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Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt
Autoren: L. E. Modesitt jr.
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kälter wurde als auf dem Dach der Welt.
    Nylan schüttelte den Kopf und zog die Jacke aus. Er hängte sie neben der Doppeltür an einen Haken und ermahnte sich, dass er keine Schwerter schmieden konnte, wenn er die Zeit mit Erinnerungen und Wehklagen vertrödelte. Ryba brauchte immer mehr der tödlichen Waffen, die er entwickelt hatte. Ihre zuweilen sehr klaren Visionen hatten ihr offenbart, dass in den kommenden Jahren Dutzende von Frauen Zuflucht in Westwind suchen würden.
    War das seine Bestimmung? Sollte er der Waffenschmied der Engel sein und immer neue Vernichtungswaffen anfertigen? Und nebenbei als Zuchthengst dienen? Bisher hatte er versucht, solche Gedanken zu verdrängen, aber er spürte, wie sich seit der großen Schlacht ein immer größerer Druck in ihm aufbaute.
    Der Schmied nahm eine flache, behelfsmäßige Schaufel zur Hand, die er aus den Legierungen eines Landefahrzeuges hergestellt hatte, und beförderte die kostbare Holzkohle aus dem Korb ins Schmiedefeuer. Mit einem Nicken gab er Huldran zu verstehen, dass sie am großen Blasebalg pumpen sollte, während er seine Hämmer und einen Streifen Blech holte. Es war nicht mehr viel davon da, aber er würde so lange wie möglich weitermachen. Danach musste er sich etwas anderes einfallen lassen, um hochwertige Schwerter zu schmieden. Hoffentlich gelang ihm das.
    Auf der Ablage des Schmiedeofens lag eine einheimische Klinge, zerbrochen und am Rand angeschmolzen von der schrecklichen Hitze, die Nylan erzeugt hatte, als er den letzten Waffenlaser mithilfe der »Ordnungs-Felder« dieser eigenartigen Welt auf die Gegner ausgerichtet hatte. Die örtliche Magie ähnelte dem Energienetz, das er als Ingenieur der Winterspeer benutzt hatte, und war doch wieder etwas ganz anderes.
    Mehr als tausend erbeutete einheimische Klingen waren jetzt wie etliche Klafter Holz hinter der Schmiede gelagert. Einige Klingen waren intakt, andere teilweise geschmolzen, wieder andere zerbrochen.
    Ein wehmütiges Lächeln spielte um seine Lippen. Hatte er sich nicht vor einem Jahr Sorgen gemacht, ihm könnte das Metall ausgehen?
    »Bereit, Ser?«, fragte Huldran.
    »Bereit.« Er legte das Blech auf die Holzkohlen. Aus bitterer Erfahrung wusste er, dass er, wenn er gute Schwerter schmieden wollte, das weichere einheimische Eisen in die Legierung treiben und einschweißen musste, nicht anders herum.
    Gegen Mittag, als am Turm eine Glocke angeschlagen wurde, hatten sie das Eisen der einheimischen Klinge flach auf den Streifen der Legierung gepresst, die verschweißten Metallstreifen ausgewalzt, umeinander gefaltet und noch zwei, drei weitere Male ausgewalzt. Sie mussten den Vorgang – das Einfalten und Auswalzen – noch etwa ein Dutzend Mal wiederholen, bis Nylan ein Stück Metall vor sich hatte, das er zur endgültigen Klinge formen konnte. Er wusste, dass es besser gewesen wäre, den Vorgang noch öfter zu wiederholen, aber die Zeit war knapp und Ryba alles andere als geduldig. Auf jeden Fall würden die nächsten Schritte des Schwertschmiedens schneller gehen.
    Den ganzen Winter über hatte er mit Huldran Schwerter geschmiedet, denn Ryba hatte darauf bestanden, dass jede Gardistin – jede Rekrutin – zwei Kurzschwerter haben sollte, die mindestens so tödlich waren wie größere Schwerter oder Schusswaffen. Die neu angefertigten Schwerter waren im Grunde nur leicht abgewandelte Kopien der beiden Klingen, die Ryba von der Winterspeer mitgebracht hatte. Es waren die Klingen der sybranischen Nomaden, mit denen die Marschallin und frühere Kapitänin des Engelsschiffs ständig trainiert hatte.
    »Ich decke die Kohlen ab, Ser, auch wenn nicht mehr viel zum Abdecken da ist.«
    »Willst du heute Nachmittag selbst eine Klinge machen?«
    »Ja, warum nicht.«
    »Dann wirf noch ein paar Klötze Holz aufs Feuer.«
    Huldran grinste. »Wollt Ihr nach dem Essen trainieren? Das ist gefährlich.«
    »Ich werde schon aufpassen.« Saryn oder Istril würden ihn vermutlich als Gegner zum Üben auswählen. Mit Ryba trainierte er nicht, weil auf beiden Seiten zu viel Wut im Spiel war, die ihrer Gesundheit und Sicherheit nur abträglich sein konnte.
    Murkassa, eine der ersten einheimischen Frauen, die nach Westwind gekommen waren, führte eine Gruppe neuer Wächterinnen an. Die Frauen marschierten eilig aus der Schlucht, wo das Vieh und die Pferdeställe waren, herunter, waren aber noch ein paar hundert Schritte von der Schmiede entfernt. Als die Wächterin mit dem runden Gesicht und den braunen
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