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Der Bestienhelm

Der Bestienhelm

Titel: Der Bestienhelm
Autoren: Hans Kneifel
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Mythor und bemühte sich, den Tonfall des Anführers nachzuahmen. Seine Hand tastete nach dem Griff des Schwertes.
    »Wir sind auf dem Weg.«
    Mythor rannte weiter, stolperte über eine zerbrochene Zeltstange und war froh, als das Geräusch der Schritte leiser wurde. Er suchte weiter nach irgendeinem Zeichen, das ihm den Aufenthaltsort Feithearns und Aerinnens verriet. Einige Schritte weiter saß ein Wächter vor einem Zelteingang. Mythor fragte ihn, ob er die Priester gesehen habe.
    »Ich nicht. Aber Thorf und Enfall sind zur Wache eingeteilt.«
    »Weißt du, wo sie wachen?«
    »Vielleicht im Hafen, vielleicht dort am Rand«, sagte der Krieger und deutete in die Richtung des Meeres.
    Mythor nickte und schlug diesen Weg ein. Er lief durch die Lagergassen, fragte ein dutzendmal und erhielt endlich eine zufriedenstellende Antwort. »Die Priester sind erschöpft. Sie schlafen auf ihrem Schiff. Zwei Wachen sind bei ihnen. Niemand darf sie stören.«
    Mythor antwortete: »Ich werde warten, bis Thorf und Enfall abgelöst werden.«
    Mit einer Gruppe von Caer-Kriegern, die gefüllte Köcher und Bündel kurzer Wurfspeere schleppten, verließ er das Lager und schlug wieder den Weg zum Hafen ein. Nach der Hälfte des Weges warf er sich in den Schutz eines dürren Gebüsches. Schwerer Hufschlag näherte sich aus der Dunkelheit. Mythor wartete mit angehaltenem Atem. Suchten ihn Nottr oder Sadagar? Der Mond schuf mit seinem Licht einen breiten Streifen leuchtender Sicheln auf dem Wasser. Die Brände und Fackeln beleuchteten einen kleinen Hügel vor den Mauern. Auf diesen Hügel hinauf sprengte ein einzelner Reiter und hielt dort an. Seine Gestalt war ebenso wuchtig und breit wie sein Pferd.
    Das kann nur der Gegner sein, der meinem Kampf ausgewichen ist, dachte Mythor. Coerl O'Marn, der Anführer der Caer.
    Dieser Koloss dort wirkte düster und drohend. Er saß schwer im Sattel, ließ den Arm mit dem großen runden Schild herunterhängen und stützte sich auf den Griff des Schwertes, das er wohl im Sattelschuh eingesteckt hatte. O'Marn beobachtete konzentriert den Fortgang der Kämpfe, die sich weitestgehend hinter die Mauern und innen vor die Tore verlagert hatten. Er stand nicht weit von Mythor entfernt. Der junge Mann erkannte in dem reglosen Gesicht unter dem Rand des offenen Visiers nur die flinken Augen, in denen sich Licht spiegelte. Das Pferd hob und senkte den Kopf, klirrend bewegten sich die Trense und Teile der Rüstung. Dann klingelten die Sporen, und der Ritter ließ das Pferd langsam den Hügel wieder hinuntertraben. Mythor schob sich aus dem Gestrüpp hervor.
    Er drehte sich um und schlich entlang dunklen Mauern zum Hafen. Hier gab es nur tote Caer. Die Schiffe waren in langen Reihen nebeneinander festgemacht. Mythor kletterte eine feuchte Holztreppe hinauf, stützte sich auf die Brüstung und suchte nach irgendeinem Zeichen. Auf einem der Schiffe schliefen die Priester - aber auf welchem?
    Mythor lief entlang den Pollern und den Taubündeln, die gut aufgeschossen waren. Die geschwungenen Schiffskörper schwankten leicht hin und her. Fender, Tauwerk und Rahen knirschten und knarrten leise. Mythor rannte am Rand des geschwungenen Hafenbeckens entlang und spähte zwischen den Bordwänden hindurch. Als er fast das gegenüberliegende Ende des Hafens erreicht hatte, entdeckte er einen schwachen Lichtschein. Sofort blieb er stehen und spähte hinüber.
    Ein einzelnes Schiff ankerte jenseits derjenigen, die im Hafen festgemacht waren. Heck und Bug waren von zwei kleinen Lampen notdürftig erhellt. Aber Mondlicht und die Flammen der brennenden Häuser boten genügend Helligkeit, um den archaischen Prunk der Verzierungen erkennen zu lassen.
    Trotzdem lief Mythor bis zum Ende des Hafens weiter. Aber kein zweites Schiff war beleuchtet. Ein anderes ankerte ebenfalls noch innerhalb der freien Wasserfläche, war aber dunkel, und nichts regte sich darauf. Einige Augenblicke später hörte Mythor durch die verschiedenen Geräusche hindurch so etwas wie regelmäßige Fußtritte.
    »Dort sind sie also, die Dämonenpriester«, murmelte er zu sich.
    Das einzelne Schiff war von ihm etwa fünfhundert Schritt entfernt. Er sah sich um, entdeckte Mauern und Rampen der ehemaligen Handelshäuser, sah einen Steg, dessen Oberfläche aus einzelnen Bohlen halb aufgerissen war. Mythor sprang fast lautlos bis an das Ende des Steges und blieb wieder stehen.
    Jetzt sah er das Schiff deutlich vor sich. Es war ein Dreimaster mit schlankem,
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