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Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Titel: Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games
Autoren: Duane Swierczynski
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hatten. Natürlich war Malibu stocknüchtern, und als Fahrer hatte er eine blütenreine Weste, denn seine Daten wurden nach jedem Auftrag wieder gelöscht. Auf dem Computer erschienen lediglich Einträge zu seiner ehrenamtlichen Arbeit mit leukämiekranken Kindern (gefälscht) sowie zu seinen gemeinnützigen Wohnprojekten (ebenfalls gefälscht). Niemand würde ihn genauer unter die Lupe nehmen. Vielleicht würde man seinen Namen  – ein Deckname, und er hatte viele davon  – in ein, zwei Zeitungsartikeln erwähnen. Aber das Hauptaugenmerk würde sich auf die Schauspielerin richten.
    Malibu hatte sie auf der Decker Canyon Road erledigen wollen, doch wie sich herausstellte, kannte sie die Strecke genauso gut wie er. Mit ein paar bewährten Tricks hätte er ihren süßen kleinen Arsch in den Canyon befördern können. Doch so war es nicht besprochen worden, also hatte er per Headset mit Mann telefoniert. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: nein . Die Sache sollte möglichst alltäglich
wirken. Etwas, das kurz in den Schlagzeilen auftauchte, ohne dass weiter nachgehakt wurde.
    Nein, besser, es wirkte, als wäre mal wieder irgendeine zugekokste Schauspielerin zu spät unterwegs gewesen und hätte die Kontrolle über ihren Wagen verloren.
    Also war er ihr zum Freeway 101 gefolgt. Und jetzt hieß es: Showtime.
    Malibu arbeitete gerne mit Schauspielern. Das war stets ein Vergnügen. Man wusste genau, was sie vorhatten, wie sie reagierten. Als hielten sie sich an ein Drehbuch. Sie glaubten, sie stünden über den Dingen –
    »Danke, wirklich sehr liebenswürdig.«
    – was die Sache umso befriedigender machte.
     
    Lane näherte sich der Ausfahrt Highland Avenue  – Hollywood Bowl. Es war immer noch schrecklich früh. Über L. A. lag eine blassgraue Wolkendecke. Von hier würde sie vielleicht zum Hollywood Boulevard runterfahren und dann den Sunset Boulevard zurück bis zum Pacific Coast Highway und weiter nach Venice. Dort würde sie sich eine große Tasse starken Kaffee machen  – einen dieser kubanischen Espressos, die sie immer trank. Etwas von Neko Case auflegen, warten, dass ihr Agent aufwachte. Und ihre nächsten Schritte planen. Wenn das Leben aufhört, einem die Fresse zu polieren, jammert man nicht über die fehlenden Zähne. Sondern sucht einen verdammten Zahnarzt auf und richtet den Blick nach vorne.
    Sie betätigte die Blinker, um die Spur zu wechseln, als sie vor sich erneut den Malibu bemerkte, Scheiße, der von der Decker Canyon Road. Als ihr das klar wurde  – er bremst, er
bremst, er bremst  –, kam das Fahrzeug mit quietschenden Reifen abrupt zum Stehen.
    Während die Motorhaube aus ihrer Verankerung gerissen wurde, wurde Lanes Körper nach vorne gegen die Windschutzscheibe geschleudert. Glas splitterte. Und der Airbag explodierte.
     
    Aus einer Entfernung von etwa fünfzig Metern beobachtete Mann den Unfall. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, auf dem Seitenstreifen zu halten und einen jener freundlichen Mitbürger zu spielen, die sich anboten, einem bis zum Eintreffen der Polizei die Hand zu halten. Nur dass diese freundliche Mitbürgerin eine Spritze mit einem Speedball zücken und dem Opfer die Nadel in den Arm rammen würde. Keine Begrüßung, kein Gespräch, kein gar nichts. Nur Tod.
    Der Speedball enthielt genug Heroin und Kokain, um einen Menschen von der Größe eines John Belushi zu erledigen; in schätzungsweise weniger als einer Minute würde er bei ihr zum Herzstillstand führen. Und wenn nicht, gab es auch noch exotischere Mittelchen, die sich schnell mit einer Spritze aufziehen ließen. Besser wäre allerdings ein reiner Speedball. Auf diese Weise würde Lane Madden sterben und zur Hölle fahren, bevor sie überhaupt mitkriegte, was passiert war. Der Teufel könnte ihr es dann erklären.
     
    Für ein paar Momente war Lane wie betäubt. Ihr Körper teilte ihr mit, dass sie verletzt war, schwer verletzt, doch sie wusste nicht genau, wo. Die Signale kamen in ihrem Hirn nicht richtig an. Sie schaute sich um, versuchte sich auf visuellem
Wege Klarheit zu verschaffen. Wenn sie es schaffte, die einzelnen Details zusammenzufügen, wüsste sie, was passiert war.
    Auf ihrem Schoß lagen Glassplitter. Der Airbag war ihr ins Gesicht geknallt. Sie schob ihn ein wenig zur Seite. Ihr rechter Knöchel pulsierte. Ihr Fuß hatte sich irgendwie unter dem Bremspedal verklemmt.
    Ein paar Meter vor sich konnte sie den Wagen sehen, den sie gerammt hatte, oder der sie gerammt
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