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Der Bund der Drachenlanze - 11 Tina Daniell

Der Bund der Drachenlanze - 11 Tina Daniell

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 11 Tina Daniell
Autoren: Der Zauber des Dunkels
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überrascht feststellte. Trotz
der Demütigung durch die Gefangenscha ft starrten die gefangenen Minotauren Caramon voll bitterer Verachtung an.
Obwohl er ihnen brachte, was sie lebensnotwendig brauchten, war Caramon für sie nur ein Angehöriger der minderwertigen Rasse Mensch.
Die meisten Gefangenen waren Abtrünnige, Piraten oder
Schlimmeres. Manche waren so müde, krank oder verletzt,
daß sie nicht einmal reagierten, wenn Caramon ihr Essen
brachte. In mindestens einem Fall war Caramon sich sicher,
daß der Gefangene, der einsam in einer Ecke zusammengekugelt lag und von Insekten bekrabbelt wurde, längst tot
war. Er sagte dies der Minotaurenwache, die immer in der
Nähe war, um ihn zu beobachten.
Der Wächter reagierte gleichgültig, sah allerdings näher
hin und schrieb etwas in ein ledergebundenes Buch, das an
seiner Seite hing.
Am hintersten Ende des einen Gangs lag eine einzelne
Zelle, die mehrere hundert Fuß von ihrem nächsten Nachbarn entfernt war. Das war der seltsamste Fall von allen.
Eine elende Gestalt war an der Innenwand so festgezurrt,
daß sie aufrechtgehalten wurde und weder sitzen noch liegen konnte. Der Körper wirkte gebrochen. Der Kopf hing
herunter. Der Mann mußte seine ganze Kraft zusammennehmen, um aufzuschauen, als Caramon taumelnd mit den
Fleisch- und Wassereimern zu ihm kam.
Caramon konnte in der schwach erleuchteten Zelle kaum
etwas sehen, doch er erkannte, daß der Mann einen ovalen
Kopf hatte. Seine Augen waren winzige, schwarze Löcher.
Eiter und Blut quollen ihm aus Schultern und Rücken, als
ob man ihm etwas Lebenswichtiges abgerissen hätte. So
wie er da hing, sah er nicht so aus, als ob er überhaupt noch
am Leben sein könnte, doch beim Anblick von Caramon
brachte er ein neugieriges, tapferes Lächeln zustande.
Caramon fragte sich, wie der gebrochene Mann herkommen sollte, um sein Fleisch zu essen und sein Wasser
zu trinken. Nachdem er die Eimer abgestellt hatte, zögerte
der Krieger.
»Na los«, knurrte die Minotaurenwache einige Fuß hinter
Caramon. »Hin und wieder lassen wir ihn essen. Ansonsten kann er es ansehen und riechen, wie es verfault. Das
gehört hier alles zum Service.«
Caramon ließ sich Zeit, während er das Fleisch abmaß
und etwas Wasser in den Trog des Mannes schöpfte. Wie
erwartet hatte sich die Minotaurenwache müßig umgedreht und war einige Schritte den Korridor heruntergewandert. Der Wächter beobachtete sie nicht mehr genau.
»Warum hat man dich angekettet?« wisperte Caramon
leise.
»Damit ich mich nicht selbst töte«, sagte der gebrochene
Mann. »Ich ziehe den Tod der Unterwerfung vor.«
»Warum bist du hier?«
»Ich werde verhört«, antwortete der Mann in merkwürdig belustigtem Ton.
»Was hast du getan?«
»Ich gehöre nicht zu ihnen. Das reicht.«
Caramon drehte sich um.
»Warte!« flüsterte der Mann. »Bist du einer von den neuen Menschen?«
Caramon schaute ihn erstaunt an. Er warf einen Blick auf
die Wache. Der Stiermensch achtete nicht auf ihn. Er kehrte
ihnen den Rücken zu und schlug müßig mit dem Schwert
gegen die Wände des Gangs.
Caramon beugte sich zu dem gebrochenen Mann hin.
»Was meinst du?«
»Bist du einer von den Menschen, die aus dem Meer gezogen wurden?«
»Ja«, sagte Caramon verwundert. »Woher weißt du das?«
»Pst. Nicht jetzt. Ein andermal.«
Die Minotaurenwache drehte sich um, weil das Warten
sie langweilte. »He, du, keine Bummelei! Mach schon!«
Mit einem Nicken verabschiedete ihn der angekettete
Mann. Widerstrebend folgte Caramon dem Minotaurus.
Seine Arme und Schultern schmerzten vom Tragen der
schweren Eimer.Obwohl man sie nicht gezielt beobachtete,
beschlossen Caramon und Sturm, sich nur nachts zu u nterhalten, wenn es dunkel war. Caramon erzählte Sturm im
Flüsterton von dem seltsamen Mann, der in der Zelle angekettet war, und wie er anscheinend von den Menschen gewußt hatte, die man »aus der See gefischt« hatte. Sturm
dachte darüber nach, doch er konnte sich nicht vorstellen,
wie der Gefangene von ihnen er fa hren haben konnte. Er
mußte sie mit anderen verwechseln, beschloß der junge
Solamnier.
Sehnsüchtig redeten sie von Solace und ihren Freunden,
Tanis, Flint und Raistlin, Caramons Zwillingsbruder.
Sie fragten sich, was aus Tolpan geworden war, und warum die Minotauren, die das Wrack der Ven o r a geentert
hatten, den K ender lebend haben wollten. Nachdem Sturm
mögliche Gründe durchdacht hatte, sagte er, daß Tolpan
bestimmt einen schlechten Sklaven abgeben
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