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Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Deckung suchte. Der Großfuß trottete vorbei.
    Da der Großfuß nach links ging, wählte Beraal die andere Richtung, wich immer weiter zurück und rannte in einen weiteren Raum. Vor lauter Panik hoben und senkten sich ihre Flanken. Sie wollte nur fort von hier, wollte an einen Ort, wo die Decke nicht so entsetzlich von oben drückte, wo der Himmel offen war, wo man Bäume und Regenrohre erkunden konnte und wo man sich nicht so beengt und klein fühlte.
    In diesem Raum, in dem sie sich nun befand, gab es keine Fenster, aber auch keine Großfüße, und Beraal unterbrach ihre überstürzte Flucht, ehe sie gegen die Wand krachte. Sie drehte sich auf den Ballen ihrer Pfoten. Die Krallen hatte sie halb ausgefahren, die Nasenlöcher aufgebläht, und mit offenem Maul drehte sie sich um und fletschte still die Zähne. In dem Raum roch es nach dem Kätzchen, was das unbehagliche Gefühl verstärkte, sich im Revier einer anderen Katze zu bewegen.
    Draußen auf der Treppe war der Jägerin ihre Aufgabe noch ganz einfach erschienen. Aber hier, eingehüllt von Maras Geruch, machte sich Beraals Instinkt bemerkbar, der Katars Befehl beiseitewischte und darauf beharrte, dass es der Gipfel schlechter Manieren wäre, eine Katze in ihrem eigenen Revier zu überfallen. Wenn das Kätzchen angreifen würde, wäre Beraal zur Verteidigung gezwungen. Mara war kleiner, jünger und unerfahrener, aber dies war ihr Zuhause. Beraal blickte sich im Raum um, suchte nach einem Ausgang und bemühte sich, den Sinn ihrer Umgebung zu begreifen.
    Sie erstarrte, als sich ein winziger orangefarbener Haufen auf einem der Sofas bewegte. Beraals Fell sträubte sich und ein Knurren kam tief aus ihrer Kehle.
    Mara drehte sich auf dem Kissen um, legte sich eine Pfote über das Auge und schnarchte unmissverständlich.
    Beraal setzte sich auf die Hinterläufe und ließ die Schnurrhaare ungläubig umherschwenken. Sie starrte das Kätzchen an, näherte sich ihm aber nicht weiter. Stattdessen putzte sie sich die Schwanzspitze und die Schnurrhaare und ging im Kopf ihre äußerst ungewöhnliche Situation durch. Sie war es gewöhnt, dass sich Katzen gegen sie zur Wehr setzten oder sie trotzig anfauchten, besonders wilde Katzen in neuer, unbekannter Umgebung. Außerdem hätte sie von Mara eigentlich ein bisschen mehr Angst erwartet, denn so reagierte normalerweise jedes Kätzchen, das von einer erfahrenen Kriegerin gejagt wurde.
    Doch kaum zehn Minuten, nachdem sich Beraal auf die Kleine gestürzt hatte, hatte Mara sich zu einer Kugel eingerollt und schlief. Beraal hatte noch nie ein Beutetier gesehen, das einen solchen Grad an selbstmörderischer Unbekümmertheit um die eigene Sicherheit an den Tag gelegt hatte.
    Sie erspähte Gerüche und ließ die Schnurrhaare nach Anzeichen von Großfüßen suchen. Ihr Gefühl für Raum und Richtung war wieder einsatzbereit, trotz der riesigen Unterschiede zwischen der gewohnten Umgebung draußen und dem rätselhaften Aufbau eines Großfußhauses. Beraal lauschte aufmerksam, wie eine Katze vor einem Mäuseloch, doch Instinkt und Schnurrhaare sagten ihr, die Großfüße waren mindestens zwei Zimmer entfernt.
    Nachdenklich leckte sie sich die Pfoten. Sie überprüfte ihre Krallen und zog sie über den Teppich, um sie messerscharf zu machen. Lautlos schlich sie auf Mara zu und benutzte dabei Tisch und Stuhl als Deckung. Dabei zuckten ihre Ohren auch immer in Richtung Tür, um sicherzugehen, dass die Großfüße nicht zurückkehrten. Aber den Blick hielt sie auf die schlafende Gestalt des Kätzchens gerichtet und dabei spannte sie die Muskeln an. Ein Satz sollte ausreichen, sollte genügen, damit sie aufs Sofa gelangte. Und wenn sie es richtig machte, konnte sie dem Kätzchen mit dem scharfen, tödlichen Biss, der ihr Markenzeichen war, den Hals brechen, ehe Mara erwachte oder auch nur den kleinsten Schmerz spürte. Und dann würde sie sich ein offenes Fenster oder eine offene Tür suchen und diesen entsetzlichen Ort für alle Zeiten hinter sich lassen.
    » Du bist zurück!«, sagte in diesem Moment eine fröhliche Stimme. » Wie nett von dir, zurückzukommen. Ich habe gedacht, du kommst nicht mehr, deshalb habe ich mich ein bisschen hingelegt, um mich von der Aufregung zu erholen! Hast du mein Körbchen gesehen? Dort schlafe ich, es ist sehr bequem! Dies ist eine Maus– eine aus Stoff, keine echte, aber ein wunderbares Kissen! Möchtest du mit meinem Ball spielen? Ich habe einen Ball und eine Maus, siehst du?«
    Beraal war schon halb
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