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Der blutige Baron - Lorenz - Der Buhmann

Der blutige Baron - Lorenz - Der Buhmann

Titel: Der blutige Baron - Lorenz - Der Buhmann
Autoren: Martin Clauß
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Lehrerin. „Es könnte sich ähnlich zugetragen haben wie bei meinem Vater.“
    „Nehmen wir einmal an, dass es so war“, ging Margarete darauf ein. „Was hat ihn erschreckt?“
    „Seit gestern denke ich über diesen Punkt nach. Bei meinem Vater ist es ein Junge in einem Bärenfell. Die kleine Sandra aus Herrn Harbachs Klasse sieht ein Ungeheuer, das aus einem Bärenfell besteht. Und jetzt verrate ich Ihnen mein allerletztes Geheimnis, Frau Maus. Ich war vorgestern Abend in dem Raum, in dem mein Kollege zu Tode kam, und zwar schätzungsweise ein oder zwei Stunden, bevor er starb.“
    „Haben Sie das der Polizei erzählt?“
    „Warten Sie. Ich bin noch nicht fertig. Ich habe dort etwas für den Unterricht gesucht, aber gefunden habe ich etwas ganz anderes. Ein Bärenfell.“
    Margarete richtete sich unwillkürlich auf.
    „Ein Bärenfell mit einem Loch in der Brust. Und nein, ich habe der Polizei kein Wort davon gesagt. Ich war so sehr erschrocken, dass ich vergessen habe, die Tür hinter mir abzuschließen. Und das Fell habe ich mitgenommen und versteckt.“
    Die Hexe faltete die Hände, um ihre Erregung zu kontrollieren. „Theoretisch könnte es also sein, dass der Junge von damals nicht tot ist, sondern als Erwachsener zurückgekehrt ist, um … Menschen zu erschrecken, wie er es damals getan hat. Zuerst die Kinder, wie zum Beispiel Sandra, und nun …“
    Die Frau schien zu schaudern. „Ach, richtig, Sie kennen ja Sandras Geschichte noch nicht! Verflixt, wie konnte ich das vergessen?“
    „Noch ein Geheimnis?“ Margaretes Blick verdüsterte sich.
    „Kein Geheimnis. Herrn Harbach hat mir erzählt, was Sandra ihm letzten Donnerstag berichtet hatte, also am Tag, nachdem Sie uns besucht haben. Sie sagte, sie hätte das Monster mit dem Pentagramm des Agrippa besiegt.“
    „Ja?“
    „Daraufhin hat Herr Harbach sie wohl daran erinnert, dass sie Ihnen das Amulett zurückgeben muss, jetzt, wo sie es nicht mehr braucht. Das hatte sie Ihnen versprochen, nicht wahr? Und wissen Sie, was das Mädchen darauf geantwortet hat? Sie könne es leider nicht zurückgeben, weil sie es nicht mehr habe. Es sei in die Brust des Monsters eingedrungen, dort steckengeblieben, und das Monster habe sich in seine Höhle geschleppt, um dort zu sterben.“
    „Seine Höhle? Steckengeblieben? Sagten Sie vorhin, das Bärenfell habe ein Loch in der Brust gehabt?“
    „Ja. Das deckt sich mit Sandras Geschichte. Verstehen Sie das, Frau Maus?“
    „Ich würde es gerne verstehen. Wenn das Amulett gewirkt hat, kann es kein Verrückter in einem Kostüm gewesen sein.“
    „Aber wenn es etwas Übernatürliches ist, würde es sich dann ein Bärenfell überziehen, ein echtes Bärenfell?“
    „Ein Widerspruch“, grübelte Margarete.
    „Ja. Deshalb habe ich Sie um Hilfe gebeten.“
    „Können Sie mir den Raum zeigen, in dem Dennis starb?“
    Kurz darauf steckte Heidelinde Reich ein Stockwerk höher den Schlüssel ins Schloss und öffnete für Margarete die Tür in die Kammer. Die Polizei hatte den Raum freigegeben, doch die Lehrer mieden ihn noch, so gut es ging. Die Hexe sah sich einige Minuten dort um, ohne etwas zu sagen. Man hatte das Tonband entfernt, den Boden von dem Blut gesäubert und einige Linien aufgemalt, wo Dennis’ Leiche gelegen hatte. Sonst, behauptete die Lehrerin, sähe der Raum so aus wie sie ihn vor knapp zwei Tagen verlassen hatte.
    Margarete hatte ein Gefühl, als wären sie nicht alleine in dem Zimmer. Das Gefühl war sehr schwach ausgeprägt, und sie konnte nicht ausschließen, dass es von der Enge und dem Durcheinander herrührte. Auch die Linien auf dem Boden irritierten sie enorm. Sie sah ständig Dennis vor sich, konnte sich viel zu gut vorstellen, wie er dort lag, mit zerschmettertem Schädel. Sie nahm einen Beutel aus der Tasche, mit einem Pendel darin. Unter der aufmerksamen Beobachtung der Lehrerin suchte sie die exakte Mitte des Raumes und ließ das Pendel aus ihrer Hand herabhängen. Mehrere Minuten lang wartete sie. Nichts geschah.
    „Würden Sie es einmal versuchen?“
    „Ich?“ Heidelinde Reich hob die Schultern. „Ich habe das noch nie gemacht.“
    „Darauf kommt es meistens nicht an. Sie haben möglicherweise eine engere Verbindung zu dem, was hier vorgeht. Durch Ihren Vater. Wenn hier etwas von dem zurückgeblieben ist, was Ihren Vater damals getötet hat, müssten Sie es erpendeln können.“
    Die Lehrerin nahm das Pendel entgegen und fragte: „Was muss ich tun?“
    „Entspannen Sie sich,
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