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Der beste Freund kann auch ein Mädchen sein

Der beste Freund kann auch ein Mädchen sein

Titel: Der beste Freund kann auch ein Mädchen sein
Autoren: Ann Mari Falk
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seine Kusine gern. Er hat sie noch nie so gern gehabt wie jetzt, und er beschließt, daß sie den weichen Spielzeugaffen bekommen soll, der als Maskottchen in Papas Auto hing. Jan drückt seine beiden Daumen und denkt daran, wie es war, als er damals in Stockholm krank wurde und der Arzt kam. Er hatte ihn in den Finger gestochen, um sich sein Blut anzusehen, und gab Jan eine Spritze. Das tat ein bißchen weh, aber Jan hatte nicht geschrien. Nein, das hatte er nicht! Stina aber — Stina lacht.
    Jan will ihr das Maskottchen sofort bringen und schickt sich an, vom Baum zu klettern; da bekommt er Angst, daß man ihn im Haus nicht brauchen kann. Er schluckt, um den Kloß loszuwerden, der ihm im Hals steckt. Heute hatte keiner für ihn Zeit. Onkel und Tante haben vielleicht sogar vergessen, daß es ihn überhaupt gibt. Wenn Mama und Papa wüßten, wie allein und verlassen ihr Junge ist! Hungrig ist er übrigens auch, denn er mochte den ganzen Tag lang nichts essen. Das erzählt er alles der Vogelscheuche.
    Der Weihnachtsmann hat ein verschmiertes Gesicht, als ob er geweint hätte. Jan weiß natürlich, daß das vom Regen kommt, aber er streichelt seine Stiefel und flüstert ihm zu: „Keiner fragt nach uns beiden, was?“
    Auf einmal stehen Onkel David und der Doktor unter dem Kirschbaum und winken Jan, herunter zu kommen. Der Arzt ist alt und weißhaarig. Er hat freundliche blaue Augen, lacht Jan an und sagt: „Aha, du denkst sicher, daß ich dieser Vogelscheuche ähnlich sehe.“
    Eigentlich hat Jan genau das gedacht. „Mach den Mund weit auf“, sagt der Doktor. „Uff, das sieht aber scheußlich aus! Hast du Schmerzen?“
    „Nein, danke“, antwortet Jan und verbeugt sich höflich. Direkt weh tut es nicht, sein Hals fühlt sich nur ein bißchen geschwollen an.
    „Du brütest eine richtige Mandelentzündung aus“, erklärt der Arzt. „Am besten legst du dich ins Bett. Stina hat dich angesteckt, weißt du.“ Jan ist so froh, daß er sich wieder verbeugt und dem Doktor die Hand schüttelt, ehe er ins Haus läuft, um zusammen mit Stina Mandelentzündung zu haben.
    „Was für ein lustiger kleiner Kerl!“ sagt der Arzt.
    Jan merkt, daß es gar nicht so schön ist, Mandelentzündung zu haben. Ein paar Tage lang können Jan und Stina weder schlafen noch sind sie richtig wach. Im Zimmer ist es furchtbar heiß, obwohl das Fenster weit offen steht. Einmal kommt es ihnen vor, als würden sie verbrennen vor Hitze und dann frieren sie wieder, daß es sie schüttelt. Sie können kaum sprechen. Stina lacht nicht mehr; sie winselt wie ein junger Hund. Skrot und Skrutt, die vor der Tür des Kinderzimmers liegen, winseln auch.
    Papa kommt aus der Stadt, um seinen kranken Jungen zu besuchen, aber Mama ist nicht dabei.
    „Sei nicht traurig“, bittet Papa. „Sie ist zur Zeit ein bißchen anfällig und könnte sich leicht anstecken.“
    Dafür schreibt Mama ihm Briefe. Jeden Tag kommt Post für Jan Andersson, und Onkel David bringt sie selbst herauf. Zuerst ist Stina eifersüchtig, bis Mama auf den Einfall kommt, ihr Zeichentrickhefte und eine Ansichtskarte zu schicken.
    „Fräulein Stina Nilsson“, liest Onkel David vor. „Wer kann das sein?“
    Jan und Stina bekommen Eis, so viel sie nur wollen. Das ist gut, wenn man einen entzündeten Hals hat, aber das Eis schmeckt nicht wie sonst.
    „Das kommt davon, daß es jetzt gesund für uns ist“, meint Stina.
    Die Kinder sind unglücklicherweise gerade in der schönsten und wärmsten Woche des ganzen Sommers krank. Jan träumt davon, baden zu gehen; Stina will im Boot auf den See hinaus. Sie streiten sich, was von beidem schöner ist. Ja, sie geraten sich wegen jeder Kleinigkeit in die Haare. Stina wird so böse, daß sie ihr Kopfkissen nach Jan wirft. Es soll ihn am Kopf treffen, landet aber auf dem Stuhl neben dem Bett. Und dort steht leider gerade ein Glas Saft. Tante Anna hört den Plumps und das Klirren der Glasscherben. Schnell kommt sie heraufgeeilt.
    „Man merkt, daß es euch wieder besser geht“, sagt sie.
    „Geht’s uns nicht“, widerspricht Stina.
    Aber Jan starrt an die Decke und tut so, als würde er Selbstgespräche führen. „So ein Glück, daß ich keine Geschwister habe!“
    Tante Anna wird ganz besorgt. Sie setzt sich auf die Bettkante und tätschelt Jan, streicht ihm das Haar zurück und legt die Hand auf seine Stirn, um festzustellen, ob er noch hohes Fieber hat.
    „Weißt du, Stina möchte gern, daß wir noch ein Kind bekommen — nicht, mein
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