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Der Bestienhelm

Der Bestienhelm

Titel: Der Bestienhelm
Autoren: Hans Kneifel
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zwischen den Eindringlingen und den erschöpften Männern der Stadt hindurch. Aus dem Sattel schlug Mythor zwei Caer zu Boden, die sich ihm entgegengeworfen hatten.
    Die Nyrngorer erkannten Elivara, schrien ihr begeistert zu und griffen mit neuem Mut wieder an.
    Auf dem riesigen Haufen aus Quadern und Mauerbrocken, die hinter dem geborstenen Tor lagen, kämpfte man auf engstem Raum. Blutende Körper hingen über den Kanten der Steine. Aber es war deutlich zu sehen, dass die Caer vordrangen und Fußbreit um Fußbreit von der Stadt Besitz nahmen.
    Das Auftauchen Elivaras und Mythors schuf für kurze Zeit Überraschung, sowohl unter den Caer als auch den Städtern. Während der junge Krieger sich mit dem Gläsernen Schwert einen Weg bahnte, wichen die kämpfenden Parteien für wenige Augenblicke voreinander zurück. Die Gruppe preschte durch den schmalen Zwischenraum und schlug die Richtung auf das nächste Tor ein. Die anschließenden Gassen waren unbelebt. Niemand war da, um die kleineren Brände zu löschen, die immer wieder ausbrachen, durch Wurfgeschosse und Brandpfeile der Caer verursacht.
    Hinter Mythor rief Elivara durch das Hufgeklapper und das Rattern der Felgen: »Die Stadt ist nicht mehr zu halten!«
    »Das fürchte ich auch. Trotzdem müssen wir über die Mauer«, gab er zurück. Sie erreichten das Gebiet hinter dem nächsten Tor. Auch hier beleuchteten brennende Hausteile, Fackeln und die Reste verstreuter Brände den Platz. Die Schläge der Ramme waren laut und bedrohlich, und gerade in dem Moment, als die Gruppe in den Platz einbog, splitterten beide Torflügel. Von oben bis unten lösten sich entlang der senkrechten Fuge lange Splitter. Eiserne Bänder verbogen sich, als das Tor aufkrachte und gegen die Mauern schlug.
    Ein vielstimmiger Entsetzensschrei der Verteidiger erscholl.
    Alle starrten wie gebannt auf die Masse der Caer, die rechts und links neben dem halb zertrümmerten Rammbock eindrangen.
    Auch die Verteidiger auf den Mauern hörten für lange Augenblicke mit dem Kämpfen auf und waren starr vor Schrecken. Völlig ungehindert konnten die Caer sich bis dicht an die Häuser heranbewegen, ehe der Kampf wieder aufbrandete.
    Mythor erkannte die einmalige Chance für Elivara sofort. Er riss sein Pferd herum, ritt scharf bis an das Gespann heran und beugte sich weit aus dem Sattel. Als er die Königin um die Hüften packte, raunte er ihr zu: »Mit dem Gespann gibt es kein Durchkommen. Nur im Sattel können wir durch die Reihen der Caer hindurch.«
    »Du hast recht«, sagte sie und ließ die Zügel los. Sie klammerte sich an den Reiter, und als Nottr das zweite Pferd heranzerrte, schwang sie sich in den Sattel. Schaudernd spürte Mythor bis auf die Haut die Formen des Schlangenkörpers unter Elivaras Umhang.
    »Los!« schrie er durch den Lärm des Kampfes. »Links an der Mauer entlang und durch die Caer!«
    Niemand schien in diesem Moment die kleine Gruppe zu beachten. Die Caer bildeten zwei Stoßkeile und drangen in die Gassen hinter dem Tor ein. Die Verteidiger versuchten, ihrerseits das Tor zu erreichen, um den nachdrängenden Caer den Weg abzuschneiden. Die Verteidiger auf der Mauer beantworteten den Vorstoß mit einem wütenden Hagel von Geschossen aller Art.
    Mythor gab seinem Pferd die Sporen und setzte sich an die Spitze der Gruppe. Er ritt entlang der Mauer und hob den Wappenschild halb über Kopf und Schultern. Einige Steinbrocken prallten dröhnend auf den Schild. Das Schwert gab sein leises Wehklagen von sich, als Mythor es herumwirbelte. Hinter ihm ritt Elivara, den Oberkörper tief über den Hals des Tieres gekrümmt. Nottr bildete die Nachhut, und Sadagar hatte sich mit einem Schwert bewaffnet, das er irgendwo gefunden hatte.
    Zehn, fünfzehn Sprünge schafften die Pferde, dann waren sie eingekeilt in der Masse kämpfender Körper. Mythor ließ den Schild auf einen Caer hinunterkrachen, setzte über den Zusammenbrechenden hinweg und ließ dann, als er abermals vor sich nur eine Mauer aus Körpern, Schilden und Waffen sah, sein Pferd sich zweimal im Kreis drehen. Das aufgeregte Tier schlug aus und zertrümmerte die Knochen einiger Caer-Krieger, die sich nicht schnell genug in Sicherheit bringen konnten.
    In den frei gewordenen Raum galoppierten die anderen hinein, und wieder warf sich Mythor nach vorn, ließ sein Schwert kreisen und schlug eine schmale Gasse in die eindringenden Truppen.
    Ein neuer Schwall Angreifer drückte Mythor und Elivara gegen den Torflügel. Sie kamen wieder frei
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