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Der Bestienhelm

Der Bestienhelm

Titel: Der Bestienhelm
Autoren: Hans Kneifel
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hochgezogenem Bugsteven. Der Schiffskörper war schwarz und stumpf, es befanden sich einzelne Decksaufbauten darauf, und die Öffnungen im Schiffskörper deuteten darauf hin, dass etwa zwanzig Ruder auf jeder Seite benutzt werden konnten.
    Gegen den helleren Horizont und den sternübersäten Himmel zeichneten sich auf dem Schiffsdeck zwei Gestalten ab. Die Caer hielten die Schwerter in den Händen und gingen langsam und bewusst leise an Steuerbord und Backbord hin und her.
    Mythor wusste, dass er sich in seiner dunklen Kleidung gegen den Hintergrund nicht abhob. Er fragte sich, wie es ihm am besten möglich sei, das Schiff zu erreichen. Er kauerte sich auf das Ende des Steges und starrte hinüber zum Schiff. Es unterschied sich von den anderen, aber nicht so sehr in der Form, sondern in der prächtigen Ausstattung. Mythor sah die dicken Taue, die schräg im Wasser verschwanden und immer wieder im Rhythmus der langgezogenen Dünungswellen auftauchten und Tropfen versprühten.
    Schwimmen war der beste Weg. Falls er wirklich ein Boot finden würde, verrieten ihn die Geräusche der Riemen. Was immer er unternahm, es musste geräuschlos vor sich gehen. Die Wellen, die knarrenden Schiffe und die vielen unterschiedlichen Laute ringsum würden die leisen Schwimmgeräusche übertönen. Er ließ sich ins Wasser gleiten und versuchte, die Kälte zu vergessen. Langsam schwamm er auf das Schiff zu und hielt sich im Schatten des gewölbten Rumpfes. Er hielt nur den Kopf über Wasser, atmete tief und schwamm in langsamen, kraftvollen Zügen. Sein Ziel waren die beiden Ankertaue, die sich vom Heck spannten.
    Er schaffte es, ohne verräterische Geräusche die Bordwand zu erreichen und an dieser entlang bis zum Heck zu schwimmen. Er hob einen Arm aus dem Wasser und hielt sich am Tau fest. Schräg über sich hörte er die leisen Schritte eines Caer-Postens.
    Er sah die Ruder, einige herunterhängende Tauschlingen und zwei Riemen, die nicht eingezogen waren. Am Ankertau zog er sich zum Ruder heran, packte ein Tau und stemmte sich vorsichtig in die Höhe. Er wartete, bis das meiste Wasser aus seiner Kleidung und den Fellstiefeln gelaufen war, dann stellte er seinen Fuß auf das Ruder und zog sich an der Heckreling hoch. Als er den Kopf über die Kante hob, konnte er eine Hälfte des Decks und einen Teil der Decksaufbauten übersehen. Die beiden Caer-Posten schritten unverändert hin und her.
    Mythor spannte seine Muskeln an und schwang sich über die Reling. Er presste sich in eine Vertiefung zwischen dem Heckaufbau und dem leeren Altar. Über ihm brannte in einer Art Laterne eine mittelgroße Öllampe. Er zog den Dolch und wartete.
    Entweder Thorf oder Enfall, einer von ihnen kam auf ihn zu. Vom Deck führten einige Stufen zum Heckaufbau hinauf. Mythor glitt aus dem Schatten heraus, als der Posten an ihm vorbeiging, schlich zwei Schritte hinter ihm her und hob den Arm.
    Mit der linken Hand riss er den Kopf des Postens nach hinten, die rechte schlug hart zu. Der Knauf des Dolches traf den überraschten Caer an der Stirn. Der Körper bäumte sich auf, ein gurgelnder Schrei wurde von Mythors Hand erstickt.
    In Mythors Arm brach der Caer zusammen. Sein Körper wurde reglos und schwer. Mythor wusste den anderen Wächter in der Nähe des Bugstevens und ließ den Körper zu Boden sinken. In rasender Eile öffnete er die Bänder der Caer-Rüstung und band die Handgelenke und die Knöchel des Mannes zusammen. Nach einer kurzen Überlegung riss er einen Fetzen von der Scheide des Gläsernen Schwertes ab und verwendete ihn als Knebel. Der zweite Wächter beendete eine Hälfte seiner Runde und kam an Backbord auf Mythor zu.
    Wieder sprang Mythor zurück in die Dunkelheit und duckte sich hinter den Altar. Das schwache Leuchten von Altons Schneide verbarg er mit der flachen Hand. Die Erregung verhinderte, dass ihn das Gefühl der eisigen Kälte handlungsunfähig machte. Er wartete, ohne sich zu regen. Das Schiff wiegte sich leicht unter seinen Sohlen. Der Caer duckte sich unter den straff gespannten Wanten, wich dem Ende des schräg hängenden Rahbaums aus und schob sich näher heran. Vor dem aufragenden Heckkastell drehte er sich nach links, sah den zusammengekrümmten Körper neben dem Schild und dem Schwert liegen und stutzte. Dann stieß er einen Laut der Überraschung aus, sprang auf den anderen Caer zu und bückte sich. Er hatte noch nicht gesehen, dass sein Kamerad gefesselt war.
    Mythor hielt die Klinge in der Linken, als er über den Altar
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