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Der Buchdrucker der Medici - Eine Hommage an Michael Wagner

Der Buchdrucker der Medici - Eine Hommage an Michael Wagner

Titel: Der Buchdrucker der Medici - Eine Hommage an Michael Wagner
Autoren: Christoph W Bauer
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    Hans Wolf Zech kommt Wagner in den Sinn. War nicht dessen Großvater gebürtiger Tiroler? Und wie mag es dem Schlossherren gehen? Augsburg, heißt es, sei von einem Belagerungsring umgeben. In der Stadt herrsche furchtbarer Hunger, ein Flugblatt kursiere: Die Augsburger benötigten keine Katzen mehr, da sie selbst ihre Mäuse essen müssten.
    An das Kloster Oberschönenfeld muss Wagner denken, wenige Kilometer Fußmarsch von Deubach ist es entfernt. Einer der Kollegen hatte erzählt, auch der Konvent sei mehrfach geplündert worden. Alpträume plagen Wagner, sie haben das Gesicht von Verwandten und Freunden, die er in der Heimat zurückgelassen hat.
    Durch das Schwabentor nach Freiburg, es gehört zu Vorderösterreich, wird von Innsbruck aus regiert. Das erste Mal vernimmt Wagner die französische Sprache, weiter nach Straßburg? Dort wirkte Adolf Rusch, schon Drucker und Verleger, als der Buchdruck noch in der Wiege lag. Als Erster verwendete er nördlich der Alpen die Antiqua. Verheiratet war Rusch mit der Tochter des Johannes Mentelin, der die erste Bibel in deutscher Sprache schuf. Auch Gutenberg hielt sich mehrere Jahre in Straßburg auf, warum also nicht – Oder den Rhein entlang in die Schweiz? Das neutrale Basel gewährt vielen Katholiken Unterschlupf. Zudem unterhält die Stadt berühmte Offizinen, da müsste sich doch Arbeit finden lassen. Allerdings legen Wagners Erfahrungen aus der Buchführerei nahe, Kleinstädte aufzusuchen. Im Breisgau kann er auf keinen Fall bleiben. Soll er sich von Ratten ernähren, wie mehrfach gesehen in der Region?
    Wieder durch den Schwarzwald zurück und in den Bodenseeraum. Gute Verkäufe in Lindau, schlechte in Bregenz. Dann Hohenems. Dort werkt Bartholomäus Schnell, ein Meister seines Fachs, Buchdrucker, Buchbinder und Buchführer in einem. Auf Konkurrenten kann er verzichten. Also weiter nach Feldkirch. Kein schlechter Umschlagplatz für Bücher, Drucker jedoch brauche man keine.
    Einige Tage hält sich Wagner in Bludenz auf. Er lernt den Stadtgerber Thomas Barbisch kennen, der zahlreiche Ämter, unter anderem das des Wehrvogts, innehat. Bisher sei man von militärischer Bedrängnis verschont geblieben, erzählt Barbisch. Von einer Weiterreise ins Montafon rät er Wagner ab, nur kleine Dörfer gebe es dort. Ob er nicht bleiben wolle, fragt er mit unmissverständlichem Blick. Wagner würde das schon gefallen, eine Tochter aus der Familie Barbisch hat es ihm angetan, aber – ein Gedanke lässt ihn seit Längerem nicht mehr los.
    Geradewegs auf Innsbruck zu. Kurz zweifelt Wagner, will er wirklich – Der Türmer herrscht ihn an, Wagner muss zweimal hinhören. Hat ihn der Kerl am Stadttor gefragt, ob er Einlass begehre?
    Klein ist die Stadt, kein Vergleich zu Augsburg. Die Residenz mickrig, gemessen an den Fuggerpalästen. Und der Wind, nicht auszuhalten! Er reißt Wagner den Hut vom Kopf, der macht einen Satz zur Seite, rempelt einen Marktfahrer an. Hatte der Geselle nicht erzählt, in Tirol sei alles Katholische Pflicht? Der Trödler flucht ihm das Kreuz ab, ihn nach dem Weg zur Offizin des Gäch zu fragen, lässt Wagner lieber bleiben. Als er die Stadtapotheke erblickt, gibt er sich einen Ruck. Rasch den Filzhut abgeklopft, den Staub aus Wams und Hose gebeutelt, die Stulpenstiefel sind – was soll’s.
    Wagner tritt ein. Wir schließen, sagt der Apotheker. Er wolle nichts kaufen, entgegnet Wagner und stellt sich vor. Winkler, erwidert der Apotheker und seine Miene hellt sich auf, als Wagner von der Walz erzählt. Er stamme aus Ebersberg bei München, sagt Winkler. Vor fast drei Jahren habe er sich entschlossen, nach Innsbruck zu kommen. Er dreht sich bedächtig um, sein Blick gleitet die Regale mit den Amphoren und Arzneimittelgläsern entlang. Mit einer Hochzeit hat alles angefangen, hört Wagner ihn sagen. Der Apotheker ist ihm sympathisch –
    Was er denn bei Gäch wolle? Das sei ein Tunichtgut. Doch Wagner möge sich selbst ein Bild machen.
    Nach der Unterhaltung mit Georg Winkler begibt sich Wagner in die Druckerei des Hans Gäch und ist entsetzt. Wie schafft er es, mit diesem Material Bücher zu drucken? Wagner schaut sich in der Werkstatt um und –
    Gäch entgeht Wagners vorwitziger Blick nicht. Ob der Geselle an der Machart der Drucke etwas auszusetzen habe? Mitnichten, lügt Wagner. Das wolle er wohl meinen, fährt Gäch fort. Schon dieser Paur sei ihm dumm gekommen, habe sich an der Qualität des Papiers und des Letternsatzes gestoßen und sein Schandmaul
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