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Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien

Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien

Titel: Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien
Autoren: Michael Götschenberg
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befördert, jetzt wird der Bundespräsident als böser Wulff in Szene gesetzt.
Zwei Wochen, nachdem Christian Wulff auf die Mailbox von Kai
Diekmann gesprochen hat, findet die Nachricht ihren Weg in die
Öffentlichkeit, just während die Krise um den Bundespräsidenten im
Sande zu verlaufen scheint. Unterdessen begeht Christian Wulff einen
Fehler nach dem anderen, liefert ununterbrochen neues Futter, aus
dem die Krise sich wie von selbst fortschreibt. Längst hat ein Teil der
Medien die Jagd auf den Bundespräsidenten eröffnet. Am Ende ist die
Krise ein Machtkampf zwischen Präsident und Medien, die beanspruchen, über Sein oder Nichtsein dieser Präsidentschaft mitentscheiden
zu dürfen. Dieser Machtkampf entfaltet sich auch deshalb mit so großer Wucht, weil die Parteien die Lösung der Präsidentenfrage den
Medien überlassen und sich aus taktischen Gründen in eine Zuschauerrolle begeben haben: Schwarz-Gelb bringt nicht die Kraft auf, den
eigenen Bundespräsidenten zu stützen, während Rot-Grün nicht die
Rolle des „Königsmörders" übernehmen will.
    Viele Ereignisse in den Wochen der „Causa Wulff" erscheinen bis
heute rätselhaft. Was hat sich hinter den Kulissen abgespielt, vor allem
des Bellevue, aber auch der Politik? Was hat den Bruch zwischen Wulff
und der Bild-Zeitung hervorgerufen, der in den Wochen der Krise zu
einer Kampagne gegen den Bundespräsidenten geführt hat? Dieses
Buch erzählt die Geschichte hinter der Geschichte. Es erzählt die Geschichte dieser schweren Krise und blickt dabei hinter die Kulissen
der einzelnen Akteure: des Bellevue, der Parteien, der Medien und der
Justiz. Es will begreifbar machen, was wirklich geschehen ist und warum, jedoch nicht nur in der Phase der Krise, denn die Wahrnehmung
dieser Präsidentschaft wird zu Unrecht auf ihr Ende reduziert. Beginnend mit dem Rücktritt von Horst Köhler über die Nominierung und
Wahl Christian Wulffs, die Stationen dieser kurzen Amtszeit bis hin
zu Wulffs politischem Untergang: Das Buch erzählt nicht nur die Geschichte des Scheiterns von Christian Wulff, sondern es zieht eine Bilanz seiner Präsidentschaft insgesamt. Dazu gehören auch Erfolge: Für
die Migranten in Deutschland ist Wulff bis heute „ihr" Bundespräsident. Die Grundlage dafür hat er vor allem - aber nicht nur - mit
seinem Satz „Auch der Islam gehört inzwischen zu Deutschland" gelegt. Auch die Juden in Deutschland wussten Wulffs Engagement für
einen Dialog der Religionen zu schätzen: Nach nur einem Jahr im Amt
trug ihm der Zentralrat der Juden den Leo-Baeck-Preis an. Das zentrale Anliegen dieser Präsidentschaft war die „Bunte Republik Deutschland", eine Gesellschaft, die sich durch Offenheit und kulturelle Vielfalt
auszeichnet. Auf seinen Auslandsreisen wird das junge Präsidentenpaar
mit dem Lebensmodell „Patchworkfamilie" zum Gesicht eines modernen Deutschland. In Deutschland werden der Bundespräsident und
seine Frau zu Sympathieträgern: Bereits wenige Monate nach seiner
Wahl sind 80 Prozent zufrieden mit der Arbeit des Staatsoberhaupts,
das vor seiner Wahl keiner wollte. Bis weit in die Wochen der Krise
hinein will sich die Hälfte der Bevölkerung die Forderung der Medien
nach einem Rücktritt nicht zu eigen machen.

    Die Krise um Christian Wulff ist in vielerlei Hinsicht ein Skandal
wie aus dem Lehrbuch. Die Medienwissenschaftler Hans Mathias
Kepplinger von der Universität Mainz und Bernhard Pörksen von der
Universität Tübingen haben die Charakteristika moderner Skandale
erforscht. In seinem Buch „Der entfesselte Skandal" (Halem Verlag,
2012, in Zusammenarbeit mit Hanne Detel) beschreibt Pörksen die
Allgegenwart von Skandalen in der Medienwelt von heute: „Man muss
nur die Abendnachrichten einschalten, vorzugsweise der privaten Sender. Man muss sich nur in irgendeiner Weise mit den Erregungsmaschinen der modernen Mediengesellschaft verbinden. Und schon
ist er da, unabweisbar, aufdringlich und laut: der Skandal. Er treibt
uns um, wenn auch nur für kurze Zeit; er fordert Opfer, die wir schnell
vergessen; er zwingt zu öffentlicher Buße, was uns freut." Pörksen steht
dem Skandal grundsätzlich positiv gegenüber, denn er sieht in ihm ein
„Instrument der Aufklärung und der Gegenaufklärung". Der Skandal
diene ganzen Nationen dazu, sich ihrer Normen und Werte zu vergewissern: „Je gleichförmiger die Entrüstung, desto stabiler und akzeptierter das Wertesystem, das verletzt wurde." Auch die
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