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Der Bund der Drachenlanze - 11 Tina Daniell

Der Bund der Drachenlanze - 11 Tina Daniell

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 11 Tina Daniell
Autoren: Der Zauber des Dunkels
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kam.
Caramon drehte sich der Magen um, als er sah, daß der
gebrochene Mann wieder gefoltert und geschlagen worden
war. Aus seinen Wunden strömte Blut. Es sah aus, als hätte
man ihm den Rücken aufgerissen. Sein Gesicht war von
schwarzen und blauroten Blutergüssen übersät.
Der Krieger setzte die beiden Eimer ab und lief hin. Er
steckte das Gesicht zwischen die Stäbe.
Der Angekettete hob leicht das Kinn, doch seine Augen
waren zugeschwollen. Sein Blick wanderte in Caramons
Richtung.
Unten im Gang stach die Minotaurenwache scheinbar
selbstvergessen nach einem weiteren Tier am Boden.
»Was – «, setzte Caramon mit viel zu schrillem Flüstern
an , das er schnell unterdrücken mußte, ehe ein Wutschrei
daraus wurde.
»Nur das Übliche, mein Freund«, keuchte der gebrochene Mann mit brüchiger, schwacher Stimme.
»Warum quälen sie dich so?«
»Ich bin keiner von ihnen. Das ist genug.«
Mitleidig und beschämt senkte Caramon den Kopf. Dadurch fiel sein Blick erstmals auf die Füße des Mannes. Seine langen Beine endeten in vogelartigen Klauen. Der Majerezwilling sperrte erstaunt den Mund auf.
»Keine Zeit für lange Erklärungen«, keuchte der gebrochene Mann. »Schnell! Stell rechts von der Tür die Eimer
übereinander. Nein… da! Richtig. Sie müssen fest stehen.
Jetzt steig oben drauf!«
Caramon schaute zweifelnd drein.
»Schnell!«
Ohne zu wissen warum, tat Caramon, was ihm gesagt
wurde. Er kletterte auf die übereinanderstehenden Eimer.
Ein Blick über die Schulter verriet ihm, daß die Wache immer noch durch ihr kleines Spielchen mit dem Ungeziefer
abgelenkt war.
»Was wird aus dir?« fragte Caramon zögernd.
»Wenn ich Glück habe, darf ich endlich sterben.«
Dann hörte Caramon, wie sich Stein über Stein schob. Er
blickte nach oben und sah, daß eine dicke Platte aus der
Decke über seinem Kopf beiseite geschoben war.
»Streck die Hände aus!«
Während er es tat, warf Caramon einen letzten Blick auf
seinen Retter. Das Gesicht des gebrochenen Mannes glänzte einen Augenblick triumphierend auf, ehe sein Kinn wieder auf die Brust sackte.
Rauhe, starke Hände zogen Caramon hinauf.Die schwere
Platte rutschte langsam wieder an ihren Platz.
Caramon sah nichts als Finsternis und eine kaum erkennbare, sich bewegende Gestalt. Er wurde in einen niedrigen Tunnel gedrängt. Halb kriechend, halb krabbelnd
versuchte der kräftige Majerezwilling rasch vorwärtszukommen. Der – oder das – vor ihm drehte sich alle paar
Schritte um und kreischte ihm in einer nichtmenschlichen
Sprache etwas zu. Es war ein hoher, befehlender Ton, der
ihn vorwärts drängte, obwohl Caramon keine Ahnung hatte, was er bedeutete.
Die Person oder das Wesen huschte geschickt durch den
niedrigen Tunnel, blieb jedoch so weit vor ihm, daß Caramon nichts Genaues erkennen konnte.
Caramon zerkratzte sich Kopf und Rücken an den Steinen. Wurzeln und Spinnweben streiften sein Gesicht. Seine
Gelenke schmerzten von der gebückten Haltung.
»He!« fl üsterte Caramon. »Wer bist du? Wo gehen wir
hin?«
Das Schemen vor ihm hielt einen Moment an, drehte sich
um und kreischte Caramon etwas zu. Dann lief es weiter,
wobei es noch an Tempo zuzulegen schien. Caramon konnte nichts weiter tun, als hinter ihm durch den dunklen
Tunnel zu kriechen.
Hin und wieder kamen sie an Stellen, wo der Tunnel sich
gabelte, und wenn Caramon die Gestalt aus den Augen
verloren hätte, hätte er nicht gewußt, welchen Weg er
nehmen sollte. Er erkannte, daß er den Rückweg niemals
finden würde, selbst wenn er aus irgendeinem Grund zum
Ge fä ngnis zurückkehren wollte.
Nachdem sie auf diese Weise eine mühsame Stunde hinter sich gebracht hatten, begann der Tunnel, langsam aufwärts zu führen. Caramon folgte weiter der Gestalt vor
sich, die Halt für die Füße suchte, sich an Wurzeln klammerte und sich emporzog. Der Krieger, dem von der ungewohnten Anstrengung alles wehtat, wünschte, sie könnten einen Augenblick ausruhen.
Schließlich merkte Caramon, wie der Boden unter seinen
Füßen steiler anstieg. Als er sich hochzog, gelangte er aus
der Erde in he l les Sonnenlicht. Es war so lange her, seit er
die Sonne gesehen hatte, daß er geblendet war. Ehe Caramons Augen sich an das Licht gewöhnen und seine Retter
erkennen konnten, wurde ihm ein Jutesack über den Kopf
geworfen, den jemand an seinen Füßen zusammenzog.
Dann fiel Caramon um.
Aber er traf nicht auf dem Boden auf, denn im gleichen
Augenblick hatte Caramon das sichere Gefühl,
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