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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System
Autoren: David Foster Wallace
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Richtung Biff. »Und statt mal ein Ründchen zu kotzen, bleibt diesem armen Kerl keine andere Wahl, als...«
    »... als seinen Kopf gegen die Wand zu hauen«, beendet Clarice den Satz mit einen kleinen verkniffenen Lächeln, das Lenore verrät, dass sie sich an Creamer und Geralamo und Co. erinnert. Lang nickt Clarice mit einem gewinnenden Lächeln zu. Biff hört schließlich auf, mit dem Kopf gegen die Tür zu schlagen. Seine Stirn ist gerötet, er schielt ein wenig, aber er wirkt ganz zufrieden. Seine Nackenmuskeln sind noch immer angespannt. Er schließt die Augen, lehnt sich zurück und atmet schwer.
    »Wir wären euch mehr als dankbar, wenn wir uns trotzdem noch einen Moment ausruhen könnten, bevor es da unten in die zweite Halbzeit geht«, sagt Lang. »Und ich versichere dir, Melinda-Sue, ich werde Doug auch die traurige und aus meiner Sicht höchst bedauerhafte Neuigkeit deiner Nichterinnerung ausrichten. Ja, es wird ihm wehtun, das sage ich ehrlich, denn im Grunde seines Herzens ist er ein zurückhaltender und empfindsamer Mensch.«
    »Das scheint bei euch in Amherst ja häufiger vorzukommen«, sagte Clarice. Lenore lächelt sie an.
    Inzwischen ist Mindy zum Aschenbecher gegangen, um zu sehen, was der tote Joint macht. Lenore spürt plötzlich, dass sich Mindy von diesen Typen nicht einschüchtern lässt. Mindys glänzende Beine unter dem Bademantel sind jetzt unmittelbar vor Wang-Dang Längs Gesicht. Er sitzt immer noch an Sues Schreibtisch, und seine Nase befindet sich etwa in Höhe von Mindys Hüfte. Lang schaut hinunter auf seine Schuhe, die mit den weißen Sohlen, er wirkt beinahe schüchtern. Lenore sieht, dass er wegen Mindy so unsicher ist. Mit einem großen Feuerzeug (darauf der Spruch: »Als Gott den Mann erschuf, übte sie nur«) setzt sie den Joint wieder in Brand. Sie hält inne, guckt, ob er glüht. Das ist der Fall, und Mindy zieht sich mit dem Joint zu Sue Shaws Bett zurück, setzt sich und schaut Lang herausfordernd an. Im Zimmer ist es, bis auf den Partylärm von unten, still geworden. Mindy konzentriert sich auf den Joint, hält jedoch abermals inne, blickt zu Lang hinüber und reicht ihm den Joint.
    »Das ist aber nett«, sagt Lang leise und zieht aus Höflichkeit einmal daran. Lächelt Mindy an.
    »Wer seid ihr eigentlich?«, fragt Mindy, und Clarice und Sue sehen sie böse an.
    Lang ist völlig überrascht. Er streckt ihr seine Hand entgegen. »Ich persönlich bin Andrew Sealander ›Wang- Dang‹ Lang, Abschlussklasse ’83 aus Nugget Bluff, Texas, zurzeit wohnhaft 666 Psi-Phi-Fraternity, Amherst College, Massachusetts, U. S.A.«
    »Also im zweiten Jahr?«
    »Positiv. Genauso wie dieser Gentleman hier, Bernard Werner ›Biff‹ Diggerence aus Shillington, Pennsylvania.« Dann eine spannungsschwangere Pause. Lang schaut zu Biff hinüber, der anscheinend an der Tür eingeschlafen ist.
    »Wir sind übrigens, so viel kann ich verraten, keineswegs freiwillig hier, sondern wurden hergeschickt – als Teil unserer, wie soll ich sagen, Initiation.«
    »Ach du Scheiße«, sagt Clarice, die mit verschränkten Armen an der Wand lehnt. Biff Diggerence gibt inzwischen erste Lebenszeichen von sich, und nicht nur das. Er streichelt Sue Shaw mit einem Wurstfinger übers Haar, schnalzt mit der Zunge und zwinkert ihr zu, dass sie aufwimmert und beinahe anfängt zu heulen.
    »Initiation?«, fragt Mindy.
    »Positiv. Der Oberbonze Höchstselbst und Pooh-Bah der Brüderlichen Vereinigung von Psi-Phi hat uns ausgesandt für diese ...«, an dieser Stelle ein Rülpsen, »... auf eine Art Suche, kann man sagen. Die Suche nach persönlicher Dekoration...«
    »Dekoration?«
    »Auto...gramme«,lacht Biff – ock-ock! – und schlägt zur Unterstreichung den Hinterkopf an die Wand.
    »Autogramme?«
    »Ja, wir brauchen eure Unterschrift auf unserem Arsch«, sagt Biff rundheraus und lächelt hinab auf Sue Shaw.
    »Heißt das, wir sollen euren Arsch signieren?«
    »Die Antwort ist leider Gottes positiv«, sagt Lang und wirft Lenore ein Zahnweiß-Lächeln zu. »Wir sind gehalten ...«, wobei er ein Blatt Papier aus der Tasche seines Blazers zieht, das er offenbar noch einmal studieren muss, »... wir sind gehalten, vom schönen Geschlecht in Mount Holyoke nicht weniger als fünf Unterschriften zu erlangen, und zwar bis Sonnenaufgang. Ich denke, eine Unterschrift können wir uns gegenseitig machen, wozu sind Freunde da, aber eben nur eine.« Vielsagend schaut er jedes der Mädchen an, vor allem Lenore. »Das bedeutet,
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