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Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Titel: Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games
Autoren: Duane Swierczynski
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angebracht waren. Lowenbruck hatte Virgil den Zahlencode dafür gegeben, doch hier draußen nutzte er ihm nichts, oder?
    Er ging zur rechten Seite des Grundstücks, vorbei an ein paar Eukalyptusbäumen, und machte einen langen Hals, bis er eine hölzerne Sonnenterasse erblickte, die auf der Rückseite des Hauses hervorragte. Sie wurde von schmalen Metallstangen gestützt und war mit einem schmiedeeisernen Geländer versehen. Wenn er es auf die Terrasse schaffte, könnte er bestimmt die Hintertür aufhebeln. Es gab bloß ein Problem: Die Terrasse war nur schwer zu erreichen. Von ihrem Rand ging es über fünfzehn Meter in die Tiefe. Es sei denn, Hardie kletterte aufs Dach und sprang von dort auf die Terrasse.
    Letzteres schien wohl die einzige Möglichkeit.

    Hardie seufzte. Sollte er das wirklich tun? Wer weiß, welche Schwierigkeiten da oben auf ihn warteten. Ein falscher Tritt, und er endete womöglich mit einem gebrochenen Bein in der Schlucht, wo die Rotluchse lauerten.
    Hardie ließ das Telefon in seine Hosentasche gleiten, setzte sich hinters Lenkrad, fuhr den Honda ein Stück näher an die Garagentür heran und parkte ihn dort. Dann stieg er auf die Motorhaube und kletterte das schräge Ziegeldach hinauf. Die Ziegel waren von der Sonne ganz warm. Hardie stellte sich vor, wie die verdammten Dinger sich lösten, vom Dach rutschten und auf dem Gehweg barsten, eine nach der anderen. Er war ein groß gewachsener Mann; er hatte keine Ahnung, ob die Hersteller spanischer Dachziegel seine Größe und sein Gewicht bei der Produktion berücksichtigt hatten.
    Doch er schaffte es ohne Probleme bis zum Dachfirst. Dort hielt er inne. Unter ihm erstreckte sich der dicht bewachsene Talkessel, und in der Ferne, unter einer Dunstglocke, ragten die gläsernen und metallenen Wolkenkratzer von Downtown L. A. empor. Plötzlich begriff Hardie, worin der Reiz bestand, hier zu wohnen. Obwohl die Berghänge mit Häusern übersät waren, hatte man das Gefühl, das eigene wäre das einzige von Bedeutung und die anderen Gebäude wären allein zu deinem Vergnügen erbaut worden. Niemand hatte einen so großartigen Blick wie du selbst, weder die Häuser über dir noch die unter dir. Man hatte für die Galavorstellung einen Sitz in der ersten Reihe. Und man konnte sie jederzeit genießen … das heißt, wenn man sich nicht gerade mit irgendeiner Filmmusik rumschlagen musste. Hardie fragte sich, wie oft Lowenbruck
sich an der Aussicht erfreute. Auch wenn er bezweifelte, dass er dafür eigens auf sein Dach kletterte.
    Okay, Schluss jetzt. Früher oder später würde jemand nach oben schauen und Hardie entdecken, der wie ein Idiot dahockte.
    Er spähte auf die Terrasse und fing dann an, sich zu ihr vorzuarbeiten, indem er mit ausgestreckten Armen das Gleichgewicht hielt. Trotzdem musste er unwillkürlich einen kurzen Blick auf die weiter unten liegenden Häuser werfen. Mit ihren verschiedenfarbigen Dächern, den Pools und den Terrakotta-Veranden.
    Durch eine Lücke zwischen den Bäumen konnte er auf der rückwärtigen Terrasse des nächstgelegenen Hauses eine nackte Frau erkennen, die sich dort sonnte.
     
    Es wirkte fast wie eine Fata Morgana. Die Äste und Bäume bildeten einen perfekten Rahmen für ihren Körper und gaben lediglich den Blick frei auf ihre atemberaubende, freizügige Nacktheit. Sie hatte einen großen Busen mit rosafarbenen Nippeln, die für die grelle kalifornische Sonne eigentlich zu empfindlich waren. Sie hatte sich eingecremt, und ihr muskulöser Körper war von der Nase abwärts  – so weit Hardie das beurteilen konnte  – perfekt rasiert. Ihre Haut glitzerte förmlich. Hardie fragte sich, warum Lowenbruck die Schlüssel nicht bei ihr deponiert hatte.
    Die Augen der Frau waren hinter einer Sonnenbrille verborgen. Und sie hatte ein Handy am Ohr. Man konnte zwar sehen, wie sich ihr Mund bewegte, doch ihre Worte drangen nicht den Hügel hinauf.
    Hardie verharrte in seiner Position, auf der abschüssigen
Fläche des Daches bedrohlich nach vorne geneigt. Er starrte einen Moment hinüber, bevor er realisierte, Scheiße, dass sie ihn womöglich ebenfalls sehen konnte.
    Vielleicht erzählte sie einer Freundin am Telefon gerade: Du wirst es nicht glauben, aber irgend so ein Idiot steht auf dem Dach meines Nachbarn und glotzt mir auf die Titten.
    Hardie kletterte weiter nach unten, legte, um das Gleichgewicht zu halten, eine Hand auf eine der heißen Ziegeln und sprang dann auf die Terrasse. Dabei zermatschte er irgendwas
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