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Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)
Autoren: Alfred Bekker
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deutlich spüren. Aber er fühlte genauso deutlich, dass dieser Wille nicht frei war, sondern von einer anderen Macht beherrscht wurde.
    Ghool.
    Brass Elimbor rief eine Formel. Blitze, so stark, wie er sie schon seit Stunden nicht mehr hatte erschaffen können, trafen nun den Drachen, der mit den Flügeln aufgeregt um sich schlug; seine Flugbewegung wurde zu einem ziemlich ungelenk wirkenden Trudeln.
    Brass Elimbor hatte ihn verstanden. Alles, was der Elb in diesem Moment an Kräften noch aufbieten konnte, schleuderte er dem Drachen entgegen. Für diesen wirkte das wie ein Schlag vor den Kopf. Diesen Moment der Schwäche nutzte Arvan.
    Gehorche mir!, dachte er. Du bist auch nichts anderes als ein zu groß geratenes Baumschaf mit Flügeln.
    Der Drache zog eine Schleife, dann kam er sehr tief herunter, fasste Arvan mit seinen Drachenklauen und flog mit ihm empor.
    Hinauf!, befahlen Arvans Gedanken. Zur Halle der Ersten Götter.
    Der Drache stieß einen Feuerstrahl in den Himmel und ließ einen dröhnenden Ruf folgen.
    Zu deinem alten Herrn.
    Der Drache flog den Berg hinauf. Mit kräftigem Flügelschlag gewann er rasch an Höhe. Die Sonne war inzwischen milchig geworden und schickte sich an, hinter dem westlichen Horizont zu versinken.
    Es ist Zeit für die Entscheidung, Ghool, dachte Arvan. Und wäre es nicht eine besondere Ironie, wenn du durch einen jener Drachen stirbst, die du selbst gerufen hast?
    Arvan hatte keine Ahnung, ob das überhaupt möglich war. Aber er hatte sich entschieden, darüber nicht zu sehr nachzudenken.
    Der Drache schwebte in den von Nebel umgebenen Gipfelbereich des Berges Tablanor. Die Halle der Ersten Götter tauchte auf. Genauso wie sie sich da nun vor ihm erhob, hatte er sie auch im Traum gesehen. Du hast mich gerufen, Ghool – und wenn du nicht damit gerechnet haben solltest, dass ich auch komme, dann ist das nicht meine Schuld, dachte er.
    Der Drache setzte ihn ein paar Stufen unterhalb der Halle ab und flog dann davon. Arvan spürte, wie er die Macht über das riesige Geschöpf verlor. Da war etwas, was ihn noch stärker beherrschte als Arvans Wille. Etwas, das anscheinend sogar stärker war als die Kräfte seines alten Herrn, dessen Willkür der Drache ja durch Brass Elimbor entrissen worden war.
    Arvan erhob sich. Den Beschützer, den er bis dahin in der Hand gehalten hatte, steckte er nun in die Lederscheide, die seine Ziehmutter Brongelle für ihn angefertigt hatte, und schnallte sich die Waffe über den Rücken. Aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, die Hände frei haben zu müssen.
    Als er sich seine Kleidung zurechtrückte, berührte er leicht den Elbenstab in seinem Gürtel.
    Fast wie zufällig geschah das.
    Nein, dachte er. Von diesem Stück Holz brauchst du dir nichts zu erhoffen, auch wenn Brass Elimbor und Lirandil hundertmal davon gesprochen haben, welches Symbol der Hoffnung dieses Artefakt sei!
    Elbengerede. Mehr war das nicht.
    Er stieg die Stufen empor. Dann trat er zwischen den ersten Säulen hindurch.
    Tritt näher. Ich erwarte dich schon, Arvan!
    Arvan erreichte schließlich die Mitte der Halle. Er sah Lirandil und Neldo– jeweils an eine Säule gepresst, vollkommen bewegungslos und offenbar durch die Kraft einer sehr starken Magie gefesselt.
    Und dann bemerkte er den toten Whuon, aus dessen Brust der Schwertgriff herausragte.
    Ghool erwartete Arvan in der Gestalt des Vogelköpfigen.
    » Schön, dass du den Weg doch noch gefunden hast, Arvan « , sagte Ghool jetzt laut. Die Worte, die aus dem geöffneten Schnabel hervordrangen, klangen krächzend und heiser. » Dein Freund Lirandil hätte dich liebend gerne durch einen starken Gedanken gewarnt, aber das habe ich nicht zugelassen. «
    Arvan umfasste instinktiv den Elbenstab.
    Ghool nahm dies mit einem spöttischen Gedanken zur Kenntnis. Ein Stück Holz, Arvan, mehr nicht.
    Die Gedanken rasten nur so in Arvans Kopf. Irgendwie hatte er geglaubt zu wissen, was er jetzt zu tun hätte. Wo waren die Erinnerungen an die Erste Schlacht am Berg Tablanor? Wo all das Wissen, das ihm bei seiner ersten Begegnung mit Ghool geholfen hatte, ihn zu besiegen?
    Im Moment schien in seiner Gedankenwelt nur Chaos zu herrschen. Hier und da blitzten ein paar Bilder und Gedanken auf. Aber nichts davon schien im Moment irgendeine Hilfe zu sein.
    Die Schlacht ist entschieden, Arvan. Und dein Schicksal besiegelt.
    Ghool richtete seine Hände auf Arvan.
    » Stirb– und sieh, was große Kräfte vermögen, Arvan! «
    Lichtstrahlen schossen
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