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Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt
Autoren: L. E. Modesitt jr.
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Schmied gegenüber.
    Noch bevor Nylan sich dampfenden Tee in den Becher geschenkt hatte, nahm auch Ryba am Ende des Tisches auf dem einzigen Stuhl im großen Saal ihren Platz ein.
    »Wie geht es mit der Schmiede?«, fragte sie höflich.
    »Wir arbeiten gerade an zwei neuen Schwertern«, antwortete er. »Damit müssten wir meiner Schätzung nach insgesamt fast einhundert haben, also zwei für jede Wächterin und zwanzig als Reserve. Wir müssen aber das Schmiedefeuer inzwischen teilweise mit frischem Holz betreiben. Noch ein Achttag und die Holzkohle wird uns endgültig ausgehen.«
    »Ich wäre dir dankbar, wenn du weiter Klingen schmieden könntest, bis die Holzkohle verbraucht ist.«
    »Schon wieder Visionen?«, fragte er leise.
    »So ist das eben.« Ryba brach sich ein Stück Brot ab.
    Nach ihr nahm sich auch Nylan ein Stück dunkles Brot und gab den Korb an Huldran weiter. Als er aufschaute, bemerkte er, dass Ayrlyn leichenblass war. »Dephnay – wieder einmal?«, fragte er.
    »Dephnay geht es allmählich besser, aber Tryssa hat sich mit heißem Fett verbrannt. Kaltes Wasser hat geholfen, aber bei den Augenlidern konnte ich nicht mehr viel tun.«
    Nylan zuckte zusammen, als er an heißes Fett dachte, das in die Augen spritzte, und die Anstrengung fühlte, die die Heilerin mit den flammend roten Haaren auf sich genommen hatte. Das Heilen mit den Ordnungs-Feldern war kräftezehrend, wie er aus eigener Erfahrung wusste. Er war mehr als einmal dabei zusammengebrochen. »Wie geht es ihr?«
    »Sie wird wieder gesund werden.«
    »Und dir?«
    »Ich muss nach dem Essen schlafen. Ziemlich lange sogar, wie es ausschaut.« Ayrlyn trank einen großen Schluck heißen Tee.
    Nylan nickte mitfühlend und trank von seinem eigenen Tee, während er wartete, bis die große Eintopfterrine bei ihm ankam.
    »Du musst mehr essen«, drängte Hryessa ihren Schützling Daryn am Fußende des Tischs.
    »Ja, du musst stark genug werden, um nach Gallos zurückzukehren«, sagte Murkassa mit blitzenden Augen.
    »Ich kann nicht zurückkehren«, sagte Daryn leise. Eine leichte Röte überzog sein ebenmäßiges Gesicht. »Das weißt du genau. Ein Standartenträger aus Gallos kehrt allein zurück? Ein einzelner Überlebender verlässt das Schlachtfeld? Man würde mir vorwerfen, ich hätte einen Verrat begangen ... oder Schlimmeres.«
    »Wir haben doch schon einmal darüber gesprochen«, unterbrach Ayrlyn mit ernstem Gesicht die Sticheleien. »Du warst sicher nicht der einzige Überlebende, sondern nur der Einzige, der es geschafft hat, eine Wächterin zu betören. Ein paar, die im unteren Lager verwundet wurden, haben den Rückweg nach Lornth und Gallos angetreten.«
    Wieder errötete Daryn. »Die meisten sind gestorben, das wisst Ihr doch, Heilerin. Diejenigen, die zurückgekehrt sind, haben vor den Schneefällen des Winters ihre Heimat erreicht. Nachdem ich aber einen Winter auf dem Dach der Welt geblieben bin ...« Daryn zuckte mit den Achseln.
    »Du hättest nicht früher reisen können, du wärst ja fast gestorben«, wandte Hryessa ein.
    »Nein.« Daryn lachte, es klang beinahe bitter. »Es ist schwer für einen Mann mit nur einem Fuß, durch die Westhörner zu reisen.«
    »Fast so schwer wie für eine Frau, unbelästigt durch Candar zu reisen«, warf Ryba trocken ein.
    Zustimmendes Gemurmel erhob sich an den Tischen.
    Nylan hätte beinahe den Kopf geschüttelt. Candar war ein Pulverfass, das jeden Augenblick explodieren konnte, und die Gründung Westwinds hatte die Lunte endgültig in Brand gesteckt.
    »Daryn?«, fragte die Marschallin.
    »Ja, Marschallin?«, antwortete der junge Mann eingeschüchtert.
    »Was weißt du über ein Land namens Cyador?«
    »Nur das, was die Händler erzählen, Ser. Es ist die alte Heimat derjenigen, die dem Weißen Weg folgen ... ein Ort voller Silber und Malachit und mit Gebäuden voller großer Spiegel, welche die Sonne einfangen und festhalten können. Selbst die kleinsten Häuser sind dort noch wie Paläste.«
    »Und wo genau liegt dieses Paradies?«
    »Irgendwo hinter den Westhörnern, mehr weiß ich nicht.«
    »Wer ist überhaupt darauf gekommen?«, wollte Nylan von Ryba wissen.
    »Ich habe die Schriftrollen studiert, die Ayrlyn gefunden hat, und mehrere beunruhigende Anspielungen auf Cyador gefunden. Die Ehrwürdigen hätten die Flüsse kanalisiert und die Grashügel errichtet, um Reisende abzuschrecken. Und dass einige Töchter Cyadors zu den Barbaren geflohen wären. Ich frage mich, was für ein Paradies
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