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Der Bestienhelm

Der Bestienhelm

Titel: Der Bestienhelm
Autoren: Hans Kneifel
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den Mammutfriedhof zu erreichen. Wir kommen mit Hilfe zurück, meine Freunde. Vielleicht ist die Stadt noch so lange zu halten. Mythor hat versprochen, für uns zu kämpfen. Er wird sein Wort halten. Keine Träne, keine Angst. wir kommen zurück.«
    Stumm senkten die Diener die Köpfe. Es war nicht zu erkennen, ob sie glaubten, was Königin Elivara sagte. Mythor hob die junge Frau in den Wagenkorb des Gespanns hinein und schwang sich in den Sattel eines Pferdes. Er nickte Nottr zu. Der Freund hielt ein Ersatzpferd am Zügel, das für Kalathee bestimmt war. Sadagar hatte ebenfalls einen Mantel übergeworfen. Auch der Pelzumhang des toten Königs war an Mythors Sattel befestigt.
    Mythor hob den Arm, der König Carnens Wappenschild hielt. »Wir versuchen, die Stadt zu retten!« rief er. »Niemand soll an der Königin zweifeln.«
    Die alten Dienerinnen würden das Gerücht, die Königin verlasse die brennende Stadt, nicht aus dem Schloss hinaustragen. In langsamem Trab ritt die kleine Gruppe aus dem Schlosshof hinaus und befand sich, kaum dass sie hundert Schritt zurückgelegt hatte, im Mittelpunkt erschütternder Szenen. Wieder hielt Mythor sein Pferd an und wandte sich an Kalathee, Sadagar und Nottr.
    »Nottr weiß es bereits«, sagte er, »und ihr sollt es wissen. Ehe Carbell starb, gab er Königin Elivara ein Geschenk des Caer-Priesters Aerinnen. Der Bestienhelm, eine magische Kreatur, sitzt auf Elivaras Kopf und wird sie in einigen Tagen in den Wahnsinn treiben. Deshalb die Verkleidung. Wir müssen verhindern, dass die Nyrngorer dieses teuflische Ding zu Gesicht bekommen. Elivara wird uns berichten, wie es Carbell gelungen ist, mit der Kreatur in ihre Nähe zu kommen. Vorwärts jetzt!«
    Wieder zuckte Nottrs Hand zum Griff der Waffe, aber er beherrschte sich, Mythors Warnungen im Gedächtnis. Kalathee zeigte ihre tiefe Erschütterung durch schweigende Blicke, die sie Elivara zuwarf. Aber Steinmann Sadagar bekam es mit der Angst und hielt sich vorsichtig am Ende des Zuges auf.
    Die Räder des Gespanns ratterten über das Pflaster, das mit Trümmern übersät war, selbst hier, weit vom Hafentor entfernt.
    Wie der Donner eines weit entfernten Gewitters kamen die krachenden Schläge der Rammen von allen Seiten. An jedem der sechs Tore waren jetzt frische Caer-Truppen eingesetzt und versuchten mit aller Macht, in die Stadt einzudringen. Die Brände erhellten fast den gesamten Horizont.
    Mythor ritt neben dem Wagen Elivaras. Plötzlich stieß die junge Frau Worte hervor: »Carbell ließ fragen, ob er mich sprechen dürfe. Dann kam er und sagte, dass er etwas über die Verteidigung wissen wollte. Ich legte gerade meine Rüstung an, als er mich ansprang. Und dann.«
    Sie schwieg, erschreckt durch die Erinnerung, und lenkte die Rappen in die Hafentorstraße hinein. Der Schein vieler Fackeln kam näher. In dem zitternden Licht erkannten die zwei Frauen und die drei Männer, dass um das Tor wie besessen gekämpft wurde.
    »Und dann sprang er mich an. Unter seinem Mantel schoss diese Bestie hervor und schnappte nach meinem Kopf. Die Schlange fesselte meine Arme, bis der Rachen sich festgebissen hatte. Dann brach Carbell zusammen. Den Rest hast du selbst miterlebt, Mythor.«
    Die kleine Truppe erschauerte unter dem Bewusstsein, welch grauenvoller Mittel sich die Schwarze Magie bediente. Dies durften die Nyrngorer nicht erfahren! Als die ersten Verteidiger das Gespann erkannten, brachen sie in Jubel aus und verdoppelten ihre Anstrengungen.
    An einer Stelle der Mauer hatten die Caer einen Durchbruch erzielt. Über die obersten Sprossen der Sturmleitern drangen hintereinander entschlossene Caer. Schnell kämpften sie die müden Verteidiger nieder und sprangen die Treppen hinunter. Andere ließen sich an schwankenden Seilen zum Boden hinab. Trotz verzweifelter Gegenwehr erreichten immer mehr Caer die Stellen rund um das geborstene Tor, an denen wilde Kämpfe entbrannt waren.
    Steine, Speere und Pfeile wurden aus den leeren Fensterhöhlen der gegenüberliegenden Häuser geschleudert. Krachend barsten Dachstühle, und ihre glühenden Balken erschlugen Verteidiger und Angreifer. Die Kämpfenden sprangen zwischen den Trümmern und den Flammen hin und her und kreuzten die Schwerter. Der Raum zwischen den Häusern und der Mauer, eine Anzahl breiterer Gassen und einige kleine Plätze, war voller kämpfender Gruppen, die sich vorwärts und rückwärts bewegten.
    Mit Mythor an der Spitze donnerte der Zug um Königin Elivara im Galopp
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