Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Canyon

Der Canyon

Titel: Der Canyon
Autoren: Douglas - Preston
Vom Netzwerk:
als sie sich fragte, ob sie sich womöglich infiziert hatte. Aber das war unmöglich – die Partikel waren zu groß, um von allein in die Luft zu steigen, und außerdem waren alle bis auf die wenigen, die sie so mühsam herausgelöst hatte, sicher in Stein eingeschlossen – fünfundsechzig Millionen Jahre alt, aber immer noch funktionstüchtig.
    Funktionstüchtig.
    Das war der springende Punkt. Was war ihre Funktion? Doch noch während sie sich das fragte, wurde ihr klar, dass es Monate, vielleicht sogar Jahre dauern würde, eine Antwort auf diese Frage zu finden.
    Sie fügte die neue Version als Anhang einer E-Mail hinzu, bereitete alles zum Versenden vor und zögerte mit dem Finger über der ENTER-Taste.
    Sie drückte auf ENTER.
    Melodie lehnte sich mit einem tiefen Seufzen auf dem Stuhl zurück und fühlte sich plötzlich völlig ausgepumpt. Mit diesem einen Tastendruck hatte sich ihr Leben verändert. Für immer.

5
    Tom schlug die Augen auf. Sonnenlicht lag in Streifen auf seinem Bett, irgendwo im Hintergrund war ein leises Piepsen zu hören, an der Wand hing eine Uhr. Obwohl ihn Schmerz einhüllte wie dichter Nebel, schaffte er es, Sally zu entdecken, die auf einem Stuhl ihm gegenüber saß.
    »Du bist wach!« Sie sprang auf und nahm seine Hand.
    Tom dachte nicht einmal daran, den dröhnenden Kopf zu heben. »Was …?«
    Alles strömte wieder auf ihn ein, die Jagd im Canyon, der Absturz mit dem Hubschrauber, das Feuer. »Sally, wie geht es dir?«
    »Sehr viel besser als dir.«
    Tom blickte an sich herunter und erschrak, als er die vielen Verbände sah. »Was hab ich denn?«
    »Ach, nur ein paar hässliche Verbrennungen, ein gebrochenes Handgelenk, angeknackste Rippen, eine Gehirnerschütterung, eine Nierenquetschung und eine verätzte Lunge. Weiter nichts.«
    »Wie lange war ich weg?«
    »Zwei Tage.«
    »Ford? Wie geht es ihm?«
    »Er müsste jeden Moment vorbeikommen, um nach dir zu sehen. Er hat sich einen Arm gebrochen und ein paar böse Schnittwunden abbekommen, sonst nichts. Er ist ein zäher Bursche. Dich hat es am schlimmsten erwischt.«
    Tom stöhnte, ihm brummte der Schädel. Als er wieder klar sehen konnte, bemerkte er eine kräftige Gestalt, die in einer Ecke saß. Lieutenant Detective Willer.
    »Was will der denn hier?«
    Willer erhob sich, salutierte zur Begrüßung und setzte sich wieder. »Freut mich, Sie wieder wach zu sehen, Broadbent. Keine Sorge, Sie stecken nicht in Schwierigkeiten – sollten Sie aber, wenn es nach mir ginge.«
    Tom wusste nicht recht, was er sagen sollte.
    »Ich bin nur vorbeigekommen, um nach Ihnen zu sehen.«
    »Das ist sehr nett von Ihnen.«
    »Ich dachte mir, dass Sie wohl noch ein paar Fragen haben würden, auf die Sie gern eine Antwort hätten. Zum Beispiel, was wir über den Mörder von Marston Weathers herausgefunden haben, den Mann, der auch Ihre Frau entführt hat.«
    »Allerdings.«
    »Und dafür würde ich, wenn Sie so weit sind, gern Ihre ganze Geschichte hören.« Fragend zog er die Brauen in die Höhe.
    »Einverstanden.«
    »Gut. Der Mann hieß Maddox, Jimson Alvin Maddox, ein verurteilter Mörder, der offenbar für einen Kerl namens Iain Corvus gearbeitet hat, einen Kurator am American Museum of Natural History in New York. Er hat dafür gesorgt, dass Maddox vorzeitig aus der Haft entlassen wurde. Corvus ist in derselben Nacht gestorben, als Sally entführt wurde, scheinbar an einem Herzinfarkt. Aufgrund des zeitlichen Zusammenhangs untersucht das FBI jetzt diesen Todesfall.«
    Tom nickte. Verdammt, tat ihm der Kopf weh. »Und woher wusste dieser Corvus von dem Dinosaurier?«
    »Er hatte Gerüchte gehört, Weathers sei an einer großen Sache dran, und hat ihn von Maddox beschatten lassen. Maddox hat den Kerl getötet und ihm offenbar eine Probe gestohlen, die Corvus am Museum analysieren ließ. Darüber ist was im Internet erschienen, und so einen Aufstand haben Sie noch nie erlebt. Die Zeitungen sind voll davon.« Willer schüttelte den Kopf. »Ein Dinosaurierfossil … Herrgott, ich habe an so ziemlich alles gedacht, von Kokain bis hin zu verschütteten Goldschätzen, aber auf einen T-Rex wäre ich nie im Leben gekommen.«
    »Was passiert jetzt mit dem Fossil?«
    Sally antwortete: »Die Regierung hat die Mesas abgesperrt und lässt ihn bergen. Sie denken daran, extra eine Art spezielles Labor zu bauen, um es zu untersuchen, vielleicht sogar hier in New Mexico.«
    »Und Maddox? Ist er wirklich tot?«
    Willer sagte: »Wir haben seine Leiche gefunden, wo
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher