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Der Bund der Drachenlanze - 11 Tina Daniell

Der Bund der Drachenlanze - 11 Tina Daniell

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 11 Tina Daniell
Autoren: Der Zauber des Dunkels
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deine wahre Bestimmung verpaßt, Lazaril«,
sagte sich der Fischer mit stolzem Kichern. »Du hättest die
Heilkunst erlernen sollen.«
    Der Fischer griff nach den Rudern und legte sich in die
Riemen. Er ruderte kräftig gegen den leichten Wind an und
war nach einer Stunde in Sichtweite des kleinen Hafens
von Atossa .
    Keiner der beiden Gefährten war wieder zu Bewußtsein
gekommen. Das wäre auch zuviel erwartet gewesen. Als
sie sich dem Hafen näherten, zog Lazaril eine Plane über
die beiden reglosen Gestalten, damit keiner seiner Konkurrenten seine ungewöhnliche Fracht mitbekam. Am Hauptpier entdeckte der alte Fischer einen Gassenjungen, dem er
ein Kupferstück versprach, wenn er losrannte und den Minotaurus holte, der als Hafenmeister angestellt war.
    In dem kleinen Hafen war jede Menge los. Menschliche
Piraten und Söldner machten mit den bulligen Stiermenschen Geschäfte, die die Insel regierten. Armselige Sklaven
– zumeist Menschen, aber auch ein Häu fl ein aus anderen
Rassen – schulterten ihre Lasten unter der Aufsicht von
Minotauren, die herrisch über die Docks stolzierten und bei
der erstbesten Gelegenheit boshaft die Peitsche schwangen.
    Ein eindrucksvoller Minotaurus mit wilden Augen und
spitzen Hörnern kam zum Steg, während der Gassenjunge
hinter ihm sich sputen mußte, um mitzuhalten. Lazaril gab
dem Jungen sein Kupferstück und scheuchte ihn geschä ft ig
fort. Der Minotaurus verschränkte die Arme und wartete
mit strengem, ungeduldigem Blick auf seinem tierhaften
Gesicht. Lazaril bedachte ihn mit einem schlauen, offenen
Grinsen.
    Diesen Minotaurus kannte Lazaril vom Sehen, obwohl er
sich bisher immer Mühe gegeben hatte, um den Hafenmeister von Atossa einen großen Bogen zu machen. Er hieß Vigila und war vom König selbst eingesetzt. Alle Fischer und
anderen, regelmäßigen Hafenbesucher kannten seine Brutalität und die eiserne Hand, mit der er den kleinen Hafen
führte. Er war es, der auf den Docks Recht sprach, den Zoll
für den König kassierte – von dem er einen Teil für sich
behielt – und für das erforderliche Kontingent Sklaven
sorgte. Mit ihm mußte Lazaril verhandeln.
    Mit bescheidener Geste zog der Fischer die Plane weg
und enthüllte die beiden Menschen. Erwartungsvoll sah er
Vigila an.
    »Was?« fragte Vigila höhnisch. »Du hast zwei Menschenkarpfen gefangen, alter Fischer. Warum sollten die
mich interessieren?«
    Lazaril schluckte und zwang sich zu einem Grinsen. »Eure Exzellenz«, fing er an, denn er wußte nicht, wie man einen Hafenmeister ansprach, »ihre Wunden sind nur oberflächlich. Ich glaube, das sind zwei sehr starke Menschen,
die ausgezeichnete Sklaven abgeben, wenn sie erst wieder
gesund sind. Jetzt sind sie schwach, aber sie brauchen nur
zu essen und zu trinken, dann werden sie wieder stark.
Dann können sie gute Arbeit leisten – hart arbeiten bis zum
Tod. Das würde Euch doch interessieren, oder nicht?«
    Vigila schnaubte zornig, während seine Augen Lazaril zu
durchbohren schienen. »Schmeiß sie wieder ins Wasser,
alter Fischer. Fang dir etwas, das du dir wenigstens am Abend auf den Teller legen kannst.« Das leise Grollen aus
seiner Kehle hätte ein Glucksen sein können.
    Lazaril nahm all seinen Mut zusammen und setzte
nochmals sein gerissenes Grinsen auf. »Ich glaube, der
hier«, der Fischer tätschelte Caramons Schulter, »ließe sich
für die Spiele trainieren. Er könnte Gladiator werden; er
hätte das Zeug dazu. Trotzdem würde ich ihn Euch als
Gladiator günstig verkaufen. Denkt doch, wie erfreut der
König reagieren würde, wenn Ihr ihm einen Gladiator übergeben könntet, der aus dem Meer gefischt wurde.«
    Vigila schaute nachdenklich drein. Der Hafenmeister
fand sichtlich Gefallen an dieser Vorstellung, das sah Lazaril.
    »Menschen halten in den Spielen nie lange durch«, sagte
der Minotaurus verächtlich.
»Aber«, blieb der Fischer am Ba l l, der sich insgeheim zu
seinem Takt und seinen Verhandlungskünsten beglückwünschte, »sie sind sehr unterhaltsam für die Zuschauer,
selbst wenn sie verlieren.«
Caramon und Sturm regten sich und hoben dann beide
den Kopf. Nicht zum ersten Mal in den letzten paar Tagen
fragten sie sich, wo sie waren. Nach den Tagen, die sie in
der rauhen See getrieben waren, konnte sich keiner von
ihnen einen Reim auf die Szene machen, die sie vor sich
sahen.
Ein alter Fischer mit karottenrotem Haar stand krummbeinig in seinem Boot und redete mit leiser Stimme mit einem
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