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Der Bestienhelm

Der Bestienhelm

Titel: Der Bestienhelm
Autoren: Hans Kneifel
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und schlugen wild um sich, als sie vor sich die Fackeln sahen. Die Caer marschierten hier, obwohl von oben Wurfspeere und Steinbrocken durch die Finsternis geschleudert wurden, in langen Reihen hintereinander.
    Gegen die Flammen und die Helligkeit innerhalb des Torbauwerks erkannten die Caer nicht, zu wem diese fünf Silhouetten wirklich gehörten. Sie wichen zur Seite aus, und jetzt konnten die Flüchtenden fast ungehindert reiten.
    Nur einem glücklichen Zufall konnten sie es zuschreiben, dass sie kein Geschoß der eigenen Leute traf. Neben und hinter ihnen sanken ächzend und schreiend Caer zu Boden, von Pfeilen oder Speeren getroffen. Vielleicht hielten die Caer die fünf Flüchtenden für eigene Leute, oder sie waren vor Angriffslust so verwirrt, dass sie Mythor nicht einmal an dem leuchtenden Schwert erkannten. Die Gruppe ritt durch die Reihen der Caer und bog dann nach rechts ab, in die Richtung des Hafens.
    Mit einigen Sprüngen trieb Elivara ihr Pferd an Mythors Seite. Schluchzend sagte sie: »Die Caer erobern die Stadt. Und in diesem Augenblick verrate ich Nyrngor!«
    »Das tust du nicht«, antwortete Mythor grollend. »Selbst wenn du eigenhändig auf den Mauern kämpfen würdest, könntest du nicht verhindern, was der Stadt bevorsteht.«
    Sie ritten weiter in den Schutz der Dunkelheit hinein. Zwischen dem Lager und den beiden Toren bewegten sich lange Reihen von Caer-Kriegern mit lodernden Fackeln. Die Schiffe schwankten leicht hin und her, ihr Tauwerk rieb an Holz und auf Stein, und die Wellen schlugen plätschernd an den Strand und die Hafenbefestigungen. Jenseits der Mauer loderten die Flammen brennender Dächer, und die kämpfenden Gestalten tanzten davor wie Schatten. Niemand beachtete oder verfolgte die kleine Gruppe.
    »Sie haben nichts bemerkt. Bald sind wir in Sicherheit«, sagte Mythor.
    Der Kampflärm schien von allen Seiten zu kommen. Das Klirren der Waffen hallte von den Mauern der Hafengebäude wider. Nottr fragte knurrend: »Finden wir den Weg auch in der Nacht? Wir dürfen die Fackeln nicht benutzen.«
    »Es geht immer am Strand entlang«, antwortete Elivara müde. »Bei Sonnenaufgang müssten wir das Einhornschiff erreicht haben.«
    Sie wandte sich an Mythor und klagte: »Mir ist heiß. Ich fühle mich wie im Fieber. Es ist diese Kreatur.«
    »Ich denke gerade über einen Versuch nach«, sagte Mythor. »Ich muss nur etwas Glück haben.«
    Die Pferde waren unruhig, tänzelten und schnaubten.
    Mythor streckte sich in den Steigbügeln und erfasste die Szenerie mit einem langen Blick: die schwankenden Schiffe, die vielen Krieger, die Mauern und das ferne Lager, das jetzt voller Lichter war. Er hob die Schultern und sagte zu Nottr: »Reitet zum Felsenversteck des Schiffes. Macht das Schiff klar und wartet auf mich. Wenn ich in zwei Tagen nicht bei euch bin, stecht in See. Elivara kennt den Weg zum Mammutfriedhof.«
    »Was hast du vor?« fragte Kalathee ängstlich. Er nahm seinen Mantel von den Schultern und hängte den Schild an den Sattelknauf. Den Helm schnallte er ebenfalls vom Kinn und band ihn daneben.
    Sadagar starrte ihn ungläubig an. »Was tust du?«
    »Vielleicht haben wir Erfolg. Reitet weiter, wie eben besprochen. Ich werde mich für kurze Zeit in einen Caer verwandeln. Ich werde Elivaras seltsames Fieber zu heilen versuchen.«
    Während er die Rüstung König Carnens ablegte und nur den Waffengürtel behielt, ließ er sich von Elivara den Weg zum Schiffsversteck erklären.
    Schließlich fragte Nottr kopfschüttelnd: »Du musst auf eine besondere Art wahnsinnig sein, Mythor. Du wirst diesen Versuch nicht überleben.«
    »Ich sehe keine andere Möglichkeit«, entgegnete er. »Versucht, ungesehen das Schiff zu erreichen. Es ist nicht so verwegen und aussichtslos, wie ihr alle meint.«
    Der Mond hob sich hinter den Schiffen aus dem Wasser. In seinem bleichen Licht sah Mythor, wie ihn Elivara und Kalathee mit schwer zu deutendem Gesichtsausdruck betrachteten. Mythor zog aus der Satteltasche ein Tuch und wickelte es um Alton. Dann deutete er nach Norden. »Macht euch auf den Weg. Ich komme, so rasch ich kann, bei Erain!«
    Sadagar hob den Arm und ritt an. Mythor blickte ihnen nach, bis die Dunkelheit sie verschluckt hatte.
    Dann huschte er hin und her. Hier fand er einen Helm und setzte ihn auf, dort hob er ein anderes Stück einer Caer-Rüstung aus dem feuchten Gras und legte es an, und nach kurzer Zeit konnte er sicher sein, einem Caer-Krieger ziemlich ähnlich zu sehen. Sein Plan war
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