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Der beste Freund kann auch ein Mädchen sein

Der beste Freund kann auch ein Mädchen sein

Titel: Der beste Freund kann auch ein Mädchen sein
Autoren: Ann Mari Falk
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ist, laufen die Erwachsenen immer gleich zum Landungssteg und zum Strand. Falls er den Garten verläßt, schicken sie Skrot und Skrutt aus, um ihn zu suchen. Jan dreht sich um die eigene Achse, kriecht dann unter die Fliederbüsche und wartet.
    Mama und Papa, Onkel und Tante und Stina rufen: „Jan — wo bist du?“
    Es kommt genauso, wie er es vorausgesehen hat. Papa und Onkel David laufen zum Landungssteg. Stina klettert hinauf ins Baumhaus, aber die Tante nimmt Mama am Arm. „Wenn er nicht bald kommt, stöbern ihn die Hunde im Handumdrehen auf“, sagt sie.
    Sie wandern langsam auf und ab; in der Nähe der Fliederbüsche steht eine Bank, und dort las-sensiesich nieder. Tante Anna wirkt ein bißchen verärgert.
    „Karin, ihr hättet schon längst mit Jan darüber sprechen müssen“, erklärt sie ihr. „Man soll nämlich vor seinen Kindern keine Geheimnisse haben.“
    „Wir haben es ja versucht“, antwortet Mama. „Mehrmals sogar, aber Jan ist uns immer ausgewichen. Weißt du, ich glaube fast, daß er die ganze Zeit schon gewußt hat, daß wir noch ein Kind bekommen. Aber irgendwie schwindelt er sich selbst etwas vor. Eigentlich sollte er sich freuen. Warum stößt du mich an?“
    Tante Anna antwortet nicht, sie steht nur auf und geht weg. Aber sie hat ganz offenkundig auf den Busch gedeutet, denn Mama flüstert: „Jan, mit hellblauen Hosen kann man schlecht Versteck spielen. Die sieht man nämlich.“
    Er kriecht heraus. Seine Brille steckt in seiner Tasche, und jetzt kommt es ihm nicht mehr vor, als hätte er neue Augen bekommen. Alles ist verschwommen. Er setzt sich an das äußerste Ende der Bank.
    Es ist ein warmer und ruhiger Abend. Mama macht die Augen zu und dreht das Gesicht der Sonne zu, die bald hinter den Baumwipfeln auf der anderen Seite des Sees untergehen wird.

    Die anderen Erwachsenen lassen sich nicht blicken. Stina ist auch verschwunden.
    „Warum bist du traurig, Jan Andersson?“ fragt Mama.
    „Bist du vielleicht glücklich?“ sagt er heiser. „Mhm, sehr“, nickt sie.
    „Klar!“ erwidert Jan böse. „Jetzt bekommst du ja so ein Kind mit runden Backen, wie du dir’s immer gewünscht hast. Ein Baby, das genauso dick ist wie du.“
    Mama bleibt ein Weilchen still, dann streckt sie die Hand aus. „Leihst du mir deine Brille?“ Sie putzt sie sorgfältig und gibt sie ihm zurück. Dann wischt sie Jan mit ihrem Taschentuch ein bißchen um Mund und Nase herum ab und holt etwas aus ihrer Kleidertasche.
    „Schau, wie ich mir deinen kleinen Bruder oder deine kleine Schwester wünsche.“
    Jan reißt die Augen auf — und starrt in einen Taschenspiegel. Ach, sie ist so dumm, seine Mama, daß er lachen muß. Aber aus dem Lachen wird Weinen. Er liegt der Länge nach auf der Bank, drückt das Gesicht in Mamas Schoß und schluchzt wild.
    Mama streichelt ihn und murmelt: „Ich wünsche mir ein Kind, das genauso ist wie du.“

Eine Nacht in der Hütte

    Mama bleibt ein paar Tage bei Jan, und die Kinder zeigen ihr alles. Wenn sie große Leute aus dem Dorf treffen, ist jeder besonders nett zu Jans Mama. Das machen die Erwachsenen immer so, wenn jemand ein Baby erwartet.
    Der Sommer hat einen großen Schritt vorwärts gemacht, während Jan und Stina krank waren. Im Wald finden sie Blaubeeren und Himbeeren. Stina stopft ihren Mund damit voll, spuckt sie dann wieder aus und zischt: „Bäh, Maden!“ Das klingt scheußlich, und Jan mahnt: „Du müßtest dir den Mund ausspülen, wenn du solche Sachen sagst.“
    „Aber es heißt wirklich so“, lächelt Mama. „Da hast du’s!“ sagt Stina.
    Mama fährt mit den Piraten im Boot auf den See, aber sie trägt keine Schwimmweste. „Kannst du schwimmen? „ fragt Jan ängstlich. „Wie ein Fisch“, versichert sie.
    Stina ruft dem Schiff mit den Bierfässern „Schiff ahoi!“ nach, als es vorbeituckert. Jan rudert, Mama kümmert sich ums Steuer, und alles ist so schön, daß Jan eine Melodie pfeift. Mama findet, daß er gut rudern kann; da will Stina zeigen, daß sie ebenso tüchtig ist.
    Eines Morgens gehen sie schon früh in den Wald und nehmen die Hunde mit. In Bluff City scheint die Sonne noch nicht; es ist schattig und ein bißchen kühl. Das Gras ist so naß vom Tau, daß ihre Schuhe quietschen. Stina und Jan deuten auf den Totempfahl und erzählen, wie sie von den Indianern und Bleichgesichtern gefangengenommen wurden, und wie Skrot und Skrutt Jan gerettet haben. Da bellen die Hunde plötzlich und springen an einem Baumstamm hoch. Es ist
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