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Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt
Autoren: L. E. Modesitt jr.
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das ist, aus dem die Töchter fliehen«, fügte sie trocken hinzu.
    Leises Lachen erhob sich am Tisch.
    »Es muss jenseits von Lornth liegen«, sagte Ayrlyn. »Relyn und Narliat haben es nie erwähnt.«
    »Relyn ist inzwischen wahrscheinlich dabei, Geschichten über die Macht der neuen Ehrwürdigen zu verbreiten«, meinte Hryessa.
    »Das wird unsere Schwierigkeiten noch vergrößern.« Ryba warf einen kurzen, vielsagenden Blick zu Nylan, bevor sie sich den nächsten Löffel Minze-Eintopf in den Mund schob.
    Der Schmied war nicht bereit, sich auf eine Diskussion über Relyn einzulassen, der auf der Grundlage dessen, was er von Nylan erfahren hatte, eine neue Religion erschaffen wollte. Der Schmied aß schweigend weiter, warf gelegentlich einen Blick zu Ayrlyn und freute sich, dass die Blässe nach und nach aus dem Gesicht der Heilerin wich, während sie aß.
    »Essen hilft, nicht wahr?«, sagte er. Er wusste selbst, dass es eine törichte Bemerkung war, aber er wollte ihr sein Mitgefühl zeigen.
    »Ein wenig, ja. Wenn ich mich ausgeruht habe, wird es mir besser gehen«, antwortete Ayrlyn.
    »Wenn jemand etwas braucht«, bot er an, »dann schicke ihn zu mir oder zu Istril. Sie hat sich in ihren Fähigkeiten geübt.«
    »Ich habe sie darum gebeten und ich bin froh, dass sie es tut.«
    »Wir brauchen mehr Heilerinnen«, bemerkte Ryba kühl. Die Gewissheit, mit der sie sprach, jagte Nylan einen Schauder den Rücken hinunter. Was konnte sie noch alles sehen?
    Ayrlyn und Nylan wechselten einen Blick und aßen weiter, ohne auf Rybas Bemerkung einzugehen.
    Nach dem Mittagessen ging Nylan die fünf Treppen zum obersten Stockwerk hinauf und bog nach rechts in sein Quartier ab, das Rybas Kammer gegenüber lag. Er sah sich im kahlen Zimmer um – ein Fenster, mit welligem einheimischem Glas versehen, eine Liege aus einem Landefahrzeug, die eine harte Bettstatt abgab, aber immer noch besser war als alles, was die Einheimischen herstellen konnten, ein wackliger Tisch mit einem Hocker, ein Schaukelstuhl, in dem er sitzen konnte, wenn er Dyliess ein Schlaflied vorsang.
    »Nylan?«
    Er drehte sich um.
    Die dunkelhaarige Marschallin von Westwind stand in der Tür und hob das strampelnde silberhaarige Kind hoch, das fast schon im Krabbelalter war. »Kannst du sie nehmen? Ich würde gern trainieren. Oder, wenn du zuerst trainieren willst ...«
    »Mach nur. Ich bin dann nach dir an der Reihe.« Der Ingenieur streckte die Arme aus und nahm seine Tochter entgegen.
    »Gaaa ...«
    »Gaaa, mein Kind.« Nylan hob Dyliess hoch und umarmte sie.
    »Ich bin dann unten«, sagte Ryba noch einmal. »Später ... ich weiß noch nicht.«
    »Gut.« Nylan setzte sich auf den primitiven Schaukelstuhl, den er eigens gebaut hatte, damit er Dyliess auch in seiner eigenen Kammer wiegen konnte.
    Während er mit ihr schaukelte, griff sie nach dem Schnitzwerk auf der Lehne des Stuhls, dann nach seinen silbernen Haaren und schließlich nach seinem Ohr.
    »Immer mit der Ruhe, junges Mädchen. Die Ohren deines Vaters sind kein Spielzeug.« Er nahm sie herunter, setzte sie sich auf den Schoß und sang für sie.
     
    »Oben auf der eisbedeckten Freyja ...«
     
    Seine Stimme brach, als es an der Tür klopfte.
    »Ja, bitte?«
    »Ser ...« Eine Frau mit schmalem Gesicht und brünettem Haar stand in der Tür. »Die Marschallin hat mich geschickt ...«
    »Kannst du auf Dyliess aufpassen, während ich trainiere, Antyl?«
    »Wenn Ihr es wünscht, Ser.«
    »Ja.« Es sah Ryba ähnlich, jemand anders zu ihm zu schicken. Obwohl ihre Quartiere unmittelbar nebeneinander im Turm lagen, ging Ryba Nylan aus dem Weg und wandte sich so selten wie möglich direkt mit Bitten an ihn, gerade so, als hätte er sich ihr gegenüber unvernünftig und abweisend verhalten.
    Er war durch einen Trick zum Zuchthengst gemacht worden, er war gedrängt worden, tausende Menschen einzuäschern, er war bei wer weiß wie vielen kleinen Dingen getäuscht worden und jetzt galt er als unvernünftig, obwohl er selbst es doch gewesen war, der Westwind gebaut und mit Waffen versorgt hatte. Und Ryba wunderte sich, dass er nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte? Wenn Dyliess und die anderen Kinder nicht gewesen wären ...
    Aber es waren seine Kinder, die ihn in Westwind hielten, und daran konnte er nichts ändern.
    Er erhob sich aus dem Schaukelstuhl und legte sich Dyliess noch einen Moment auf die Schulter, um ihr den Rücken zu tätscheln. Dann hielt er sie ein Stück tiefer und küsste sie auf die Wange,
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