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Der beste Freund kann auch ein Mädchen sein

Der beste Freund kann auch ein Mädchen sein

Titel: Der beste Freund kann auch ein Mädchen sein
Autoren: Ann Mari Falk
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Großartig geht’s ihm, aber Stina hat Angst.
    „Die könnten kommen“, wispert sie.
    „Meinst du, die Indianer fressen dich auf?“ spottet Jan.
    „Pah, Indianer! Die großen Jungen aus dem Dorf natürlich“, sagt Stina.
    Der Himmel ist blau, die Sonne scheint, aber unter den Büschen und Bäumen ist es schattig, und die Schatten bewegen sich. Es raschelt im Dickicht, ein Vogel fliegt auf, und — still! — hört man da nicht irgendwo schleichende Schritte?
    Jan ist nun schon eine ganze Woche bei Stina und hat von der Sonne noch mehr Sommersprossen als sonst bekommen. Jetzt wird er zwischen den braunen Tupfen auf der Nase ganz blaß, denn das Geräusch klingt greulich. Und mit großen Jungen ist das manchmal so eine Sache, das weiß Jan vom Park und vom Schulhof daheim in Stockholm. Er macht einen Luftsprung vor Schreck, als plötzlich hinter einem großen Stein ein Geheul ertönt, und er nimmt Stina an der Hand und läuft in die entgegengesetzte Richtung. Da aber hört er direkt vor sich einen drohenden Schrei. Die beiden Kinder schlagen einen Haken, aber Jans Pullover verfängt sich im Gebüsch. Es ist, als würde er mit einem starken Griff gepackt und festgehalten.
    Plötzlich sind sie von Rothäuten und Bleichgesichtern umringt. Im Fernsehen sind das immer Feinde, aber die hier halten zusammen. Sie fangen Jan und Stina und treiben sie vor sich her, auf den Pfahl mit dem Wolfskopf zu. Jan ist groß und mager, Stina kurz und dick, aber sie kann flink wie ein Wiesel sein. Sie schafft es, sich loszumachen, versetzt einem Jungen mit Cowboyhut einen Stoß in den Magen, so daß er sich sehr plötzlich hinsetzt. Dann kriecht sie zwischen den Beinen eines Indianers durch und beißt ihn in den Knöchel. Fort ist Jans Kusine Stina, während er an den Pfahl gefesselt wird und seine Feinde um ihn herum ihren Kriegstanz vollführen. Es ist beängstigend und lustig zugleich.
    Jan erkennt den Indianerhäuptling wieder; seinem Vater gehört der Kaufladen im Dorf. Der Junge mit dem Lasso ist sonst Laufjunge beim Bäcker, und das Mädchen, das seinen Tomahawk so abscheulich vor dem Gesicht des Gefangenen schwenkt, arbeitet manchmal als Kindermädchen beim Gärtner. Sie hopsen und springen um den Marterpfahl, bis Jan ganz wirr im Kopf wird, und sie werden vielleicht sogar selber schwindlig dabei, denn mit einemmal lassen sie sich auf dem Boden nieder und halten Kriegsrat. Sie schreien alle durcheinander und überlegen, was mit Jan Andersson geschehen soll, der in „Bluff City“ eingedrungen ist. Es werden keine besonders schönen Vorschläge gemacht — Jan hört das gar nicht gern. Er merkt, daß die großen Jungen und Mädchen sich genauso wie er viele Abenteuerfilme ansehen.

    Aber sie sind doch nicht sehr schlau, denn sie machen einen solchen Lärm, daß sie weder hören noch sehen, was um sie herum vorgeht. Hinter dem großen Stein taucht nämlich plötzlich ein Kopf mit blondem, zerrauftem Haar auf, mit wütenden blauen Augen und einer Nase, die wie ein Knopf aussieht. Eine schrille Stimme übertönt das Geschrei: „Faßt sie, rettet Jan!“
    Und Skrot und Skrutt springen auf die Lichtung hinaus. Sie bellen, überrennen den Indianerhäuptling und stoßen den Sheriff um. Jan kann gut zählen, aber acht Pfoten und zwei buschige Schwänze wirbeln über die Wiese, und es kommt ihm vor, als wäre eine ganze Hundemeute los. Das war wirklich schlau von Stina, die Hunde zu holen!
    Schließlich bitten die Jungen und Mädchen um Gnade, Stina ruft Skrot und Skrutt zu sich und befreit Jan.
    „Schönen Gruß von deiner Mutter“, sagt sie zu dem Jungen mit dem Lasso. „Du hättest schon längst zum Essen kommen sollen.“
    Puh, hat der es aber auf einmal eilig! Und alle anderen auch. Es kann furchtbare Folgen haben, Mütter mit dem Essen warten zu lassen. Eines der Bleichgesichter ruft Stina noch zu: „Du und dein Vetter, ihr könnt in Bluff City eine Baumhütte bauen, wenn ihr Skrot und Skrutt mitbringt!“
    Da beschließen Jan und Stina, daß sie auch so eine Hütte haben wollen, aber nicht im Wald, sondern zu Hause, bei der Poststation.

Dunkle Taten

    Jetzt sollen Jan und Stina baden.
    Tante Anna Ist dabei und steht schon so tief im Wasser, daß es ihr bis zur Taille reicht. Sie lacht und lockt die Kinder. „Schnell, beeilt euch, es ist herrlich! Ach, seid doch nicht so zimperlich! Seid ihr plötzlich wasserscheu geworden?“ Das ist zuviel für Stina. Sie streckt ihr eigensinniges kleines Kinn vor, holt tief Luft und
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