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Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Titel: Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games
Autoren: Duane Swierczynski
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abschalten. Darum, so glaubte Hardie, trank er so viel.
    Ein echter Teufelskreis.
    Nach dem Feuer in Calabasas und nachdem er wochenlang schwarzen Schleim gehustet hatte, hatte Hardie von Südkalifornien erst mal genug. Er nahm ein paar Jobs in New York, San Francisco, Santa Fe, Boston und sogar  – während einer schrecklich schwülen Woche  – in Washington an. Der Autor aus Calabasas war dankbar, dass Hardie es geschafft hatte, einen Großteil seiner Unterlagen zu retten, es war also nicht so, dass man ihm schlechte Noten ins Haussitter-Zeugnis geschrieben hätte. Im Gegenteil, er hatte inzwischen mehr Jobangebote, als er annehmen konnte. Seine Lebenshaltungskosten  – Alkohol, gebrauchte DVDs, ein bisschen was zu essen  – waren minimal. Den Rest seines Einkommens schickte er an ein Postfach in einem Vorort von Philadelphia.
    Als dieses neue Angebot aus Kalifornien hereinkam, fand Hardie es in Ordnung, dorthin zurückzukehren. Das Haus lag mitten in den Hollywood Hills, und das Erdreich war genauso trocken wie letztes Jahr, wenn nicht trockener. Damals hatte es besonders viele Flächenbrände gegeben.
    Außerdem jährte sich zum dritten Mal der Tag, an dem Hardies altes Leben geendet hatte, darum wollte er möglichst weit von Philadelphia entfernt sein. Ja, er wollte nicht mal in der Nähe der Ostküste sein.
     
    Hardie bahnte sich seinen Weg aus der engen Röhre und versuchte im Gehen seinen schmerzenden Körper zu strecken. Doch man ließ ihn nicht. Hinter ihm drängten Körper
vorbei, und von vorne stießen sie fast mit ihm zusammen. Er fühlte sich wie eine menschliche Flipperkugel. Am unteren Ende einer Treppe erreichte er das Gepäckband und wartetet darauf, dass oben die Koffer ausgespuckt wurden.
    Neben ihm stand ein kleiner, etwa achtjähriger Junge, der die Hand seiner Mutter fest umklammert hielt. Jedes Mal, wenn sich hinter ihm zischend die automatische Tür öffnete, warf er einen Blick über die Schulter. Am anderen Ende der Gepäckausgabe stand eine junge Frau  – dunkles Haar, hübsche Augen, eine altmodische Handtasche unterm Arm. Mit einem ihrer Stöckelschuhe wippte sie im Rhythmus eines sehr langsamen Songs.
    Das Drehkreuz hörte gar nicht mehr auf zu rotieren.
    Die Gepäckausgabe erinnerte Hardie immer an eine Ritterrüstung, schmutzig und verkratzt, wie von einem Ritter, der in eine Schrottpresse gefallen war.
    Nach und nach wurden die Koffer ausgespuckt. Keiner davon sah wie Hardies aus. Links von ihm ertönte ein Schrei. Der kleine Junge rannte auf die Türen zu. Ein Mann, Ende dreißig, blieb abrupt stehen, ging in die Hocke und breitete seine Arme aus, während der Junge auf ihn zugestürzt kam. Dann hob er ihn in die Höhe und wirbelte ihn einmal halb um die Achse. Hardie richtete den Blick wieder aufs Gepäckband. Die junge Frau mit der Handtasche, die im Takt der Musik gewippt hatte, war verschwunden. Wahrscheinlich war ihr Koffer gekommen.
    Schließlich waren alle Gepäckstücke eingetroffen und abgeholt worden, und Hardie blieb allein zurück und starrte auf das leere Metallband, das sich drehte und drehte, drehte und drehte.

    War ja klar.
    Im Koffer war nichts von Wert  – ein paar graue T-Shirts, Jeans, Socken, Deo und Zahnpasta sowie einige DVDs. Und Hardie hatte immer noch sein Handgepäck, Gott sei Dank.
    Trotzdem war der Verlust ärgerlich. Er hätte keine Klamotten zum Wechseln, bevor die Fluggesellschaft den Koffer nicht gefunden hatte  – falls sie ihn fand, ha, ha, ha  – und ihm zuschickte. Hardie ging zum Flugschalter in der Nähe des Gepäckbands und füllte ein Formular aus mit Kästchen, die selbst für seine winzige, enge Schrift zu klein waren. Er trug die Adresse des Hauses ein, auf das er aufpasste. Obwohl er sich fragte, wie der Kurierdienst es überhaupt finden sollte.
    Der Besitzer, ein Musiker namens Andrew Lowenbruck, hatte Virgil erzählt, dass das Haus ziemlich schwer zu finden war, selbst für Leute, die mit den verschlungenen Wegen vertraut waren, aus denen das Straßennetz des ursprünglichen Teils von Hollywood Hills bestand. Einige Lieferanten waren der festen Überzeugung, dass der Alta Brea Drive gar nicht existierte.
    Hardie schätzte, dass er seinen Koffer eher in irgendeiner alten Twilight-Zone -Folge wiedersehen würde. Irgendwo im Hintergrund, neben Burgess Meredith, oder in einem Gepäckfach über William Shatners Kopf.
    Trotzdem füllte Hardie brav das Formular für verloren gegangene Gepäckstücke aus und sprang
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