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Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Titel: Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games
Autoren: Duane Swierczynski
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hatte  – sie war sich nicht sicher. Der Kopf des Fahrers hing über dem Lenkrad. Sie hoffte, dass sie ihn nicht getötet hatte.
    Dann öffnete jemand ihre Fahrertür und schob den Airbag ganz zur Seite.
    Als sie hinunterschaute, sah sie einen Handschuh mit Spritze.
    Obwohl der Schock immer noch ihre Wahrnehmung dämpfte, wusste sie, dass die Spritze ein Detail war, das nicht hierhergehörte.
    Die fremde Person packte ihr linkes Handgelenk, drehte es herum, jagte ihr die Nadel in die Armbeuge und drückte den Kolben herunter. Lanes Herz begann zu rasen. Himmel, was war in der verdammten Spritze? Vor ihren Augen verschwamm alles. Sie klammerte sich an den Beifahrersitz, spürte die kleinen, runden Glassplitter.
    Lane nahm eine Handvoll davon –
    – und schleuderte sie ihrer Angreiferin in die Augen.
    Es ertönte ein fürchterlicher Wutschrei, und plötzlich wackelte die Spritze frei hin und her, baumelte von Lanes Arm. Sie zog sie heraus, warf sie fort und versuchte, aus dem Wagen zu kriechen. Inzwischen schlug ihre Angreiferin,
ohne etwas zu sehen, wild um sich und hielt nach ihr Ausschau. Fluchte und beschimpfte sie.
    Als Lanes Handflächen sich in den Asphalt des Freeway 101 gruben, merkte sie, dass sie ihren rechten Fußknöchel nicht bewegen konnte. Und das verdammte klobige Metallgewicht, das daran befestigt war, machte die Sache nicht leichter. Ihr Herz schlug viel zu schnell, ihre Haut war schweißnass. Alles um sie herum wirkte, als hätte man es in Mull gewickelt. Auf ihren Händen und dem einen gesunden Knie krabbelte sie zum Zaun am Rand des Freeway 101.
    Und kletterte hinüber.

ZWEI
    Kalifornien ist ein hübscher Schwindel.
    MARC REISNER
     
     
     
     
    U m 5.30 Uhr sollte das Fahrgestell eigentlich einsatzbereit sein, doch um 5.55 Uhr war klar, dass daraus nichts werden würde.
    Der Chefpilot teilte den Passagieren mit, dass es ein Problem mit einem der Ventile gebe. Sobald der Schaden behoben und der Papierkram erledigt sei, würden sie Richtung L. A. starten. Höchstens noch fünfzehn Minuten. Eine halbe Stunde später erklärte er sinngemäß, dass er Blödsinn erzählt habe, der Schaden jetzt aber wirklich, ganz ehrlich, behoben sei und sie gegen 6.45 Uhr abheben würden. Dreißig Minuten später gab der Kapitän zu, dass er die Passagiere gründlich für dumm verkauft habe und dass sie wahrscheinlich um 8.00 Uhr starten würden  – ein Sensor müsse ersetzt werden. Nichts Ernstes.
    Nein, natürlich nicht.
    Nachdem er zwei Stunden in einer schmalen Röhre bei lebendigem Leib geröstet worden war, folgte Charlie Hardie
dem Rat des Flugpersonals und stieg aus, um sich die Beine zu vertreten. Zunächst stand er eine Ewigkeit mit knurrendem Magen herum, dann beschloss er, zur Bäckerei im Einkaufsbereich zwischen Terminal B und C zu marschieren. Hardie hatte genau einmal von seinem trockenen Bagel abgebissen, als die Durchsage ertönte: Flug 1417 ist jetzt abflugbereit. Alle Passagiere werden gebeten, sich unverzüglich zum Terminal B, Gate …
    Als Hardie mit seinem Handgepäck zu seinem Platz zurückkehrte, hatte bereits jemand das Fach darüber belegt. Er schaute nach links und nach rechts auf der Suche nach einer Lücke, in die er seine Tasche zwängen konnte. Keine Chance. Alles eng zusammengepfercht. Genervte Passagiere versuchten sich im Gang an ihm vorbeizudrängeln, doch Hardie würde erst zur Seite treten, wenn er sein Handgepäck verstaut hatte. Er hatte es nicht mit dem anderen Gepäck aufgeben wollen. Und er hatte sich seinen Sitz sorgfältig ausgesucht, so dass er als einer der Ersten an Bord gehen konnte und auf jeden Fall ein freies Fach direkt über seinem Platz bekam. Es war ihm egal, was mit seinen anderen Sachen passierte, aber sein Handgepäck durfte er nicht aus den Augen verlieren.
    »Alles in Ordnung?«, fragte eine sanfte Stimme.
    Eine Flugbegleiterin  – jung, lächelnd, mit zu viel Make-up  – versuchte, den Stau in der Mitte der Maschine aufzulösen und zu verhindern, dass es zu einem Streit kam.
    Hardie hielt seine Reisetasche in die Höhe.
    »Ich suche hierfür nur einen Platz.«
    »Ich kann das für Sie aufgeben.«
    »Nein, kommt nicht in Frage.«

    Die Flugbegleiterin starrte ihn an und bemerkte den Ausdruck wilder Entschlossenheit in seinen Augen. Für einen Moment wirkte sie besorgt, fasste sich dann aber schnell wieder.
    »Warum schieben Sie die Tasche nicht unter Ihren Vordersitz?«
    Das hatte Hardie früher schon mal versucht  – bei seinem ersten
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