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Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Titel: Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games
Autoren: Duane Swierczynski
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verbohrter Scheißkerl.
     
    Willst du dich nicht zur Wehr setzen?
    Wozu? Ertrinken ist keine üble Todesart, hab ich gehört. Also, wenn man aufhört, sich zu wehren und es geschehen lässt. Sobald man die Luft aufgebraucht hat, wird man ohnmächtig. Sieht man Kristallformationen und hört ein schrilles Pfeifen, und dann verwandeln sich die Kristallformationen in einen Tunnel und jeder sagt dir, es ist okay, alles wird gut .
    Du irrst dich. Ertrinken ist eine unglaublich qualvolle Todesart. Es dauert nicht lange, und dein Kopf fühlt sich an, als würde er explodieren. Und dein Körper krampft sich heftig zusammen. Also wehr dich. Es gibt noch was zu tun.
    Nein. Es ist vorbei. Ich bin fertig.
    Du wirst von der Frau ertränkt, die gedroht hat, deine Familie zu töten. Was glaubst du wohl, was sie tun wird, wenn du tot bist? Sie kennt die Adresse. Sie wird sie aufspüren. Und ihnen wehtun, nur um dich noch nach deinem Tod zu erniedrigen.
    Nein.
    Sie weiß, dass du das auch weißt. Und hofft, dass dies das Ertrinken umso qualvoller macht.
    NEIN.
    Also wehr dich. Wehr dich mit allem, was du noch hast.
    Ich habe nichts.

    Wehr dich!
    Ich habe nichts, habe ich gesagt.
    Und was ist das da in deiner Hand?
     
    Mann spürte, wie er sich dort unten krümmte, doch sie hielt das für den einsetzenden Todeskrampf. Früher hatte sie mal bei einem Auftrag am Strand des Schwarzen Meers assistiert, bei einem »Ertrinken nach Unfall«-Auftrag, und sie musste dabei helfen, die Zielperson unter Wasser zu halten. Sie kannte die verschiedenen Phasen, wusste, wann jemand wirklich tot war.
    Darum war sie überrascht, als ein Arm aus dem Wasser schoss und ihr einen Schlag aufs Handgelenk versetzte. Als wäre sie eine ungezogene Schülerin.
    Mann wollte schon sagen –
    Da musst du dich schon sehr viel mehr anstrengen, Charles Hardie
    – als sie nach unten schaute und sah, dass er ihr die Handschellen angelegt hatte.
    Den anderen Ring an seinem Handgelenk.
    Dann zerrte er an ihrem Arm, und sie fiel vornüber klatschend in den Pool. Sie hustete Wasser. Versuchte mit den Füßen, Halt zu finden. Rutschte aus. Versuchte ruhig zu stehen, das Gleichgewicht zu halten, doch ihr Arm wurde erneut brutal nach vorne gerissen. Und dann ein weiteres Mal. Plötzlich wurde ihr klar, was Hardie dort tat. Er zog sich mit einer Hand über den Boden des Pools vorwärts, die Fingerspitzen in den rauen Beton des Grunds gegraben …
    Er zerrte sie in den tiefen Bereich des Beckens.

    Wenn dieser sture Dreckskerl es bis dorthin schaffte und sie mitzog und dann ohnmächtig wurde und ertrank, war sie geliefert. Game over. Er war zu schwer. Ein totes Gewicht, an ihr Handgelenk gekettet, ohne Chance für sie, die Oberfläche zu erreichen.
    »Nein!«, schrie sie und fand mit den Füßen schließlich Halt. Dieses Wassertauziehen musste hier ausgetragen werden, wo es nur 1,20 Meter tief war, wo sie noch Luft bekam. Sie war stärker als er. Das wusste sie. Doch das bloße Gewicht sprach für ihn. Und eine Zähigkeit, die sie in dieser Form noch nicht erlebt hatte.
    Mann zog und grub ihre Füße in den Beton und zog und fragte sich, warum er noch nicht ertrunken war, und zog, im Ernst, was hielt diesen sturen Dreckskerl am Leben, der an ihr zerrte, obwohl er doch wissen musste, dass dies ein ganz und gar hoffnungsloses Unterfangen war?
    Als sie schließlich die Oberhand gewonnen hatte und den Beckenrand erreichte, als sie sich herauszog und am Metallgeländer festhielt, durchbrach Hardies Kopf die Oberfläche. Er keuchte und schnappte nach Luft, würgte, hustete und schnappte erneut nach Luft. Er verdrehte die Augen. Würgte erneut.
     
    Hardie konzentrierte sich darauf, das Wasser aus seiner Lunge zu pressen, während sie ihn auf den Rasen zurückschleppte. Er hörte, dass die Sirenen inzwischen näher gekommen waren. Etwas Kaltes und Hartes drückte gegen seine Schläfe. Eine Pistole. Die 38er. In Manns Hand; sie war klitschnass und zitterte vor Wut. Als er hinaufschaute, drückte sie ab und –

    KLICK
    Nichts. Leer. Er hatte das Magazin leergeschossen. Offensichtlich hatte er die letzten paar Kugeln auf ihre Mitarbeiter abgefeuert, die sich immer noch stöhnend im Wohnzimmer der Hunters herumwälzten. Hardie war kein Dirty Harry. Er hatte die Schüsse nicht gezählt und auch keinen Spruch parat. Indem er seine spezielle Freundin fragte, ob er ihrer Meinung nach fünf oder sechs Schüsse abgegeben habe, denn in diesem ganzen Durcheinander sei es schwer, den Überblick
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