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Der blaue Stern

Der blaue Stern

Titel: Der blaue Stern
Autoren: Robert Asprin
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alten Schwerthieb auf. Sein linker Daumen _ fehlt vom zweiten Glied an. Er lächelt und entblößt dabei so viele Lücken wie Zähne.
    Ich werde dich gut behandeln. Es gäbe so manche, die viel für die Benutzung deines hilflosen Körpers bezahlen und dich hinterher töten würden.
    Er zieht den Gelähmten aus, dabei betont er immer wieder seine Großmut und hält auch mit seinem Lob über den gepflegten Körper des anderen nicht zurück. Das Gitter im Kamin hebt er hoch und wirft die Kleidung in den Aschenschacht.
    In einem anderen Viertel von Freistatt bin ich als Eindaumen bekannt. Hier bedecke ich den Stumpf mit einem Ersatz, den ein Tierausstopfer für mich gemacht hat. Fällt gar nicht auf, oder hast du's bemerkt? Mühelos hebt er den Mann hoch und trägt ihn durch die Tür. Du kannst natürlich nichts dafür, aber du bist, wenn auch nur entfernt, mit dem Richter verwandt, der mir den Daumen abhacken ließ. Das Bellen der Hunde wird lauter, als sie die Treppe hinunterkommen.
    Hier sind wir. Er stößt die Tür zu den Zwingern auf. Das heftige Bellen verwandelt sich in ein _ fast ^ flehendes Winseln. Zehn Kampfhunde, _ jeder in seinem eigenen Käfig an den Futtertrog gepreßt, mit messerscharfen Fängen und vor Speichel triefenden Lefzen.
    Wir müssen sie natürlich getrennt füttern, damit sie einander nichts tun.
    An der hinteren Seite des Raumes befindet sich in Tischhöhe ein Holzbrett mit Rillen in der Oberfläche, an deren Ende Eimer hängen. Auf einem Regal darüber liegen Messer, Beile und eine Säge.
    Er legt den stumm starrenden Mann auf das Brett und wählt ein schweres Beil aus.
    Es tut mir leid, Amar, aber ich muß mit den Füßen anfangen. Sonst macht das Aufräumen zuviel Arbeit.
    Es gibt Philosophen, die behaupten, es gäbe das Böse im Menschen als solches nicht. Wenn ein Mensch eine böse Tat begeht - von jenen unter Zauberbann natürlich abgesehen (für die er selbstverständlich nicht verantwortlich ist) -, ist er selbst das Opfer, der Sklave des Erbes seiner Vorfahren und seiner Erziehung. Solche Philosophen könnten in Freistatt etwas lernen.
    Freistatt ist ein Seehafen, und sein Name geht zurück auf die Zeit, da er die einzige bewaffnete Zuflucht an einer wichtigen Karawanenstrecke bot. Aber der lange währende Krieg endete, die Karawanen gaben diese Strecke zugunsten einer kürzeren auf, und Freistatt verlor an Bedeutung - nicht jedoch an Bevölkerung, denn für jeden anständigen Bürger, der die Stadt verließ, um anderswo ein ehrliches Leben zu führen, verschlug es einen Gauner hierher, der seine Lebensweise nicht aufgab.
    Der Name Freistatt ist immer noch passend, doch jetzt als Zuflucht für Gesetzlose zu deuten. Die meisten davon und die schlimmsten hausen in dem Viertel der Stadt, das als Labyrinth bekannt ist, denn es ist wahrhaftig ein Labyrinth an Straßen und namenlosen Gassen. Andachtsstätten gibt es dort nicht, wohl aber Orte, an denen man sich treffen und Neuigkeiten austauschen kann, und der bedeutendste davon ist die Schenke zum Wilden Einhorn, die dieses Tier als Aushängeschild trägt. Sie gehört dem Mann, der gewöhnlich während der Spätschicht die Gäste bewirtet: einem häßlichen Burschen namens Eindaumen.
    Eindaumen war mit dem Füttern der Hunde fertig. Er spritzte den Raum mit einem Schlauch sauber, dann verließ er seinen Besitz durch einen langen Geheimgang, der von seinem Schlafgemach zum Keller des Liliengartens führte: ein angesehenes Freudenhaus, nur ein kurzes Stück vom Labyrinth entfernt.
    Er stieg die hohe Kellertreppe hoch und wurde von einem riesenhaften Eunuchen begrüßt, der lässig ein schweres Breitschwert auf einer Schulter trug. »Früh heute, Eindaumen.«
    »Manchmal muß ich nachsehen, wie mein Hilfswirt sich im Einhorn macht.«
    »Ah, eine Überraschungsüberprüfung?«
    »Ja, so was Ähnliches. Ist deine Herrin im Haus?«
    »Sie schläft. Willst du ein Mädchen?«
    »Nein, es ist rein geschäftlich.«
    Der Eunuch grinste. »Aber das ist geschäftlich.«
    »Sag ihr, ich habe, worum sie bat, und mehr noch, wenn sie es sich leisten kann. Sie soll mir Bescheid geben. Wenn ich nicht im Einhorn bin, hinterlasse ich, wo wir uns treffen können.«
    »Ich weiß, was es ist«, singsangte der Eunuch.
    »Sofortige Jungfräulichkeit.« Eindaumen hob das ziegelförmige, lederumhüllte Päckchen. »Eine Prise, richtig eingenommen, macht dich wieder zum Mädchen.«
    Der Eunuch rollte die Augen. »Wahrhaftig eine Verbesserung gegenüber den alten
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