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Der beste Freund kann auch ein Mädchen sein

Der beste Freund kann auch ein Mädchen sein

Titel: Der beste Freund kann auch ein Mädchen sein
Autoren: Ann Mari Falk
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unter die Bettdecke. Onkel und Tante sollen nicht wissen, daß er zugehört hat.

Tragen Seeräuber Schwimmwesten?

    Stina nagt am Daumen. Das tut sie oft, wenn sie über etwas nachgrübelt.
    Die Baumhütte ist sehr schön. Ja, schöner als sie ihr gestern noch vorkam. Da waren die Wände ein bißchen schief, der Boden wackelte, und die Tür ließ sich nicht schließen. Sie schielt zum Weihnachtsmann im Kirschbaum hinüber. Er nickt und sein Bart flattert. Stina weiß, daß das vom Wind kommt — oder etwa nicht?
    Jan kaut an einem Pinselstiel. Er denkt ebenfalls scharf nach. Die Hütte soll einen Namen bekommen, den will er auf ein Schild schreiben.
    Onkel David fragt: „Wie heißt das Haus?“
    „Unser Neues Heim“, schlägt Jan vor.
    „Nä, das ist nichts!“ sagt Stina.
    Deshalb fügt Jan hinzu: „Haus der dunklen Taten.“
    Stina starrt ihn an und begreift überhaupt nichts, aber Onkel und Tante lachen natürlich und sagen gleichzeitig: „Großmutter, was hast du für große Ohren!“
    Dann erklären sie Stina, was das alles zu bedeuten hat.
    Endlich ist der Bus da, und die Kinder bekommen ihre Pakete. Sie sind groß und ziemlich weich. Jan und Stina haben sich schon über Geschenkpäckchen unterhalten. An Weihnachten und bei Geburtstagen öffnen sie beide immer die harten Päckchen zuerst, denn, die weichen enthalten meistens nützliche Geschenke wie Kleider oder ähnliche Sachen, die Kinder sowieso brauchen, ob sie Geburtstag haben oder nicht.
    Die Pakete enthalten Schwimmwesten; sie sind wirklich prima und passen großartig. Aber Stina nagt wieder am Daumen.
    „Ich hab noch nie einen Seeräuber mit Schwimmweste gesehen“, meint sie.
    „Ach, freilich!“ behauptet ihre Mutter. „Alle Piraten, die nicht schwimmen können, tragen sie.“
    Onkel Davids Kahn wird zum Piratenschiff. Tante Anna hat die schwarzweiße Flagge gehißt. Aber Jan und Stina müssen nahe beim Landungssteg bleiben, wo das Wasser seicht ist. Trotzdem sind Onkel und Tante noch nicht zufrieden. Sie bereuen es bestimmt schon, daß sie den Kindern erlaubt haben, Seeräuber zu werden, und kommen unentwegt aus der Poststation gerannt, um nach Jan und Stina zu sehen. Schließlich binden sie zu allem Überfluß auch noch Skrot und Skrutt am Steg an, damit sie auf die Kinder aufpassen.
    „Bellt, wenn etwas passiert!“ befehlen sie.
    Jan und Stina rudern das Schiff hin und her. Sie spähen nach Feinden aus und rufen: „Schiff ahoi!“
    Die Sonne scheint, der See glänzt. Große weiße Möwen fliegen kreischend über ihren Köpfen. Es ist einer jener schönen Sommertage auf dem Land, von denen Mama und Papa ihrem Jan so oft erzählt haben.
    „Die Möwen lachen uns aus“, sagt Stina und fügt im Flüsterton hinzu: „Könnten wir nicht doch ein bißchen weiter auf den See rudern?“
    Sie tragen ja Schwimmwesten, da kann es nicht gefährlich werden. Stina nimmt die Ruder, Jan kümmert sich ums Steuer. Sie wollen um den Landungssteg herumrudern, doch da bellen die Hunde so laut sie können. Stina verliert vor Schreck ein Ruder.

    „Petzen!“ schreit sie. „Schämt euch was!“
    Jan schafft es gerade noch, das Boot wieder ins seichte Wasser zu steuern, ehe Onkel David neben Skrot und Skrutt auftaucht. Stina schaukelt hin und her und singt ein Liedchen. Jan trällert mit.
    „Ihr Bengel, habt ihr vergessen, daß ihr versprochen habt, brav zu sein?“ schimpft Onkel David.
    „Sind wir das denn nicht?“ fragt Stina.
    Skrot und Skrutt zeigen die Zähne und hecheln mit ihren langen roten Zungen. Das ist ihre Art zu lachen. Die Möwen stoßen auf das verräterische Ruder nieder, das ein Stück vom Landungssteg entfernt auf den Wellen schaukelt.
    „Ich mag heute kein Seeräuber mehr sein“, sagt Stina. „Komm, Jan, wir klettern jetzt in unser Baumhaus!“
    Der arme Onkel David weiß nicht, was von beidem schlimmer ist: die Kinder auf dem See zu wissen, bewacht von den Hunden, oder droben in der großen Kastanie.
    „Wer herunterfällt und sich das Genick bricht, bekommt eine Tracht Prügel“, droht er.
    Jan und Stina wissen, daß er nur Spaß macht.

    „Du bist heute mit dem linken Fuß zuerst aufgestanden, mein Mädel“, sagt Tante Anna verdrießlich und ein bißchen beunruhigt. Stina sitzt am Frühstückstisch und spielt mit dem Butterbrot. Sie schneidet Gesichter, statt ihre Milch zu trinken und ihre Haferflocken zu essen. Wenn man sie anredet, antwortet sie nicht, sondern schiebt nur ihr Kinn vor und streckt die Nase in die Luft. Jan
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