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Der blaue Stern

Der blaue Stern

Titel: Der blaue Stern
Autoren: Robert Asprin
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eine einzige Frau aus. Der Truchseß geht, und die leutselige Miene des Hausherrn wandelt sich in eine gleichmütige. Er lauscht den Schritten des Truchseß und wie er den Dienern freigibt. Dann dreht er sich um und deutet auf die Kissen neben dem riesigen offenen Kamin. Der Duft von Räucherwerk überlagert den Geruch der Winterasche.
    Ich habe einen guten Wein, Amar. Setz dich, ich hole ihn.
    Hast du dich in der Gesell schaf unserer Gäste wohl gefühlt?
    Kaufleute, wahrhaftig! Aber man kann von anderen Schichten lernen, meinst du nicht?
    Er kehrt mit zwei Kelchen voll Wein zurück, der so rot ist, daß er schon ^ fast schwarz aussieht. Beide Kelche stellt er vor Amar: wähle! Selbst die engsten Freunde _ führen in Freistatt dieses Ritual durch, denn in dieser Stadt ist Giftmischerei eine Kunst, ein Zeitvertreib, ein Beruf.
    Ja, es war die Farbe, die mich so anzog. Auf dein Wohl!
    Nein, er ist von einem Hang aus den Bergen östlich von Syr. Kalos oder so ähnlich. Ich konnte mich nie an diese barbarischen ... Ja, ein guter Süßwein. Möchtest du dir eine Pfeife stopfen?
    Enoir kehrt zurück. Er klingelt mit seinem Glöckchen, als er die Treppe heraufsteigt.
    Das ist alles für heute, danke ...
    Nein, die Hunde sollen nicht gefüttert werden. Sie kämpfen am Ilstag besser, wenn sie richtig ausgehungert sind. Ihr Winseln werden wir schon ertragen.
    Die schwere Haustür knarrt, als der Truchseß sie hinter sich schließt. Du möchtest nicht? Du wärst nicht der einzige Edle, der dabei ist. Laß deinen Bart einen oder auch zwei Tage wachsen, leih dir alte Fetzen von einem Diener aus ...
    Nun, man kann es von zwei Seiten sehen. Hungrige Hunde sind zwar schwächer, kämpfen jedoch mit der Kraft der Verzweiflung. Und wenn man die Hunde eine Woche nicht füttert, vermeidet man es, daß sie von der anderen Seite vergiftet werden.
    Oh, natürlich kommt das vor - ich glaube, es ist sogar mir schon einmal passiert. Nein, kein tödliches Gift, sondern eines, das sie müde machte, unlustig. Ein Zauber, möglicherweise. Gift ist billiger.
    Er nimmt einen tiefen Schluck und stellt den Kelch vorsichtig auf den Boden. Er durchquert das Gemach, steigt auf eine Stufe und späht durch einen Fensterschlitz in der dicken Wand.
    Ich bin sicher, daß wir jetzt allein sind. Trink aus, ich hole den Krrf. Nach einer knappen Minute kehrt er mit einem schweren, in weiches Leder gehüllten Barren zurück.
    Caronnes feinster, kohlschwarz, völlig rein. Er wickelt das Leder auf: ein ebenholzschwarzer Block, auf der gesamten Oberfläche mit einem ausländischen Siegel versehen. Willst du ihn versuchen?
    Er nickt. »Ein weiser Winzer, der sich seines Weines enthält!« Hast du das Gold?
    Er wiegt den Beutel in der Hand. Das genügt nicht! Ist nicht einmal die Hälfte!
    Er hört zu und gibt das Gold zurück. Sei doch vernünftig. Wenn du meinst, du kannst meiner Schätzung nicht trauen, dann nimm eine Probe nach Ranke mit, und laß sie von irgend jemandem begutachten. Danach bringst du mir den Preis, den wir vereinbart haben.
    Der andere steht plötzlich und reißt an seinem Schwert. Kaum daß es aus der Scheide ist, scheppert es auf den Boden. Er _ fällt auf Hände und Knie, zittert, stammelt ein paar Worte und bricht zusammen.
    Nein, kein Zauber, doch fast ebenso schnell, findest du nicht? Das ist das schöne an diesen nur in Verbindung miteinander wirkenden Giften. Den ersten Teil hast du mit allen anderen in der Nachspeise gegessen, das heißt, mit allen, außer mir. Der zweite Teil war im Wein, erhöhte seine Süße.
    Er streicht mit dem Daumennagel an dem Block entlang und reibt die abgeschabte Prise Krrf zwischen Daumen und Zeigefinger, bevor er daran riecht. Du solltest ihn wirklich kosten, dann fühlst du dich jung und mutig. Aber du bist ja jung und mutig, nicht wahr?
    Er wickelt den Krrf wieder sorgfältig ein und greift nach dem Gold. Entschuldige mich, ich muß mich umziehen. An der Tür bleibt er kurz stehen. Das Gift ist nicht tödlich. Es lähmt dich bloß eine Zeitlang. Es wird von Chirurgen verwendet.
    Der Mann starrt lange auf den Boden. Er ist sich bewußt, daß ihm Speichel aus dem Mund sickert und daß er auch sonst keine Gewalt über seinen Körper hat.
    Als der Hausherr zurückkehrt, ist er kaum noch zu erkennen. Statt des prunkvollen Gewands trägt er einen fleckigen weiten Kittel mit einer Kordel als Gürtel. Die pomadeglänzende weiße Mähne ist verschwunden, dafür weist seine Glatze eine weitverzweigte Narbe von einem
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