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Der Befehl aus dem Dunkel

Der Befehl aus dem Dunkel

Titel: Der Befehl aus dem Dunkel
Autoren: Hans Dominik
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als fantastisch sind.«
    Marians Gesicht wurde ernst und abweisend. »Das glaube ich auf keinen Fall. Die Gesetze der Natur werden solche Ausschreitungen nicht zulassen. Ich glaube und hoffe es nicht. Denke daran, Georg, daß Allgermissen in Wahnsinn verfiel:
    Nemesis nannten’s deine alten Griechen.«
    Georg machte eine abweisende Handbewegung. »Abergläubische Gedankengänge eines noch in Urzeiten wurzelnden Volkstums, mein lieber Marian! Einfachste physikalische Logik legt solche Möglichkeiten nahe …
    Aber ich hake immer wieder bei der anscheinend so nebensächlich hingeschriebenen Bemerkung von den großen pharmakologischen Kenntnissen Allgermissens fest. Was Lönholdt da so in kurzen Stichworten schreibt, ist meiner Meinung nach ein Erklärungsversuch für das viele Rätselhafte, was sich während der Tage und Nächte, in denen Allgermissen im Gefängnislazarett war, ereignete. Leider ist das alles kaum zu verstehen. Vielleicht bin ich aber auf dem rechten Wege, wenn ich es in folgender Weise deute:
    Allgermissen war, wie Lönholdt schreibt, ein guter Kenner pflanzlicher Gifte. Wenn ich von dieser Bemerkung ausgehe, komme ich zu demselben Schluß, zu dem anscheinend auch Lönholdt gelangt war. Allgermissen hatte bei seinen Forschungen Pflanzengifte entdeckt, die geeignet sind, verschiedene Eigenschaften des menschlichen Hirns in krankhafter Weise zu steigern. Solche Stoffe kennt man ja seit langem. In diesem Falle müßten die Gifte die besondere Wirkung gehabt haben, die Empfänglichkeit oder die Strahlung des denkenden Hirns durch ein oder vielleicht auch durch mehrere Präparate zu verstärken. Wahrscheinlich hat er es durch Anwendung solcher Mittel fertiggebracht, zeitweise aus dem Lazarett zu entweichen. Ist meine Vermutung zutreffend, dann hat Allgermissen das Problem in verschiedener Weise, elektrisch und chemisch, gelöst.
    Aber das sind alles nur Vermutungen. Ich werde von jetzt ab sehr ernsthaft an dem Verstärker arbeiten. Doch nun Schluß für heute!«
    *
    Drei Wochen waren ins Land gegangen. Wochen, in denen die Lampen im Laboratorium nur selten erloschen. Da kam ein Telegramm von Anne: »Wir kommen morgen.« Georg las es mit unbeschreiblicher Freude. Jetzt wollte er an nichts anderes denken als an ein frohes Zusammensein mit seiner Verlobten.
    Es wurden Wochen heller Freude. Es war ihnen, als wäre ihrer Liebe ein neuer Frühling geschenkt.
    Forbin war viel auf Reisen über die nahen Grenzen. Helene hatte in Aachen einen alten Verehrer aufgegabelt. Er kam häufig mit seinem Wagen nach Neustadt und holte Helene zu Ausflügen ab. In einem sehr kleinen Kreis Eingeweihter war er bekannt als Spezialist für Waffenschiebungen größten Umfanges.
    Hier in der Heimat, an der Seite ihres Verlobten, gelang es Anne, sich von allem Drückenden frei zu machen. In vollen Zügen genoß sie die schönen Tage.
    Als eines Tages Anne Georg zu einem Spaziergang abholen wollte, führte er sie mit geheimnisvollem Lächeln in sein Laboratorium. Anne kannte den Raum schon von früher und wunderte sich nur über eine längliche, an der Wand befestigte Truhe, die früher nicht dagewesen war. Georg führte sie zu der einen Schmalseite der Truhe und gab Anne eine Schachtel Streichhölzer in die Hand. Er selbst trat zurück und begann an einigen Hebeln zu schalten.
    »Bitte, Anne, zünde doch ein Streichholz an und halte es unter diese überstehende Metallplatte.«
    Anne tat wie geheißen. Im selben Augenblick schrie sie laut auf, ließ das Holz fallen, schlug wie geblendet die Hände vor die Augen.
    Im Moment, da sie das Hölzchen entzündet hatte, war von der Decke des Zimmers eine unendliche Fülle weißgelben Lichtes gestürzt, die den Raum mit flutenden Lichtwellen erfüllte, als stünde er in hellstem Brand. Erst als sie die Arme Georgs um sich fühlte, konnte sie sich von dem Schreck frei machen. Dann schaute sie ihn vorwurfsvoll an.
    »Aber, Georg! Was war das? Was treibst du da für Zauberkunststücke?«
    Georg strich ihr lachend übers Gesicht. »Ach, so hat dich das kleine Experiment erschreckt? Das war doch ganz harmlos, nichts von Zauberkunst. Du siehst hier nichts anderes als einen Verstärker, wie du ihn vom Radioapparat her wohl kennst. Nur, daß der hier alle Wellen verstärkt. Nicht nur die langen Radiowellen, sondern auch die kurzen und kürzesten hinab bis zu den Lichtwellen. Die Lichtflut, die dich erschreckte, war nichts anderes als die millionenfach verstärkte Flamme des Streichholzes.«
    »Aber
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