Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Canyon

Der Canyon

Titel: Der Canyon
Autoren: Douglas - Preston
Vom Netzwerk:
hakte einen Arm ein und zog sie hoch zu dem Loch. Sie packte die zerfetzte Kante, und Tom half ihr heraus auf den Rumpf, von wo aus sie fast zweieinhalb Meter tief springen musste. Er sah, dass sich das Feuer rasch am Heck ausbreitete, bereits an Treibstoffleitungen und Kabeln leckte und den Hubschrauber zu verschlingen drohte.
    »Kannst du runterspringen?«
    Sally nickte. Er hielt sie fest, während sie vorsichtig ein Stück die Seite hinunterrutschte und sich dann fallen ließ.
    »Lauf!«
    »Was zum Teufel tust du da oben?«, schrie sie von unten. »Weg da!«
    »Ford ist noch hier drin!«
    »Das Ding wird explodieren –«
    Doch Tom hatte sich wieder dem Inneren des Hubschraubers zugewandt, wo Ford, der verletzt war, sich abmühte, über die Netze hinauf zu der Öffnung zu klettern. Einer seiner Arme baumelte nutzlos in der Luft.
    Tom legte sich auf den Bauch, streckte den Arm durch das Loch, packte Fords gesunden Arm und hievte ihn hoch. Schwarzer Rauch quoll in einer mächtigen Wolke hervor, als er Ford aus dem Loch zerrte und dann langsam vom Hubschrauber gleiten ließ.
    »Tom! Komm da runter!«, schrie Sally von unten und half Ford von dem Wrack fort.
    »Hitt ist auch noch drin!«
    Rauch strömte weiterhin durch die Öffnung. Tom ließ sich hineinfallen, duckte sich und fand unter dem Qualm eine Schicht guter Luft. Er kroch zu der Stelle, wo er Hitt zuletzt gesehen hatte. Der bewusstlose Soldat lag auf der Seite im Cockpit in einem Trümmerhaufen. Die Hitze des nahenden Feuers verbrannte bereits seine Haut. Tom schlang die Arme um Hitts Oberkörper und zog, doch der Soldat war schwer, und er schaffte es nicht.
    Ein dumpfer Knall war zu hören, als etwas in der Kabine in Flammen aufging. Eine Woge von Rauch und Hitze rollte über Tom hinweg.
    »Hitt!« Er schlug dem Mann ins Gesicht. Der öffnete die Augen, verdrehte sie. Tom schlug ihn noch einmal, mit aller Kraft, und der Blick wurde wacher.
    »Aufstehen! Raus hier!«
    Tom legte den Arm in Hitts Nacken und richtete ihn auf. Hitt kämpfte sich auf die Knie, schüttelte den Kopf, und Blut tropfte aus seinem kurzen Haar. »Verdammt …«
    »Raus! Es brennt!«
    »Himmel …«
    Hitt kam anscheinend endlich ganz zu sich und konnte sich wieder selbstständig bewegen. Der Qualm war jetzt so dick, dass Tom kaum noch etwas sehen konnte. Er tastete sich am Boden entlang, und Hitt kroch hinter ihm her. Eine Ewigkeit später erreichten sie die Stelle, wo der Rumpf des Hubschraubers sich aufwärtskrümmte. Er drehte sich um, packte Hitt am Arm und legte dessen mächtige Hand auf die Netze. »Klettern Sie raus!«
    Er bekam keine Luft mehr, und der beißende Rauch fühlte sich in seiner Lunge an wie Glasscherben.
    »Klettern, verdammt noch mal!«
    Der Mann begann zu klettern, fast wie ein Zombie, Blut rann an seinen Armen hinab. Tom kletterte neben ihm empor, schrie ihn an, und ihm wurde allmählich schwindlig. Er würde das Bewusstsein verlieren, es war zu spät. Es war vorbei. Er spürte, wie sein Griff immer schwächer wurde …
    Arme streckten sich ihm entgegen, zogen ihn hinaus und schleuderten ihn vom Hubschrauber herunter. Er knallte hart auf den Sand, und gleich darauf plumpste Hitt neben ihm zu Boden und stöhnte. Sally sprang und landete vor ihnen – sie war wieder auf den Hubschrauber geklettert, um sie herauszuziehen.
    Sie taumelten und krochen so weit wie möglich von dem brennenden Hubschrauber weg. Tom brach schließlich zusammen, japsend und keuchend, und konnte keinen Schritt mehr weiter. Halb kroch er noch, halb lag er nur im Sand, hörte einen dumpfen Knall und spürte die plötzliche Hitze, als der letzte Tank des Hubschraubers in die Luft flog und das gesamte Wrack in Flammen hüllte.
    Plötzlich erschien eine bizarre Gestalt: Ein Mann kam aus dem Feuer, mit lodernden Flammen bedeckt, eine Waffe in der hochgereckten, brennenden Faust. Seltsam bedächtig blieb er stehen, zielte und gab einen einzelnen Schuss ab – und dann kippte die Gestalt wie eine Statue hintenüber in das Flammeninferno und war verschwunden.
    Tom verlor das Bewusstsein.

4
    Die Nacht hatte sich auf das Naturhistorische Museum in Manhattan herabgesenkt. Eine sanfte Brise ließ die Blätter der alten Platanen im Museumspark rascheln, und die steinernen Wasserspeier, die auf den Dächern spukten, hockten stumm vor dem dunklen Himmel. Tief unten im Keller des Museums brannte Licht, im Mineralogielabor, wo Melodie Crookshank sich über das Stereozoom-Mikroskop beugte und zusah, wie sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher