Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Canyon

Der Canyon

Titel: Der Canyon
Autoren: Douglas - Preston
Vom Netzwerk:
der Direktor.
    »So ist es. Ans National Museum of Natural History. Die Regierung plant den Bau eines besonderen Biosafety-Labors der Stufe vier auf dem Raketentestgelände White Sands in New Mexico, wo der Dinosaurier und die Partikel studiert werden sollen. Sie haben mich gebeten, als Stellvertretende Direktorin die Forschungsarbeiten zu leiten, und zu diesem Posten gehört ein Titel als Kuratorin am National Museum. Es bedeutet mir sehr viel, dass ich meine Arbeit an dem Exemplar fortsetzen kann. Das Rätsel der Venus-Partikel ist noch nicht geknackt, und ich will diejenige sein, die es löst.«
    »Das ist Ihre endgültige Entscheidung?«
    »Ja.«
    Peale erhob sich, streckte die Hand aus und rang sich ein schwaches Lächeln ab. »In diesem Fall, Dr. Crookshank, möchte ich der Erste sein, der Ihnen gratuliert.«
    Die noble Erziehung hatte immerhin eine hervorragende Qualität in Peale hervorgebracht, dachte Melodie: Er war ein guter Verlierer.

7
    Das Haus, ein kleiner Bungalow, stand an einer hübschen Seitenstraße im Örtchen Marfa, Texas. Eine große Platane warf ihren fleckigen Schatten in den Vorgarten, der von einem weißen Lattenzaun umgeben war. Ein 1989er Ford Fiesta stand in der kleinen Einfahrt, und vor der umgebauten Garage hing ein handbemaltes Schild mit der Aufschrift ATELIER.
    Tom und Sally parkten an der Straße und klingelten an der Tür.
    »Ich bin hier«, rief eine Stimme aus der Garage.
    Sie gingen hinüber, das Garagentor hob sich und enthüllte ein hübsches kleines Atelier. Eine Frau erschien; sie trug ein übergroßes Herrenhemd voller Farbflecken und hatte ein Tuch um das rote Haar geknotet. Sie war zierlich, forsch und attraktiv, mit einer kleinen Stupsnase, einem jungenhaften Gesicht und einer sehr energischen Ausstrahlung. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich bin Tom Broadbent. Das ist meine Frau Sally.«
    Die junge Frau lächelte breit. »Ach ja. Robbie Weathers. Vielen Dank, dass Sie gekommen sind.«
    Sie folgten ihr in das überraschend nett eingerichtete Atelier mit großem Dachfenster. Die Wände waren weiß und mit Landschaftsgemälden bedeckt. Seltsam geformte Felsen, verwitterte Holzstücke, alte Knochen und rostige Eisenstücke waren wie Skulpturen auf Tischen an einer Wand arrangiert.
    »Setzen Sie sich. Tee? Kaffee?«
    »Nein, danke.«
    Sie nahmen auf einem zur Couch gefalteten Futon Platz, während Robbie Weathers sich die Hände wusch, das Kopftuch abnahm und ihre Locken schüttelte. Sie zog sich einen Holzstuhl heran und setzte sich ihnen gegenüber. Die Sonne durchflutete den Raum. Ein verlegenes Schweigen entstand.
    »Also«, sagte sie und sah Tom an, »Sie sind derjenige, der meinen Vater gefunden hat.«
    »So ist es.«
    »Bitte erzählen Sie mir alles – wie Sie ihn gefunden haben, was er gesagt hat – einfach alles.«
    Tom begann mit der Geschichte und schilderte ihr, wie er die Schüsse gehört hatte, hingeritten war und ihren Vater sterbend auf dem Grund des Canyons vorgefunden hatte.
    Sie nickte, und ihre Miene verdüsterte sich. »Wie war er … gefallen?«
    »Er lag auf dem Gesicht. Er war mehrmals in den Rücken getroffen worden. Ich habe ihn umgedreht, ihn beatmet, und er hat die Augen geöffnet.«
    »Hätte er überleben können, wenn man ihn rechtzeitig da rausgeholt hätte?«
    »Die Verletzungen waren tödlich. Er hatte keine Chance.«
    »Ich verstehe.« Ihre Fingerknöchel färbten sich weiß, als sie die Finger um die Armlehne krallte.
    »Er hat ein Notizbuch an sich gedrückt. Er hat gesagt, ich solle es nehmen und Ihnen übergeben.«
    »Was genau hat er gesagt?«
    »Er sagte: ›Das ist für Robbie … Meine Tochter … Versprechen Sie mir, dass Sie es ihr geben … Sie weiß schon, wie sie ihn finden kann … den Schatz.‹«
    »Schatz«, wiederholte Robbie mit schwachem Lächeln. »So hat er immer von seinen Fossilien gesprochen. Er hat nie das Wort ›Fossil‹ gebraucht, weil er panische Angst davor hatte, jemand könnte ihm bei einem Fund zuvorkommen. Stattdessen hat er den halb verrückten Schatzsucher gespielt. Er hat oft eine recht auffällige gefälschte Schatzkarte mit sich herumgetragen, damit die Leute ihn für einen Spinner hielten.«
    »Das erklärt eine Sache, über die ich mich gewundert habe. Jedenfalls habe ich das Notizbuch angenommen. Er war … dem Tod sehr nahe. Ich habe getan, was ich konnte, aber er hatte keine Chance. Seine einzige Sorge galt Ihnen.«
    Robbie wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel.
    »Er hat gesagt:
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher