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Der Buchdrucker der Medici - Eine Hommage an Michael Wagner

Der Buchdrucker der Medici - Eine Hommage an Michael Wagner

Titel: Der Buchdrucker der Medici - Eine Hommage an Michael Wagner
Autoren: Christoph W Bauer
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Jesuiten hoffen. Oder doch nach München? Bereits drei Offizinen gibt es dort, in denen Zeitungen gedruckt werden.
    Fest steht, Wagner muss weg, allein der Konfession halber. Noch ein letztes Mal am Dullbach entlang nach Deubach. Der Abschied von der Familie herzlich, aber kurz. Die Wanderschaft gehört zur Ausbildung. Wenn nur der Krieg nicht wäre.
    Ein Fremdgeschriebener ist Wagner jetzt, ein Handwerker auf der Walz. Mit einem Fass, in dem er seine Druckerutensilien, ein paar Werkproben und einige Bücher verstaut, macht er sich auf den Weg. Richtung Süden, rät ihm die Angst vor dem Löwen aus Mitternacht. Doch wo Wagner auch hinkommt, ist der Krieg schon vor ihm gewesen. Und was sich der Krieg nicht krallt, fällt der Pest zum Opfer. Immer noch tobt die Seuche in großen Teilen Süddeutschlands.
    Schreckensbilder im Raum München. Ismaning, Bogenhausen in Schutt und Asche gelegt. Andere Gemeinden bis auf den Kirchturm abgebrannt. Viele Bewohner fliehen hinter die Mauern Münchens. Die Residenzstadt ist zum Bersten voll. Wagner sieht, wie die Schweden ihre Beute auf dem Markt feilbieten. Die Städter selbst bleiben von Plünderungen verschont. Nun können sie das bei ihren Nachbarn geraubte Hab und Gut zu Spottpreisen erstehen. Das Angebot ist übergroß, die Preise fallen ins Bodenlose. Eine Kuh, konstatiert Wagner, kostet gerade einmal einen Gulden – so viel wie vor dem Schwedeneinzug ein Pfund Schmalz.
    Als er München verlässt, sucht er Schutz in den Wäldern. Dort trifft er auf zahlreiche Dorfbewohner, die aus ihren Ortschaften geflohen sind. Als Fremder wird er mit Argwohn bedacht.
    Mager sind die Einkünfte. Abgerechnet wird nach des Herren Gelegenheit. Und die lässt manchmal lange auf sich warten. Da die Lohnhöhe zudem erst nach einer Probezeit vereinbart wird, darf Wagner sich von Anfang an keine Fehler leisten. Er verdingt sich mal hier, mal dort als Druckergehilfe. Ab und zu erhält er vom Prinzipal Kost und Bett, manchmal muss er sich selbst eine Unterkunft mieten. Letzteres gestaltet sich oft schwierig, da viele Städte Quartiere für durchziehende Soldaten bereitstellen müssen. Arbeitet er übers Tagwerk hinaus, steigert das seine Einnahmen. Steht er allein an der Presse, muss er statt der täglich geforderten 3.000 Drucke 1.200 abliefern. Stets hofft Wagner auf große Auflagen. Sie kommen ihm bei der Arbeit im Stücklohn entgegen, da für jedes Werk neu zugerichtet werden muss.
    Immer öfter betätigt er sich als Buchführer für diverse Druckerherren. Zwar ist denen ausschließlich der Verkauf von eigenen Erzeugnissen gestattet, aber sie halten sich so gut wie nirgendwo daran. Mit einem Repertoire aus Gebet- und Erbauungsbüchern, Kalendern, Schwanksammlungen sowie Hochzeits- und Leichencarmina reist Wagner landauf, landab, besucht Dulten und Wochenmärkte. Gerade die Kalender erweisen sich als begehrte Artikel. Vor allem in den kleineren Städten, die über keine Offizin verfügen.
    Auf der Walz lernt er fahrende Kollegen kennen. Ihr Wunsch ist auch der seine: sich irgendwo als Meister niederlassen zu können. Das ist alles andere als leicht. Damit er in einer Stadt selbständig ein Gewerbe ausüben darf, ist der Besitz des Bürgerrechts erforderlich. Und das erhält man nur unter strengen Auflagen, gerade in Kriegszeiten.
    Der Konkurrenzkampf unter den Gesellen ist groß. Neben handwerklichen Fähigkeiten muss man über ein gutes Auge verfügen. Alle halten sie Ausschau nach einer goldenen Witwe. Eine solche zu heiraten, ist die einzige Möglichkeit, die Bewilligung zur Führung eines Betriebs zu erhalten.
    Abends sitzen die Handwerker zechend zusammen, erzählen einander von Erlebnissen mit Druckerherren. So erfährt Wagner von Daniel Paur in Innsbruck. Der Name der Stadt ist ihm von Jugend an vertraut. Viele Augsburger Händler unterhalten Geschäftsbeziehungen nach Tirol. Zudem liegt die Innstadt auf der Handelsroute nach Florenz. Auch kommt es nicht selten vor, dass der Innsbrucker Hof in Augsburg drucken lässt.
    Daniel Paurs Vater, Hans Paur „Agricola“, ist einst auf Empfehlung der Dillinger Jesuiten nach Tirol berufen worden. Am Inn sei eben alles Katholische Pflicht, hört Wagner einen Gesellen lachen. Von einem Hans Gäch spricht der nun. Diesen Namen glaubt Wagner zu erinnern. Hatte ihn nicht ein Buchführer aus München erwähnt? Gäch besitze ebenfalls eine Offizin in Innsbruck. Doch um seine Gesundheit stehe es schlecht. Auch mangle es ihm an Aufträgen, Paur hingegen
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