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Der Blutmond

Der Blutmond

Titel: Der Blutmond
Autoren: T. J. Hudspeth
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aufrichtig leid", entschuldigte sie sich unbeholfen. Jim blickte sie weiterhin verängstigt an und erwiderte nichts auf ihre Entschuldigung.

"Wenn du dich beeilst, dann kann man dir dein Ohr im Krankenhaus bestimmt wieder annähen lassen", meinte sie und deutete mit ihrem Finger auf das Ohr in seiner Hand. Als Mimma sich bewegte, zuckte er unwillkürlich zusammen. Sie konnte Jims Reaktion und seine Angst durchaus nachvollziehen und rutschte so weit wie möglich von ihm weg, um ihn nicht noch mehr zu verängstigen. Plötzlich hörte sie Stimmen, die sich dem Wagen näherten und auch Jim hörte die Stimmen. Es waren seine beiden Kumpels, die nach ihm sehen wollten und unentwegt dreckige Witze rissen. Jim erkannte seine Chance und brüllte aus voller Kehle.

"Hilfe! Jungs helft mir!
Die Vampirschlampe hat mir mein Ohr abgebissen!", schrie er lauthals. Mit weit aufgerissenen Augen, starrte sie Jim an. Sie hatte keine Zeit mehr dazu, ihn vergessen zu lassen, was geschehen war. Jims Freunde hatten bereits den Wagen erreicht und rissen den Kofferraum auf. Sie vernahm Geräusche, die an Holz und Metall erinnerten, wenn man diese aneinander schlug.

"Jetzt wirst du sterben, Schlampe!", gab Jim mit einem schiefen, nach Rache trachtendem Grinsen von sich. Sie schnappte sich sein Hemd, das auf dem Sitz lag, streifte es über und sprang aus dem Wagen heraus. Unglücklicherweise landete Mimma direkt vor Jims Freunden, die mit Armbrüsten und hölzernen Pfeilen, bis an die Zähne bewaffnet waren. Im Sekundenbruchteil hatte sie den Ernst der Lage erkannt und begann geistesgegenwärtig loszurennen. Urplötzlich wurde sie von einem noch nie dagewesenen Fluchtinstinkt gepackt, der sie unaufhörlich vorantrieb. Sie hörte, wie die Holzpfeile in den Armbrüsten mit einem klickenden Geräusch auf sie abgefeuert wurden. Mit Mühe und Not, konnte sie den Pfeilen ausweichen, die an ihr vorbeischossen und ihr Ziel nur knapp verfehlten. Sie hörte die wütenden Schreie der beiden Männer hinter sich, die immer weiter in die Ferne rückten.

Mimma war zu schnell für ihre Verfolger. Sie rannte so schnell, dass sie das Gefühl hatte zu fliegen. Ohne zu wissen, wo sie war, rannte sie im Schutze der Dunkelheit weiter, bis sie das Gefühl hatte außer Gefahr zu sein. Als sie ihre Gedanken wieder gesammelte hatte und ihr klar wurde, dass sie soeben den Fängen von Vampirjägern nur knapp entkommen war, versuchte sie herauszufinden, wo sie sich befand. Sie folgte den Motorgeräuschen von fahrenden Autos und trat aus einer Gasse heraus, die direkt zu einer stark befahrenen Straße führte. Sie sah sich kurz in beide Richtungen um und plötzlich wusste sie, wo sie sich befand, denn auf der gegenüberliegenden Seite, erblickte sie das Wolf's Howl, Ravens Bar.

    *****

Ardric erreichte das Kloster gegen Mitternacht. Kaum war er mit seinem Wagen in den Klosterhof hineingefahren, schloss sich das massive Stahltor hinter ihm, mit einem lauten Rumms, der die Erde erzittern ließ. Als er aus seinem Wagen ausstieg, erblickte er zu seiner Überraschung Talon, der ihn bereits erwartete und zur Begrüßung höflich nickte.

"Mein Freund, es ist schön dich nach so langer Zeit endlich wieder zu sehen", sagte Ardric erfreut und legte Talon freundschaftlich seinen Arm um die Schultern.

"Wir hatten schon längere Perioden, in denen wir uns nicht sahen und doch war deine Begrüßung noch nie so überschwänglich, wie heute. Wirst du auf deine alten Tage etwa sentimental?", fragte Talon in einem spaßenden Tonfall. Ardric schüttelte amüsiert den Kopf.

"Darf ich mich etwa nicht mehr freuen, einen geschätzten Freund wiederzusehen?", konterte er und drückte Talon für einen Augenblick fest an sich. Dann entließ er ihn aus seinem Griff und seufzte laut auf.

"Ich weiß auch nicht.
Ich glaube, ich hatte mir das Leben als Macher etwas einfacher vorgestellt. Mimma kann sehr speziell sein, was ich auch an ihr schätze. Doch hin und wieder kann es mit ihr durchaus anstrengend werden. Sie ist noch so jung und hat noch so vieles zu lernen und ich bin so..."

"So alt!", fiel ihm Talon neckend ins Wort. Ardric hielt für einen Moment inne und überlegte, ob an Talons Worten etwas Wahres dran sei, doch dann schüttelte er entschlossen den Kopf.

"Nein, das ist es nicht", erwiderte er und dachte nach, während sie gemeinsam die düsteren und verschlungenen Gänge des Klosters entlang gingen.

Stumm gingen sie nebeneinander her, während Ardric in ein inneres Zwiegespräch
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