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Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt
Autoren: L. E. Modesitt jr.
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bevor er sie an Antyl übergab.
    »Wie geht es Jakon?«
    »Es geht ihm gut, Ser, ein kräftiger Junge. Er schläft jetzt.« Mit breitem Lächeln drehte sich die brünette Frau um und ging die Treppe hinunter.
    Nylan zog die Jacke aus und folgte ihr nach unten bis in den vierten Stock, wo er sich dem Training unterziehen sollte, was nicht nur bedeutete, sich mit einem Partner zu messen, sondern ihn auch lehren sollte, bei düsterem und unsicherem Licht keine Fehler zu machen. Ryba behauptete, das Führen der Schwerter hinge ebenso mit dem Gefühl wie mit dem Gesichtssinn zusammen, und vielleicht hatte sie damit sogar Recht. Nylan hatte die Hälfte der Männer, die er in den letzten zwei Jahren mit dem Schwert getötet hatte, bestenfalls aus den Augenwinkeln gesehen. Gefühlt hatte er ihren Tod, er hatte die Weiße Brandung ihrer Schmerzen gespürt, aber er hatte instinktiv zugeschlagen und sich dabei kaum auf seine Augen verlassen.
    Dies war das Problem, wenn man mit Ryba zu tun hatte. Sie hatte fast immer Recht, aber er hasste sie für die Gewissheit, mit der sie verkündete, nur große Macht und kaltes Eisen wären die passende Antwort auf die Frage, wie sie in Candar überleben sollten.
    »Da kommt der Ingenieur«, rief Istril, die mit Weryl am Rand stand, um die Übungskämpfe zu beobachten.
    »Fang!«, rief Saryn.
    Fast instinktiv streckte Nylan den Arm aus und schnappte den Stab aus Hartholz, drehte ihn herum und fasste den Griff. Dabei staunte er, wie geschickt er inzwischen mit altmodischen Waffen umgehen konnte – nur, dass dieser Eindruck trog. Gegen die meisten einheimischen Angreifer konnte er sich allerdings verteidigen und er hatte mehr als nur ein paar Räuber und Angreifer getötet, wenngleich immer nur einen zur selben Zeit, weil ihn jedes Mal Weiße Wogen von Schmerz überschwemmten und lähmten.
    Er war nicht der Einzige, dem es so ging. Alle, die fähig schienen, die Ordnungs-Felder zur Heilung zu benutzen – alle mit silbernen Haaren und Ayrlyn –, litten unter dem gleichen Problem. Ryba dagegen konnte nicht heilen, aber sie konnte ganz gewiss töten.
    Interessanterweise, überlegte Nylan, während er den Stock bewegte, um sich aufzuwärmen, hatten trotz der Schlachten, die sie hatten schlagen müssen, all diejenigen überlebt, die über Heilerfähigkeiten zu verfügen schienen.
    »Passt auf«, sagte Saryn zu den paar Rekrutinnen, die sich ringsum im Trainingsraum aufgestellt hatten.
    Nylan kannte nur die Hälfte der Anwesenden dem Namen nach. Er wünschte sich, sie würden nicht zusehen. Aus dem Augenwinkel blickte er zu Daryn, der auf einem Hocker saß. Wahrscheinlich, überlegte Nylan, musste er für den Fuß des jungen Mannes eine Art Prothese bauen, wie er es für Relyns rechte Hand getan hatte.
    »Bereit, Nylan?«
    »Eigentlich nicht.« Der Schmied hob den Hartholzstab und versuchte, sich von seinem Gefühl für die unsichtbare Dunkelheit und den Fluss der Ordnung leiten zu lassen.
    Saryn hob ihren Stab, der beinahe wie ein Laserstrahl zu schimmern schien, während die Kämpferin ihn im Übungsraum suchend hierhin und dorthin zog.
    Wie üblich kam Nylan sich sehr ungeschickt vor. Nur mit Mühe gelang es ihm, Saryns erste Angriffe abzuwehren. Er wich aus, zog sich zurück und versuchte, jenes Gefühl für die Ordnung zu bekommen, das allein ihn vor Prellungen oder in einem echten Kampf vor dem Tod zu schützen vermochte.
    Während er sich mit dem Hartholzstab abmühte, der beim Übungskampf das Schwert ersetzte, tauchte er nach und nach in den Strom der Ordnung ein und ließ sich eher vom Stab führen, als dass er ihn bewusst bewegte.
    »... Ingenieur ist wirklich gut ... möchte wetten, dass nicht einmal die Marschallin ihn treffen könnte ...«
    »... bemerkst du nicht ... er schlägt nie zurück ... verteidigt sich nur ...«
    Aber wie lange noch würde er sich auf die bloße Verteidigung beschränken können? Wie lange noch?

 
III
     
    S o nahm der Kampf zwischen Ordnung und Chaos seinen Fortgang, zwischen jenen, die die Ordnung ihrem Willen unterwerfen konnten, und jenen, die es nicht vermochten, zwischen jenen, die dem Schwert folgten, und den anderen, die sich dem Geist verschrieben.
     
    Auf dem Dach der Welt bauten die ersten Engel im ewigen Eis ihre Feldfrüchte an. Mauern errichteten sie, Ziegelsteine brannten sie und entwarfen allerlei höchst wundersame Dinge: Schwarze Klingen, die niemals stumpf wurden, und Wasser, das im kältesten Winter noch lief und nicht gefror, und
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