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Der Bestienhelm

Der Bestienhelm

Titel: Der Bestienhelm
Autoren: Hans Kneifel
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flankte. Seine weichen Stiefelsohlen trafen den Caer im Rücken, schleuderten ihn zur Seite, und dann war Mythor über ihm. Wieder zuckte der Dolch in die Höhe, der Arm senkte sich, und der Knauf schlug den Überraschten bewusstlos. Die fallenden Körper hatten einige polternde Geräusche erzeugt, und Mythor wusste, dass Eile geboten war.
    Wieder fesselte er die Hände und Fußknöchel des Caer und band die zwei Posten mit ihren eigenen Waffengürteln Rücken an Rücken fest.
    Ein Sprung brachte ihn zur Laterne am Heck. Er nahm die heiße Öllampe heraus, schirmte die Flamme mit der Hand ab und tastete sich zum Niedergang. Nach einigen Stufen blieb er stehen und befreite das Gläserne Schwert von den Lappen. Innerhalb des Schiffes war es totenstill.
    Langsam zog er Alton aus der ledernen Schwerthalterung heraus und nahm die Lampe in die linke Hand. Die Stufen führten in einen kleinen Raum unterhalb des Hecks und dessen Plattform. Mit einem Knarren, das Mythors Sinne schlagartig in Aufregung versetzte, öffnete sich eine schmale Tür. Er ließ sie offen und machte ein paar Schritte in den Raum hinein. Auf dem Tisch lagen die schauerlich verzierten Helme der Caer-Priester. Er war also auf dem richtigen Weg.
    »Bei Erain!« flüsterte er und merkte, dass seine Beklemmung zu weichen begann. »Ich schaffe es doch!«
    Wieder blieb er vor einer Tür stehen und lauschte mit angehaltenem Atem. Seine nasse Kleidung begann zu dampfen. Irgendwo vor ihm waren die Priester. Er hörte schwere Atemzüge und kurze, röchelnde Laute. Die Holzteile des Schiffes, das wieder von der Dünung bewegt wurde, knarrten, und genau in diesem Augenblick riss Mythor die nächste Tür auf. Der unverkennbare Geruch schlafender Männer schlug ihm entgegen, zugleich mit der rauchigen Luft, die von einer Glutschale stammte. Ein schneller Blick zeigte ihm zwei Körper auf breiten Liegen, fellbespannten Boden und dunkle Teppiche mit magischen Mustern an den hölzernen Wänden. Mit den Knien federte er die Aufwärtsbewegung des Schiffes ab und wartete einige Augenblicke, ehe er die Lampe auf einen niedrigen Tisch zwischen den Lagern abstellte.
    Alton, das Gläserne Schwert, war trotz seines gedämpften Leuchtens der hellste Gegenstand in diesem Raum. Einige Herzschläge lang geschah nichts. Der Körper rechts von Mythor bewegte sich. Es war ein junger Mann mit langem schwarzem Haar. Seine Erscheinung hatte etwas Elegantes und Geschmeidiges. Er richtete sich mit geschlossenen Augen auf, hob die Arme und erstarrte.
    Eine raue Stimme sagte: »Duldamuur ruft Aerinnen!
    Wach auf, Priester!«
    Der jüngere Priester war also jener Feithearn, von dem
    Fürst-Richter Carbell gesprochen hatte. Mythor wartete, gleich weit entfernt von beiden Schläfern. Langsam hob er den Schwertarm und zielte mit der nadelscharfen Spitze Altons auf Aerinnen. Noch immer hatte Feithearn seine Augen nicht geöffnet. Mythor erkannte, dass es der Dämon war, der jetzt die Herrschaft über den Körper und auch über den Verstand hatte. Duldamuur! Das war wohl der Name des Dämons.
    Feithearns Körper schaukelte hilflos vorwärts und zurück, und dann schrie seine Kehle wieder: »Aerinnen! Ein Feind steht vor uns! Wach auf! Zusammen sind wir mächtiger!«
    Mythor war zwar verwirrt, aber er handelte trotzdem richtig. Er holte mit dem Schwert aus und schlug die flache Klinge gegen den Kopf Feithearns. Der Priester sank lautlos um, schlug mit dem Hinterkopf gegen die Wand und blieb zuckend liegen. Das Schwert beschrieb einen Halbkreis, und jetzt deutete die Spitze wieder auf Aerinnen.
    Mythor kannte kein Mitleid. Er dachte an den Bestienhelm Elivaras und daran, dass die Dämonen auch ihn bedrohten.
    Er sah, dass Aerinnen unter der Herrschaft eines Dämons stand. Auch dieser Mann bewegte sich, als hänge er an unsichtbaren Fäden. Aerinnen war untersetzt und von beginnender Fettleibigkeit. Er zählte etwa sechzig Sommer. Sein runder, fast kindlich wirkender Kopf war haarlos. Auch er saß jetzt aufgerichtet zwischen den Decken und den Fellen. Noch waren seine winzigen Augen geschlossen. Die Spitze des Schwertes befand sich nur drei Fingerbreit von dem schwammigen Oberkörper entfernt.
    Mythor holte tief Luft, er versuchte, seiner Beklemmung Herr zu werden. In diesem Raum herrschte dieselbe dunkle Ausstrahlung wie im Lager, nur viel stärker.
    »Aerinnen!« sagte er laut. »Ich bin hier, um dich zu töten, wenn du nicht tust, was ich befehle.«
    Endlich erwachte auch der Körper des
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