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Der beste Freund kann auch ein Mädchen sein

Der beste Freund kann auch ein Mädchen sein

Titel: Der beste Freund kann auch ein Mädchen sein
Autoren: Ann Mari Falk
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direkt unheimlich, wie sie sich aufführen.
    „Was haben sie denn?“ fragt Mama.
    Da knackt es in einer der Baumhütten, und in der Hütte nebenan wird eine Tür zugeschlagen. Jemand hustet und jemand gähnt — uuuuh! Die Türen fliegen auf, die großen Jungen und Mädchen springen und klettern von den Bäumen. Sie sind zerrauft und ungewaschen und frösteln. Ihre Kleider sehen ganz zerknittert aus.
    „Wohnt ihr hier?“ fragt Mama.
    „Ja, manchmal, das ist prima!“ antwortet Anders.
    Jan ist sich nicht so sicher, ob er im Wald schlafen möchte, wenn es finstere Nacht ist und der Wind in den Bäumen heult, aber Stina wird ganz aufgeregt und will sofort nach Hause gehen, um mit ihren Eltern zu sprechen.
    „Jetzt ziehen Jan und ich um“, sagt sie. „Ja, das tun wir.“
    „Ich nicht!“ meutert Jan. „Ich will nicht nach Bluff City.“
    „Dummkopf! Wir wohnen natürlich in unserer eigenen Hütte“, sagt Stina.
    Tante Anna und Onkel David reden durcheinander. „Ihr seid wirklich komische Kinder! Soll das lustig sein?“ fragen sie. „Ihr habt ein schönes warmes Zimmer und bequeme Betten. Außerdem fürchtet ihr euch im Dunkeln, ihr Spatzen.“
    „Nein, gar nicht!“ behaupten Jan und Stina.
    Aber Mama lacht ihre Schwester aus.
    „Hast du vergessen, daß wir während des Sommers in einem Zelt wohnten, als wir ungefähr in Jans und Stinas Alter waren?“ fragt sie.
    Onkel David schiebt seine Mütze aus der Stirn und zupft nachdenklich an seinem rechten Ohr. Er hat Angst, daß die Hütte mitsamt den Kindern zusammenbrechen und herunterfallen könnte. Plötzlich schlägt er Jan auf die Schulter.
    „Baumeister Andersson baut die Hütte ab und stellt sie auf dem Boden wieder auf!“ befiehlt er.
    Das ist eine mühsame Angelegenheit! Jan und Stina sägen und hämmern, daß man es im ganzen Dorf hört. Anders und Arne und die anderen Bewohner von Bluff City werden von den Geräuschen angelockt und helfen.
    „Sie haben uns sonst immer so von oben herab behandelt, weil wir kleiner sind als sie“, erzählt Jan seiner Mutter, als keiner sie hört. „Aber jetzt sind sie richtig nett.“
    „Das ist aber eine angenehme Überraschung“, sagt sie.
    Und da hat sie recht.

    Der Himmel ist sternenklar, und der Mond scheint — es sieht aus, als hätte jemand eine silberne Straße über den See gemalt. Jan sitzt zusammengekauert auf dem Dach der Hütte, und alles kommt ihm so schön vor, daß es fast weh tut. Nicht so wie Bauchgrimmen, aber ganz ähnlich.
    In der Hütte war es warm und eng. Stina drehte sich dauernd in ihrem Schlafsack um. Sie hatten Mücken in ihrer Behausung, die summten und stachen. Jan war aufgewacht und hatte sich hinausgeschlichen; jetzt sitzt er da oben, die Arme um die Beine geschlungen, das Kinn auf die Knie gestützt, und fürchtet sich kein bißchen vor der Dunkelheit, obwohl im Haus kein Licht mehr brennt. Jan ist sich nicht ganz sicher, ob die Erwachsenen auch wirklich schlafen. Er vermutet, daß sie ab und zu wieder aus dem Bett klettern, die Vorhänge beiseite schieben und hinausspähen, um sicher zu sein, daß im Garten alles ruhig ist.
    Mama ist wieder heimgefahren. Wenn sie und Papa das nächste Mal kommen, nehmen sie Jan mit. Bald fängt die Schule an, und er wird Martin Wiedersehen. Dann spielen sie wie früher im Park oder im Schulhof. Und Jan wird eine kleine Schwester oder einen Bruder bekommen. Er horcht in sich hinein. Nein, er will nicht mehr weinen oder böse sein, wenn er daran denkt.
    Er winkt dem Weihnachtsmann im Kirschbaum zu. Der Arme, er hat unter dem Regen und dem Wind gelitten! Jan bekommt Lust, zu ihm hinaufzuklettern und ihn zu trösten. Der Weihnachtsmann ist nur eine Vogelscheuche, eine ausgestopfte Puppe, aber man kann ihm so vieles anvertrauen.
    Plötzlich erhellt ein funkelnder Streifen den Nachthimmel. Das ist eine Sternschnuppe. Jan hat gehört, daß man sich dabei etwas wünschen darf. Was wünscht er sich? Er will, daß Mama und Papa bei ihm sind. Stina kann übrigens auch dabei sein. Tante Anna, Onkel David und die Hunde ebenfalls. Dann fällt ihm noch etwas ein — daß es bald wieder Sommer werden soll. Für das neue kleine Kind ist es bestimmt auch gut, hier auf dem Land zu sein. Die Höfe in der Stadt mit dem Asphalt und den Teppichklopfstangen und Aschentonnen sind nicht der richtige Ort für Babys.
    Es poltert in der Hütte; Jan zuckt zusammen. Heraus kriecht Stina. Sie kommt aufs Dach geklettert. Stina ist genauso hellwach wie Jan.
    „Mama sagt,
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