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Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg
Autoren: Tad Williams
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du?«
    »Jawohl, wie ich.«
    Er hob sie etwas höher und küßte sie, so sanft er konnte, auf den Scheitel. »So viele richtige Freunde habe ich nicht, weißt du?«
    »Könnte am Mundgeruch liegen.« Sie blickte streng, doch er kannte sie mittlerweile. »Und jetzt gib mich meinem Freund wieder, bevor er beschließt, herüberzukommen und dir ein Grimorium oder so was über die Birne zu hauen.«
     
    E r hatte damit gerechnet, oben an der Treppe von Knopfs Ogerleibwächtern empfangen zu werden, doch sie waren nirgends zu sehen. Statt dessen wurde er von drei ihm unbekannten Goblins begrüßt, alle mit lockeren, bunten Gewändern bekleidet, mit Messern im Gürtel und mit unterschiedlichen Strichen oder Tätowierungen im Gesicht. Sein Erscheinen schien sie nicht sonderlich zu begeistern, doch sie zeigten auch keinerlei Feindseligkeit: Sie verbeugten sich steif und förmlich mit angelegten Armen und brachten ihn dann in Knopfs Wohnbereich. Eine Gruppe von Goblinmusikern saß mit gekreuzten Beinen in einer Ecke und spielte leise eine getragene Weise, und Theo fühlte sich in die Stunde zurückversetzt, als die Musik ihn gerettet hatte. Hatte sie mehr als nur ihn gerettet? Konnte es sein, daß die gesamte Menschenwelt vom Goblinjazz vor dem Untergang bewahrt worden war?
    Was für eine Idee! Ein einmaliger Stoff für eine schwülstige Rockoper.
    Einer der Instrumentalisten nickte, als Theo vorbeiging. Es war Korken, mit dem er einen Abend lang Musik gemacht und Geistkraut geraucht hatte, aber das Schweigen im Raum und die feierliche Atmosphäre hielten ihn davon ab, auf ein Schwätzchen stehenzubleiben. Dennoch, dachte Theo, wäre es interessant, mit ihm darüber zu reden, was auf der kleinen Insel passiert war, oder sogar manche der rhythmischen Figuren von damals musikalisch zu rekonstruieren. Eines Tages vielleicht …
    Tja, aber ich werde nach Hause zurückkehren, also wird es nicht mehr dazu kommen.
    Theo hatte auch erwartet, Primel und andere von Knopfs engsten Vertrauten anzutreffen, doch außer ihm waren nur Goblins da. Er sah Riegel und ein paar andere, die er noch aus dem Lager kannte, aber die überwiegende Mehrheit waren unbekannte Gesichter, ernste, wild aussehende Goblins in festlichen Farben, viele von ihnen bewaffnet. In der Mitte des Raumes, vor einem mit Schüsseln und Teeschalen gedeckten Teppich, saß Dreck Laus Knopf. Er war weiß gekleidet wie Theo und sah aus wie ein indischer Heiliger, der in seinem Aschram hofhält. Bei Theos Nahen stand er auf und streckte ihm eine Krallenhand entgegen.
    »Willkommen, Theo Vilmos. Sehr freundlich, daß du gekommen bist. Ich hatte schon befürchtet, du wärest noch zu schwach, und ohne den wichtigsten Gast wäre es ein armseliges Abschiedsfest geworden.«
    »Ja, hm … um ehrlich zu sein, ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, daß ich weggehen werde.«
    »Aha.« Knopf setzte sich und wies einen der neben ihm stehenden Goblins an, Theo Tee einzuschenken. Der Betreffende sah eher wie ein Krieger aus als wie ein Diener, aber er tat wie geheißen.
    Nachdem Theo höflichkeitshalber ein paarmal genippt hatte und sich diverse Köstlichkeiten hatte aufgeben lassen – er vergewisserte sich mit einem verstohlenen Blick, daß keine davon mit Feldmäusen war –, beugte er sich vor. »Wo sind Primel und die andern?«
    »Caradenus trauert«, erwiderte Knopf. »Er hat sich entschuldigen lassen.«
    »Er muß seine Schwester sehr geliebt haben.«
    Knopf sah ihn eine Weile an, dann nickte er. »Ja. Das hat er.«
    Theo sagte: »Es wundert mich noch immer, daß ich am Leben bin – und so viele andere von uns auch. Wußtest du, daß es so kommen würde?«
    Zum erstenmal blitzte Knopfs gewohnte listige Art durch. »Wenn ich die Frage mit ja beantworte, versprichst du mir dann, es allen weiterzusagen, die dich danach fragen? Dann würde ich als genialer Stratege in die Geschichte eingehen, ein zweiter Fürst Rose. Aber um die Wahrheit zu sagen, ähem, nein. Ich hoffte es. Primel und ich schmiedeten den besten Plan, den wir schmieden konnten. Wir wußten, daß die Goblins kämpfen würden, nachdem der Stock zerbrochen worden war – daß der Zorn meines Volkes zu heiß brannte, um sich nach der Aufhebung des Vertrags noch einmal unterdrücken zu lassen. Aber ob wir mit Sicherheit wußten, daß andere sich anschließen würden, daß Aufruhr und Empörung auf den Straßen ausbrechen würden? Nein. Wir konnten nur unser Bestes geben und hoffen.«
    »Aber du wußtest, daß Grimbolde
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