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Der beste Tag meines Lebens

Der beste Tag meines Lebens

Titel: Der beste Tag meines Lebens
Autoren: Ashley Miller , Zack Stentz
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hol dir ein Handtuch.«
    Danny schüttelte den Kopf, als ihm klarwurde, was Colin in diesen Zustand gebracht haben musste. »Heilige Scheiße«, sagte er. Dann bemerkte er den vorwurfsvollen Blick seines Vaters und wandte sich wieder den Pfannkuchen zu. »Ja, ja, schon gut, ›Iss dein Frühstück, Danny‹. Ich weiß.«
    Einen Moment später war Mrs. Fischer wieder da. Colin nahm das Handtuch, das sie ihm hinhielt, wobei er sorgsam darauf achtete, sie nicht zu berühren. Dann begann er, damit seine Haare zu trocknen.
    »Wir warten auf die Geschichte«, sagte sein Vater und ließ diese Erwartung im Raum stehen. Man konnte Colin zu keiner Handlung oder Äußerung zwingen, doch wenn man seine Erwartungen deutlich formulierte, dann gab er einem immer, was man seiner Ansicht nach brauchte – auch wenn es nicht unbedingt das war, worum man gebeten hatte.
    »Ich bin nass geworden«, sagte Colin, als würde das alles erklären. In Colins Augen tat es das. Dann drehte er sich um und ging die Treppe zu seinem Zimmer hinauf.
    »Tja, du hattest deine Chance, Dad«, sagte Danny und setzte sein Frühstück fort.
    ***
    Das Erste, was einem Besucher im Haus der Fischers an Colins Zimmer auffallen würde, war das Porträt über seinem Bett. Es war ein gerahmtes Schwarzweißfoto von Basil Rathbone mit Deerstalker-Hut, Cape in Hahnentrittmuster und langer gebogener Pfeife, die an seiner Unterlippe hing. Seine Pose drückte Nachdenklichkeit und Distanz aus, als wäre er sich der Anwesenheit des Fotografen zwar bewusst gewesen, hätte aber Wichtigeres zu bedenken gehabt. Auf diesem Bild war er kein bisschen Basil Rathbone – er war Sherlock Holmes. [1]
    Das Zweite, was einem Besucher auffiele, war, dass Sherlock Holmes sich in Gesellschaft befand. Mr. Spock, Commander Data und Detective Grissom aus der Serie
CSI
teilten sich mit ihm den Ehrenplatz an der Wand. Einmal hatte Mr. Fischer das Bild von Spock mitgenommen, um es mit einem Autogramm signieren zu lassen – und es umgehend ersetzen müssen, da Colin fand, das Foto sei durch Leonard Nimoys Unterschrift »ruiniert«. Daraus lernte sein Vater, dass Colins Zimmer kein Schrein für von ihm bewunderte Schauspieler, sondern eine Kultstätte zu Ehren kühler, glasklarer Logik war.
    Als Drittes wäre einem Besucher der Fußboden in Colins Zimmer aufgefallen, wo lauter Stapel herumstanden. Bücherstapel. Zeitschriftenstapel. Spielzeugstapel und Stapel aus halb auseinandergenommenen Haushaltsgeräten. Überall Stapel.
    Für ein ungeübtes Auge war das nur ein Durcheinander, das sich nicht groß von dem Durcheinander unterschied, das jeder andere Junge in jedem anderen Zimmer jedes anderen Hauses hätte anrichten können. Doch die wahre Natur dieser Anordnung lag im Detail – nicht dem Schein nach, worauf Colin möglicherweise hingewiesen hätte, sondern in der Realität. Sorgsam geordnet, Gleiches zu Gleichem. Hinter jedem Stapel im Zimmer steckte ein Prinzip, selbst wenn nur Colin dies verstand. So lag etwa die Magnetfeldröhre eines alten Mikrowellenherds auf einem Buch über Beuteltiere und einigen alten Ausgaben von
The New England Journal of Medicine.
Und das überstieg dann selbst die Fähigkeit seiner Eltern, einen Bezug zwischen den Dingen zu erraten.
    Jetzt stand Colin tropfnass zwischen den Stapeln vor seinem Schreibtisch, das Handtuch um die Schultern gelegt, den Blick auf ein Stück Papier gerichtet. Darauf waren spaltenweise grob von Hand skizzierte Gesichter zu sehen, jeweils mit einem Wort versehen, das ein Gefühl ausdrückte. Das Blatt war wiederum Teil eines Stapels, in dem es um Faustregeln zum Verständnis sozialer Intentionen menschlicher Wesen ging. Im Moment studierte Colin jede nur erdenkliche Art von Lächeln.
    Er schaute auf, als er das Geräusch von Turnschuhen auf dem Holzboden seines Zimmers hörte. Aus dem spezifischen Quietschen und dem Gewicht der Schritte schloss er, wer hereingekommen war. »Hallo, Danny«, sagte er. »Wie geht es dir heute?«
    Colin war erst drei, als Danny zur Welt kam. Wie die meisten Kinder faszinierte auch ihn die Aussicht auf einen kleinen Bruder oder eine kleine Schwester. Anders als die meisten Kinder brachte er dies allerdings zum Ausdruck, indem er seinen Vater zwang, ihm jede einzelne Seite des Ratgebers
Ein Baby kommt
vorzulesen. Er stellte präzise Fragen zum Zustand seiner Mutter, ihren Essgewohnheiten und ihrem allgemeinen Gesundheitszustand. Er war auch dabei, als mittels Ultraschall das Geschlecht des Babys
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