüber, und das Schwirren im Kopf kam zum Stillstand. Sie setzte sich auf den Treppenaufgang, rollte den Schwanz bequem um sich herum und benutzte ihn wie ein Kissen auf der kühlen Stahltreppe.

3
    Ein Blick auf die Beute
    V on den Ästen eines Mangobaums beobachtete Beraal das kleine orangefarbene Kätzchen, dass neugierig auf die Treppe hinaushüpfte. Offensichtlich war es neu in der Gegend, aber das war ja typisch für die Großfüße: Sie schleppten ständig Papageien, Hündchen, Babys und Kätzchen heran, als müssten sie ihre trampelhafte Größe auch noch betonen, indem sie sich kleine Wesen ins Haus holten.
    Beraal und Hulo hatten den größten Teil des Nachmittags damit verbracht, sich vom Kuhstall aus rückwärts nach vorn zu arbeiten, um mithilfe ihrer Schnurrhaare herauszufinden, von wo der Sender sich gemeldet hatte. Der schwarzweißen Jägerin zufolge musste sich die betreffende Katze in der Gegend um den Park befinden, allerdings war sich Beraal nicht sicher, ob der Sender noch dort war. » Wenn es eine Drinnenkatze ist, Hulo, könnte sie überall in dieser Gegend stecken«, erklärte sie nun dem Kater.
    » Mag sein«, erwiderte der und ließ zweifelnd den Schwanz hin und her zucken, » trotzdem mache ich mich mal auf die Suche nach neuen Gerüchen. Diese Sache lässt mich einfach nicht los, Beraal. Wenn wir es mit einem Kater oder einer Kätzin zu tun haben, muss es Duftmarken in der Umgebung geben.« Seine Nase zitterte. Ein einziger Spritzer, selbst wenn der Stunden oder sogar Tage alt war, würde ihm mehr über den Fremden verraten als alles Senden zusammen. Auch würde es ihm sagen, wie aggressiv die andere Katze war und natürlich vor allem wie viel Revier sie beanspruchte. Und am Ende vielleicht sogar, wo sich der Eindringling aufhielt. Hulo rieb liebevoll seinen Kopf an Beraals und trabte davon, wobei er sicherheitshalber einen weiten Bogen um die Großfußjungen machte, die im Park Fangen spielten.
    Beraal machte es sich bequem und benutzte ihren flauschigen Schwanz als Kissen für den Bauch auf der rauen Rinde des Baumes. Augen und Schnurrhaare suchten wachsam nach dem kleinsten Hinweis darauf, dass der Neuankömmling irgendwo in den Häusern um den Park wohnte. Die Katze stellte sich auf langes Warten ein und beobachtete die Eichhörnchen, die an den Ästen hin und her huschten und ihre Schwänze wie gefiederte Segel einsetzten, um sich mühelos am Baum auf und ab zu bewegen. Sie hielten respektvollen Abstand zu ihr und blieben in der anderen Hälfte des Baumes. Gähnend kniff sie die Augen zu grünen Schlitzen zusammen und überlegte, wie die Chancen standen, eins zu erwischen– sehr gut, schätzte sie, wenn sie sich auf das kleinste konzentrierte. Das hatte zwar am wenigstens Fleisch auf den Rippen, würde sich jedoch am leichtesten erschrecken lassen. Die Angst raubte der Beute stets den Verstand, oft verharrte sie an Ort und Stelle oder floh in die falsche Richtung.
    Während sie wartete, schaute sie dem Kätzchen auf der Treppe zu. Es spielte mit der Schwanzspitze und das brachte Beraal zum Schmunzeln. Es erinnerte sie an eins ihrer eigenen Kätzchen, die sie vor einem Jahr gehabt hatte. Dieses war leider sehr jung gestorben und einem Milan zum Opfer gefallen, aber es hatte sich genauso ernsthaft vorgenommen, den eigenen Schwanz zu fangen.
    Das orangefarbene
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