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Der Bund der Drachenlanze - 11 Tina Daniell

Der Bund der Drachenlanze - 11 Tina Daniell

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 11 Tina Daniell
Autoren: Der Zauber des Dunkels
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wäre er zermalmt worden. Aus dem Rücken des Ogers ragte ein langer, dünner Dolch, von dem schwarzes
Blut heruntertröpfelte.
Raistlin starrte auf den Dolch. Flint und Tanis rappelten
sich benommen auf und sahen die unberechenbare Kirsig
an.
»Ich habe immer einen parat«, sagte die Halbogerin stolz
und gleichermaßen schüchtern. Sie setzte einen Fuß auf
den Rücken des Ogers, zog den Dolch heraus, wischte ihn
sauber und steckte ihn wieder in ihren Lederrock. »Würdet
ihr auch tun, wenn ihr in Ogerstadt arbeiten würdet und
dauernd mit Ogern zu tun hätte t !«
Tanis gratulierte ihr zu ihrer Tapferkeit.
In dem schwachen Licht war es schwer zu sagen, doch
Kirsig schien zu erröten. »Keine Zeit für sowas«, sagte sie
abwehrend. »Runter mit euch!«
Einer nach dem anderen ließen sich die drei Gefährten
durch das Loch hinunter. Indem Kirsig den Speer des toten
Ogers als Hebel benutzte, gelang es ihr, das Gitter wieder
an seinen Platz zu schieben.
»Viel Glück!« rief Kirsig ihnen nach.
Allein zerrte sie den Körper der Ogerwache in eine Ecke
und häufte eilig Stroh darüber, um ihn so gut wie möglich
zu verbergen.In der faulig riechenden Flüssigkeit, in der sie
sich wiederfanden, leuchteten in der Dunkelheit schimmernde, silbern- und purpurfarbene Streifen. Blubbernder
Schaum, schwammige Kugeln und Teile von Dingen, die
nach Krankheit und Tod stanken, dümpelten um sie herum. Aasfressende Fische sch o ssen durch den Unrat, wobei
ihre schuppigen Seiten die strampelnden Beine der Gefährten streiften. Eine Riesenschlange trieb mit dem Bauch nach
oben im Kanal. Ein Teil ihres ungeheuer langen Leibes be fa nd sich unter Wasser, doch zwei mannsgroße Beulen inmitten ihres weißen, aufgedunsenen Bauches schaukelten
auf der Oberfläche.
Unheimliche Schreie aus der Ferne gellten durch den
finsteren Tunnel. Uralte Leichen waren an Wandvorsprüngen hängengeblieben, wo ihre Knochen ein geisterhaftes
Licht verströmten. Die Gefährten konnten die Ratten hören,
aber nicht sehen; die Tiere rannten über den schmalen
Sims, der an den Seiten des Tunnels entlang führte.
Tanis hielt Raistlin am Handgelenk fest. »Alles in Ordnung?« fragte der Halbelf seine beiden Freunde.
Flint zappelte auf der anderen Seite von Raistlin herum.
Der Abwasserkanal war nur ungefähr sechs Fuß breit.
Flints Füße konnten den unregelmäßigen, von Unrat übersäten Grund nur knapp erreichen. Daher mußte der Zwerg
sich gelegentlich hochstoßen, um sein Kinn über dem
schleimigen Wasser zu halten.
»Mir geht’s gut. Mach dir um mich keine Sorgen«, sagte
Raistlin gereizt.
Flint grunzte zur Antwort. Auch ihm ging es gut, falls
man es gut nennen konnte, in einem schmierigen, scheußlichen Abwasserkanal fast zu ertrinken.
Der Abwasserstrom u m floß sie und zog sie in östliche
Richtung, also Kirsig zufolge zur Küste des Blutmeers. Die
Strömung riß sie mit überraschender Kraft mit. Sie hatten
alle Hände voll zu tun, sich aneinander festzuhalten und
über Wasser zu bleiben.
»Festhalten«, w arnte Tanis, der seinen Griff um Raistlin
verstärkte. »Der Kanal muß wohl ein Gefälle überwinden.
Wir werden bestimmt noch schneller.«
Flint klammerte sich mit einer Hand an Raistlins Schulter
fest, als die drei von der Strömung immer schneller und
schneller davongetragen wurden. Schwindel und Entsetzen
erfaßten die Gefährten. Sie wirbelten an allem möglichen
Abfall und toten Wesen vorbei, die in Spalten steckten oder
an vorstehenden Steinen festhingen.
Die Schreie , die sie vorher gehört hatten, wurden nun
stärker und fast ohrenbetäubend. Der Tunnel führte um
einen Winkel und sackte nach unten ab, so daß Tanis, Flint
und Raistlin vorschnellten. Die Strömung legte noch mehr
an Tempo zu, und sie wurden hin und hergeworfen.
Treibende Körper – manche Oger, manche zu aufgeschwemmt, um zu bestimmen, was da kam – stießen bei
der schrecklichen Fahrt gegen sie.
Die entsetzlichen Schreie wurden zu Getöse, als der Tunnel um eine scharfe Ecke bog. Die Strömung ließ Flint gegen eine Steinwand prallen. Der Zwerg schrie auf vor
Schmerz und umklammerte sein Bein. Raistlin gelang es,
die Hand auszustrecken und ihn am Kragen zu packen.
Die drei wurden nach unten gewirbelt, wobei sie an einem gräßlich verunstalteten Wesen vorbeikamen, das sich
an den Sims klammerte. Einstmals konnte es ein Mensch
gewesen sein. Jetzt war es einer der Untoten. Eine lange
Zunge zuckte nach ihnen und fuhr über Zähne, die
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